Zum Artikel "Die Energiewende scheitert" vom 25. März erreichte die Redaktion folgende Zuschrift.
"Wer will, findet Wege, wer nicht will, findet Ausreden." Dieses Zitat kam mir spontan in den Sinn, als ich das Interview mit Thomas Habermann gelesen habe. Manche Argumente liegen auf dem Niveau von Bierzeltreden. Wir schenken den Österreichern Strom und müssen ihn dann teuer zurückkaufen, wenn wir ihn wieder brauchen? Kommt stundenweise im Jahr schon mal vor – spielt aber über das Jahr gesehen keine Rolle. Deutschland hatte 2022 mit Strom einen Außenhandelsüberschuss von 5,3 Milliarden Euro. Auch mit Österreich lag der Überschuss übrigens bei satten 1,7 Milliarden Euro. Der Preis pro kWh hielt sich beim Im- und Export in etwa die Waage. Hat Herr Habermann es nötig, mit solchen verzerrenden Aussagen Stimmung gegen die Energiewende zu machen?
Uns fehlen Fachkräfte, Bagger, Baggerfahrer usw., um die Energiewende zu stemmen? Ja, das wird ein Problem. Aber deswegen den Kopf in den Sand stecken und nichts machen? Sicher keine gute Idee. Außerdem waren wir 2012 schon mal bei einem Zubau von 7,5 Gigawatt PV-Leistung in Deutschland. Unter Schwarz-Gelb wurden dann die Rahmenbedingungen so verschlechtert, dass bis 2015 der Zubau auf unter 1,5 Gigawatt gefallen ist. Viele Firmen gingen in die Insolvenz und die Fachkräfte mussten sich anderweitig orientieren. Was in den Folgejahren nicht gebaut wurde, muss jetzt nachgeholt werden und verschärft die Lage enorm.
Die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Leitungsausbau sind ungünstig? Hier kann ich Herrn Habermann recht geben. Aber wieso wurde das in den 16 Jahren unter CDU/CSU geführten Regierungen nicht geändert?
Meine Bitte an Herrn Habermann: Weniger Gründe suchen, wieso es nicht geht, sondern sich mal mit Landkreis und den Stadtwerken Haßfurt kurzschließen und inspirieren lassen. Hier gibt es eine vernünftige Planung vom Ende her gedacht, einen Elektrolyseur zur Wasserstoffproduktion, der ausschließlich mit überschüssigem Windstrom vom eigenen Windpark läuft und große Batteriespeicher. Das konnten wir uns alles auf einer CSU-Veranstaltung Anfang des Jahres in Wollbach anhören. Dann müssen halt auch Taten folgen. Nur damit, dass man einen guten Referenten einlädt, ist es halt nicht getan.
Winfried Christ
97618 Unsleben