"20 Jahre Städtepartnerschaft zwischen Bad Neustadt und dem tschechischen Bilovec wären eigentlich ein Anlass eines schönen Festes", stellte Bürgermeister Michael Werner bedauernd fest, "doch leider ist dies aufgrund von Corona nicht möglich, auch von gegenseitigen Besuchen wird derzeit abgesehen".
Erst Schüleraustausch, dann Städtepartnerschaft
Am 8. September 2001 wurde die Partnerschaftsurkunde der beiden Städte unterzeichnet. Noch etwas länger besteht der Schüleraustausch der Partnerschulen Zakladni Skola Komenskeho und der Zakladni Skola T.G.Masaryka von Bilovec, dem ehemaligen Wagstadt, und der hiesigen Mittelschule. "Zwar haben im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte auf beiden Seiten einige Schulleiter, Stadträte und auch Bürgermeister gewechselt, aber es zeigte sich auch, dass die entstandenen Kontakte und Freundschaften selbst über die Jahre hinweg tragfähig und existent sind", weiß Klaus Schiffmann, Beratungslehrer und Befürworter der ersten Stunde.
"Mit einem kleinen Festakt wollen wir dennoch auf dem Schulberg dieses Jubiläum feiern", macht Rita Rösch, Städtepartnerschaftsreferentin für Bilovec, deutlich. "Unsere Aktion soll zum einen Dank an die Initiatoren und Initiatorinnen sein, zum anderen an die Bürgerschaft beider Orte, die den Austausch so viele Jahre unterstützt haben". Es habe zahlreiche intensive Begegnungen gegeben, aus den sich auch private Freundschaften entwickelt hätten.
Klaus Schiffmann prägte das Gesamtprojekt
Ihren besonderen Dank richtete Rösch allen voran an Klaus Schiffmann, "er hat in diesen 20 Jahren zahlreiche Jugendliche nach Tschechien begleitet und das Gesamtprojekt geprägt". Auch dankte Rita Rösch den ehemaligen und jetzigen Rektoren der Mittelschule, die dem Austausch immer positiv gegenüberstanden und förderten.
Für Schiffmann selbst steht beim Schüleraustausch das Kennenlernen des alltäglichen Lebens in einem anderen Land, die Kunst und Kultur sowie die persönlichen Begegnungen für die Jugendlichen im Vordergrund. "All dies geht in das Austauschprogramm ein und ich bin mir sicher, dass somit die Vergangenheit am besten bewältigt und eine friedvolle Zukunft erreicht werden kann".
Dabei erinnerte der Mittelschullehrer an die ersten Besuche in Bilovec, das vom jahrzehntelang herrschenden Sozialismus stark geprägt war. "Die Menschen begannen aber auch hier die alten Fesseln abzustreifen und die neuen Spielregeln der Demokratie aufzunehmen". Dennoch, Spuren seien immer noch sichtbar. "Die deutschen Schüler konnten den Vergleich zwischen den Systemen ziehen und das Glück, im Westen groß geworden zu sein, neu schätzen".
Hände, Füße und Übersetzungsprogramme
Das Ankommen im Alltag des jeweils anderen habe sich unproblematisch vollzogen und "sofort machte man sich daran, die tschechisch-deutsche Sprachbarriere auf Englisch und mit Zuhilfenahme von Händen und Füßen oder dem Übersetzungsprogramm zu umgehen, was hervorragend funktionierte", zog Schiffmann schmunzelnd Bilanz. Die Lehrer beider Länder hatten jeweils eine schöne Woche vorbereitet, in der neben Kunst und Kultur natürlich auf die Bedürfnisse der jungen Schüler eingegangen wurde.
Die Tradition des Schüleraustausches soll unbedingt fortgesetzt werden, das wünschen sich alle Aktiven des Partnerschaftsgremiums. "Es wird eine Zeit geben, wo gegenseitige Besuche wieder möglich sind", so Rita Rösch.
Die Fünft- und Sechsklässler der Mittelschule Bad Neustadt, die mit den Fähnchen und Flaggen der beiden Länder die kleine Feierstunde umrahmten, hoffen zumindest sehr, "dass sie bald zu den Begünstigten zählen werden, die als Erste nach der Corona-Krise gemeinsam nach Tschechien reisen dürfen", schloss Klaus Schiffmann. Mit bunten Luftballons schickten die Schüler und die Gäste der Mittelschule viele Grüße nach Bilovec, dem ehemaligen Wagstadt.