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Bad Königshofen
Bundesfreiwilligendienst: Nils Schüler engagiert sich im sozialen Bereich und plant seine berufliche Zukunft
Kürzungen im Haushaltsentwurf der Bundesregierung würden auch den Freiwilligendienst treffen. Was der Bufdi Nils Schüler aus Bad Königshofen davon hält.
Nils Schüler absolviert ein Jahr im Bundesfreiwilligendienst im Haus am Kurpark in Bad Königshofen. Das hat seinen Berufswunsch beeinflusst und einen Einblick in die Praxis gegeben.
Foto: Regina Vossenkaul | Nils Schüler absolviert ein Jahr im Bundesfreiwilligendienst im Haus am Kurpark in Bad Königshofen. Das hat seinen Berufswunsch beeinflusst und einen Einblick in die Praxis gegeben.
Regina Vossenkaul
Regina Vossenkaul
 |  aktualisiert: 13.02.2024 06:41 Uhr

Einen Einblick in die Praxis und eine Bedenkzeit vor dem Studium hat sich der ehemalige Abiturient Nils Schüler aus Bad Königshofen verschafft: Er arbeitet ein Jahr lang als Bufdi (Bundesfreiwilligendienst) im Haus am Kurpark des "Paritätischen". "Nach dem jahrelangen Pauken war eine praktische Tätigkeit eine willkommene Abwechslung", stellt er fest.

Dass er in einen sozialen Beruf einsteigen will, stand für Nils Schüler fest. Aber welche Richtung soll er einschlagen – Lehramt oder Sozialpädagogik? Ein Inserat in der Zeitung kam zur richtigen Zeit und so wurde er Bufdi im Mutter-Kind-Kurhaus.

Er ist überwiegend bei der Betreuung der Kinder eingesetzt, die tagsüber in einem externen Kinderhaus spielen können. Nur die kleinen bleiben im Haupthaus. "Von drei bis 12 Jahren ist hier alles vertreten, und die Gruppen wechseln dauernd. Da ist für Abwechslung gesorgt", berichtet er. Als Mann ist er mit einem Kollegen in der Minderheit, die Kinder wissen das zu schätzen, wenn männliche Betreuer da sind, die auch mal mit ihnen Fußball spielen. Dass er mit Kindern gut klarkommt, hat Nils Schüler schon als Fußballjugendtrainer bewiesen.

Hausaufgabenbetreuung im Mutter-Kind-Haus

Damit die Schulkinder, die ihre Mütter zu den Kuren begleiten, nicht so viel Schulstoff versäumen, müssen sie Hausaufgaben erledigen – außer in den Ferien. Der Stoff wird von ihren Lehrern in der Heimatgemeinde zugeschickt.

Da ist es gut, dass der Abiturient seine Schulzeit noch nicht so lange hinter sich hat. "Ich musste aber erstmal überlegen: Wie geht noch mal das schriftliche Dividieren?", gesteht er. Mit Taschenrechner geht es schneller. Natürlich gebe es auch mal schwierigen Zeiten, wenn ein Kind neu und nicht an eine Fremdbetreuung gewöhnt ist. "Wenn die Kinder sehen, wie schön man hier spielen kann und welche Möglichkeiten es gibt, sind die Trennungsängste schnell vergessen", sagt Schüler.

Kürzungspläne für den Bundesfreiwilligendienst

Von den Kürzungsplänen für den Bundesfreiwilligendienst und des Freiwilligen Sozialen Jahrs hält er gar nichts und befürchtet, dass sich dann noch weniger junge Leute für diesen Dienst entscheiden. Momentan gibt es 423 Euro Taschengeld, dazu eventuell Zulagen für Essen und Fahrgeld, je nach Träger des Einsatzortes.

Wer sich in Würzburg oder einer anderen größeren Stadt ein Zimmer mieten muss, kommt ohne die Unterstützung seitens der Eltern nicht aus. "Unsere Bufdis waren immer tüchtig und sehr wertvoll für die Einrichtung", sagt Geschäftsführerin Evi Bidrim vom Haus am Kurpark.

Petition gegen die Kürzungen hat 92.000 Unterschriften

Bindrim sprach mit der Vorsitzenden des Landesausschusses Muttergenesung und BRK-Landesgeschäftsführerin, Elke Frank, die von den geplanten Kürzungen im Haushaltsentwurf der Bundesregierung bei den Freiwilligendiensten um insgesamt 78 Millionen informierte, was ungefähr 20,6 Prozent an Kürzungen im Freiwilligen Sozialen Jahr und 25,6 Prozent im Bundesfreiwilligendienst bedeutet.

Alle Ministerien müssen einsparen (bis auf den Verteidigungshaushalt), das habe Auswirkungen auf die sozialen Dienste. Die Entlohnung für die Bufdis werde sicher zukünftig nicht verändert, sondern die Aufnahme der interessierten Personen wird begrenzt. Damit werde die Gesellschaft erst im Nachgang bemerken, welche Auswirkungen das für sie persönlich haben wird, so Frank.

Der Paritätische Landes – und Bundesverband hat bereits eine Petition gestartet, die mehr als 92.000 Unterschriften erhalten hat. Nun folgt eine Anhörung der Petition im Bundestag im September. Ergibt die Beratung im Petitionsausschuss, dass die Forderungen insgesamt oder teilweise begründet sind, fasst der Bundestag auf Empfehlung des Petitionsausschusses einen entsprechenden Entschluss, der der Bundesregierung übermittelt wird.

Nils Schüler will jetzt Grundschullehrer werden

Wie geht es weiter für Nils Schüler? Er hat sich für ein Lehramtsstudium für die Grundschule in Bamberg entschieden. Den Vorschlag von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, verpflichtend ein soziales Jahr im Laufe des Lebens zu absolvieren, kann er nicht unterstützen. Es sollte freiwillig bleiben, aber besser honoriert werden, meint er, damit man nicht auf die Unterstützung der Eltern angewiesen ist, dann würden sich auch mehr Jugendliche dafür entscheiden.

 
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Kommentare
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  • Klaus Krug
    Als erstes mal ein großes und herzliches Danke an alle Bufdis für ihren freiwilligen und wertvollen Einsatz für unsere Gesellschaft.

    Wie blöd muss bitte man sein, um in diesem Bereich "Einsparungen" vorzunehmen? Für das überschaubare Taschengeld erbringen die Bufdis oft Leistungen, die das Mehrfache des Taschengeldes wert sind. Habe ich selbst vor einiger Zeit im Leopoldina-Krankenhaus erlebt.

    Wenn jetzt der Freiwilligendienst totgespart wird, dann wird das Auswirkungen vor allem in den Bereichen Altenpflege, Krankenhäuser und Sozialarbeit haben. Alles Bereiche, die ohnehin schon an massiven Personal- und Nachwuchsproblemen leiden. Damit ist niemanden geholfen, aber vielen geschadet.

    Ein sehr fragwürdiger Einsparungsbeitrag im Bundeshalt, ausgelöst durch die Sparwut des Finanzministers und einem Mangel an Rückgrat oder Durchblick bei der Familienministerin.
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