
Für eine Organisation, die hauptsächlich auf ehrenamtliche Arbeit angewiesen ist und mit zwei fest angestellten Teilzeitkräften einen Laden mit mehr als 6000 Mitgliedern zu betreuen hat, ist Martina Alsheimer ein echter Glücksfall. Als „Bufdi“, wie die Abkürzung des Bundesfreiwilligendienstes heißt, unterstützt sie im Ökohaus im Luitpoldgraben die Arbeit der Kreisgruppe Würzburg im Bund Naturschutz (BN). Als promovierte Biologin mit Schwerpunkt Pflanzen ist sie kompetent für diese Tätigkeit, dazu lebenserfahren. Alsheimer ist 46 Jahre alt und Mutter zweier Kinder.
Bislang konnte die Kreisgruppe mit interessierten Zivildienstleistenden rechnen. Die waren stets sehr jung und wollten bei ihrer Arbeit für den Bund Naturschutz lernen. Die „Zivis“ gibt es seit der Bundeswehr-Reform nicht mehr. Dafür wurde der Bundesfreiwilligendienst geschaffen. Auch diese Möglichkeit nehmen meist Jüngere in Anspruch, die nach dem Abitur nach Orientierung oder nach Berufsausbildung oder Studium neue Wege suchen. Alle wollen ihre Zeit des Übergangs sinnvoll nutzen.
Schwerer Wiedereinstieg in Beruf
Zumindest was das Lebensalter angeht, fällt die Biologin Martina Alsheimer zwar etwas aus dem Rahmen. Nicht aber, wenn es um einen gewissen Leerlauf in der beruflichen Laufbahn geht. Nach Biologie-Studium und Promotion in Bayreuth, sowie anschließenden Beschäftigungen im öffentlichen Dienst pausierte sie für die Sorge und Erziehung ihrer beiden Söhne. Als sie wieder einsteigen wollte, war es schwierig in ihrem Beruf als Biologin. Nach der Kinderpause galt sie für eine Teilzeit-Anstellung im öffentlichen Dienst als „überqualifiziert“. In Wissenschaft und Forschung sind Teilzeit-Anstellungen so gut wie nicht möglich, musste sie feststellen.
Ehrenamtlich war sie schon früher engagiert. So kam sie auf den Bundesfreiwilligendienst und kann sich nun beim Bund Naturschutz in Teilzeit in einem Bereich engagieren, in dem sie arbeiten wollte. Nebenbei erfüllt sie noch Werkverträge mit der Universität Dresden.
15 Monate dauert ihr „Bufdi“-Vertrag. Die Zeit will Alsheimer in jeder Hinsicht nutzen. Hier kann sie die Zeit sinnvoll ausfüllen. Hier steht die Biologin mitten in den aktuellen Themen des Naturschutzes. Es ist Alsheimer während ihres „Bufdis“ auch möglich, ins berufliche Umfeld zu blicken, den einen oder anderen Kontakt zu knüpfen.
In der Wissenschaft zu arbeiten, erscheint Martina Alsheimer nach bisherigen Erfahrungen zwar nach wie vor als erstrebenswert, aber mittlerweile ziemlich unrealistisch. Also kann sie sich auch eine Anstellung in der Privatwirtschaft vorstellen. Es gilt also, sich Alternativen zu suchen.
Bei Martina Alsheimer klingt es zwar nicht nach Resignation, wenn sie über ihre Job-Suche Mitte Vierzig spricht. Aber ein wenig Verärgerung schwingt mit, wenn sie sagt, es gebe in dieser Gesellschaft zu wenig Achtung, wenn man für die Kinder zuhause bleibt. Dafür erwartet sie auch keine direkten Punkte bei der Jobsuche, aber auch keine Nachteile.
So ist ihr diese Arbeit beim Bund Naturschutz für ihr Selbstwertgefühl wichtig. Alsheimer macht ihren Job sehr gerne, weil sie mit vielen Leuten und interessanten Themen zu tun hat.