
Die Fastenzeit ist auch die Zeit, in der verstärkt Kreuzwege gebetet werden. Ein besonderer Kreuzweg wurde nun in Rödles von der Gruppe "Himmel Herrgott Sakrament" errichtet. Ein Kreuzweg, dessen Texte ins moderne Leben übertragen wurden, wobei die Gruppe um Marion Greier, Monika Link, Christine Baumeister und Renate Molitor an den Namen der üblichen 14 Kreuzwegstationen festhielt. Vorbildfunktion für diese Gruppe hat der Pfarrer Rainer Maria Schießler, nach dessen Buch die Rödleser Gruppe ihren Namen wählte.
Die meditativen Texte stammen vom Gemeindereferenten Daniel Schütz (Hofkirche Neumarkt). Sie sollen den Nerv der Zeit treffen und die Passion Christi in die Gegenwart versetzen. "Sie sind alles andere als theologisch abgehoben, sondern haben mit der persönlichen Welt der Menschen zu tun", sagen die Initiatoren. Dessen Ängste, Sorgen und Hoffnungen stünden im Licht dieses Kreuzweges.
Die Stationen des neuen Rödleser Kreuzweges sind kreativ gestaltet
Die Impulse von Daniel Schütz würden sich von den üblichen Texten der Kreuzwege abheben. Sie seien lebensnah, und würden die Sprache der Menschen, die Sprache des Alltags sprechen. So werde der Kreuzweg Jesu zum Stationsweg des eigenen Lebens. Jede der 14. Stationen wird durch ein Gebet abgeschlossen.

Die Faszination dieses Kreuzweges, der am Rödleser Backhaus beginnt und den Friedhofspfad hoch zum Aussichtspunkt führt, liege vor allem auch in der kreativen Gestaltung der einzelnen Stationen. Besonders beeindruckend seien das Schweißtuch der Veronika mit dem Antlitz Jesu, die Taschentücher der Tränen und das genagelte Kreuz. Ein Blumenbild von Monika Link am Ende des Kreuzwegs kann man als Zeichen der Auferstehung und der Hoffnung deuten.
Impulse der einzelnen Stationen und ein Naturerlebnis
Die vier Frauen der Gruppe gestalteten den Kreuzweg und bauten diesen mit Hilfe ihrer Männer in zwei Tagen auf. Am 23. März war er fertig. Marion Greier wurde im Urlaub in der Oberpfalz von einem ähnlichen Kreuzweg inspiriert. Nach ihren Worten sind die Kreuzwege in den Kirchen oft dunkel und düster. Der Rödleser Kreuzweg sei anders, er solle Hoffnung bringen. "Jeder soll sich über sein Leben und nicht nur über den Tod Gedanken machen", so Greier.
Bei diesem Kreuzweg könne man sich Zeit nehmen, diesen mit einem Naturerlebnis verknüpfen. Am Aussichtspunkt befinden sich die letzten Stationen 12 bis 14. Dort kann man auf einer Bank die Aussicht genießen und die Seele baumen lassen. Überhaupt laden mehrere Bänke zur Ruhe ein. Auch in ein "Gipfelbuch" kann man sich eintragen lassen sowie Hoffnungslichter entzünden.
Ein Streifzug durch die Impulse der einzelnen Stationen:
1. Station: Jesus wird zum Tode verurteilt: Die Fesseln der Ungerechtigkeit und der Unschuld lähmen mich. Sie schränken mich in meinem guten Tun und Wollen ein. 2. Station: Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern: Schwere Lasten lasten auf meinen Schultern. Das können Aufgaben und Erwartungen sein, aber auch meine eigene Not und Schwäche. 3. Station: Jesus fällt das erste Mal: Wir brauchen Menschen und Kraftquellen, die uns halten. Dies müssen wir aber auch selber sein.
4. Station: Jesus begegnet seine Mutter: Wir brauchen einander. Es ist wichtig, dass wir das Leid anderer sehen und hören. 5. Station: Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen: Wahres Helfen verlangt, nicht auf sich, sondern auf seinen Nächsten zu schauen und helfend da zu sein.

6. Station: Veronika reicht Jesus das Schweißtuch: Manchmal hilft schon ein Lächeln, ein freundliches Wort, dass es einem anderen gut geht. 7. Station: Jesus fällt zum zweiten Mal: Auch ich hoffe, dass jemand meine Sorgen mitträgt und wegnimmt. Ich trage die Sorgen von lieben Mitmenschen ein Stück weit mit. 8. Station: Jesus tröstet die weinenden Frauen: Wir brauchen Hoffnungslichter. Aber auch wir können Hoffnungslichter sein und so anderen Menschen Trost spenden.
9. Station: Jesus fällt zum dritten Mal: Auch meine Kräfte gehen einmal zur Neige. Damit es weitergehen kann, brauche ich jemanden, der mich stärkt und mir neue Kraft gibt. 10. Station: Jesus wird seiner Kleider beraubt: Hier wird die Station durch ein mit Stricksachen bekleidetes Kreuz umgekehrt. 11. Station: Jesus wird ans Kreuz genagelt: Wir werden oft in eine bestimmte Schublade gesteckt, werden in den Augen anderer festgenagelt.
12. Station: Jesus stirbt am Kreuz: Wir glauben, dass unser Leben nach dem Tod bei Gott weitergeht. 13. Station: Jesu Leichnam wird in den Schoß seiner Mutter gelegt: Die Beziehung von Mutter und Kind ist ein starkes Band. Von der Geburt bis zum Tod sind beide miteinander verbunden. 14. Station: Jesus wird ins Grab gelegt: Manchmal haben wir keine Hoffnung mehr. Unser Glaube ist doch der Ausweg aus aller Hoffnungslosigkeit und Resignation.