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MELLRICHSTADT
Belastung für Patienten: Neue Zuzahlungen auf Arzneimittel
Apotheke       -  „Bekomme ich mein Medikament noch umsonst? Bleibt der Hersteller gleich? Oder muss ich mich wieder umgewöhnen?“ Solche und ähnliche Fragen werden Patienten aller Voraussicht nach ab dem 1. April in ihren Apotheken stellen. Denn zu diesem Termin fallen Zuzahlungsbefreiungen für viele gängigen Arzneimittel.
Foto: Uli Deck/dpa | „Bekomme ich mein Medikament noch umsonst? Bleibt der Hersteller gleich? Oder muss ich mich wieder umgewöhnen?“ Solche und ähnliche Fragen werden Patienten aller Voraussicht nach ab dem 1.
Gisela Rauch
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:41 Uhr

Patienten müssen sich darauf einstellen, dass sie für bisher zuzahlungsbefreite Medikamente ab April zahlen müssen – und zwar fünf oder zehn Euro pro Medikament. „Die Neuerung tut sicher sehr vielen Patienten weh. Denn bei den Medikamenten, die bisher zuzahlungsbefreit waren und jetzt nur mit Zuzahlungen zu bekommen sind, handelt es sich um gängige Arzneimittel. Diese Änderung wird jeder spüren. Sie trifft den Normalo“, sagt der Apotheker Christian Machon aus Mellrichstadt (Lkr. Rhön-Grabfeld), der als einziger unterfränkischer Vertreter dem Vorstand der bayerischen Landesapothekerkammer angehört. Machon betont, dass die Apotheker die Zuzahlung nicht behalten, sondern in Gänze weitergeben an die Krankenkassen.

Zuzahlungen jetzt für Schmerzmittel, Entzündungshemmer und Blutverdünner

Zu den Arzneimitteln, für die bisher keine Zuzahlungen anfielen und für die ab April dann fünf bis zehn Euro gezahlt werden müssen, gehören starke Schmerzmittel, die die Wirkstoffe Fentanyl, Morphin oder Oxycodon enthalten. Auch häufig von Ärzten verordnete Substanzen wie der Entzündungshemmer Prednisolon oder der Blutverdünner Clopidogrel werden wohl zuzahlungspflichtig; ebenfalls das Rheumamittel Infliximab.

Es kommen auch neue Rabattverträge

„Wenn jemand zwei oder drei dieser Medikamente häufiger braucht, dann merkt er das schon am Geldbeutel“, sagt Machon. Dabei seien die Patienten ja bereits leidgeprüft. Sie hätten sich in den letzten Jahren wohl oder übel darauf einstellen müssen, dass die Krankenkassen im Zuge der Rabattverträge die Abgaberichtlinien von Medikamenten häufig geändert hätten – mit der Folge, dass gewohnte Medikamente plötzlich unter einem anderen Namen, in einer anderen Darreichungsform oder zu einem anderen Preis daherkämen. Auch in dieser Hinsicht wird der April den Patienten einiges abverlangen. Denn zeitgleich zu den kassenübergreifenden Änderungen bei der Zuzahlung treten auch kassenspezifische Rabattverträge in Kraft. Das kann einer Mitteilung der Bundesvereinigung deutscher Apothekerverbände (ABDA) zufolge dazu führen, dass Patienten sich von ihrem gewohnten Präparat verabschieden und auf ein neues Medikament umstellen müssen.

Der Mellrichstädter Apotheker Machon rechnet damit, dass die Patienten nach der Umstellung „massiven Redebedarf“ haben – und er drückt sich dabei noch weit zurückhaltender aus als manche Apotheker aus der Region, die voraussehen, dass die Patienten ihren Frust über die Umstellung an ihnen auslassen und auch mal laut schimpfen. Auf einen beratungsintensiven April stellt sich auch die Apothekerin Sonja Stipanitz aus Falkenstein in der Oberpfalz ein, die von der ABDA als einzige bayerische Patientenbeauftragte gelistet ist.

Die schwierige Suche nach dem passenden Medikament

Stipanitz erläutert die Probleme, die auf Apotheker und Patienten zukommen werden, am Beispiel des Blutverdünner-Wirkstoffs Clopidogrel. Rund 70 Präparate, die diesen Wirkstoff enthielten, seien aktuell verfügbar. Doch sie könne dem Patienten nicht einfach das günstigste geben – denn sie müsse ja vorher prüfen, ob die Darreichungsform und die Stärke der ärztlichen Verordnung entspreche und ob die Kasse, bei der der Patient versichert ist, das jeweilige Medikament mit Bezug auf jeweilig geschlossene Rabattverträge auch unterstütze. „Wir Apotheker geben deshalb kein verschreibungspflichtiges Medikament mehr raus ohne dass wir das durch den Computer mit seinen zehntausend Verknüpfungen laufen lassen“, sagt Stipanitz. Deshalb dauere die Beratung in der Apotheke manchmal auch etwas länger. Zudem gebe es ein weiteres Problem – die Lieferbarkeit. So passiere es in den letzten Jahren immer wieder, dass gängige Medikamente nicht verfügbar seien.

Warum die Kassen den Patienten die neuen Zuzahlungen zumuten? „Letztlich geht es ihnen einfach darum, ihre Ausgaben zu senken“, sagt Thomas Metz, der Sprecher des bayerischen Apothekerverbands.

 
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Kommentare
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  • A. K.
    gerade die alten leute wo am meisten medizin brauchen trifft es wieder hart.die rentner wo sowieso schauen müssen wie sie mit ihr bisschen geld über die runden kommen.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Finanzierung der Rundumversorgung unserer Gäste seit 2015.
    Auch die Beitragsbemessungsgrenzen für die Sozialabgaben wurden zwei Tage nach der Wahl angehoben.
    Die arbeitende Bevölkerung wird nicht nur gemolken, sie wird ausgepresst.
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    Ist wohl ein etwas verspäteter Aprilscherz, oder.
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  • M. G.
    Neh kein Aprilscherz, da kommt noch mehr!
    Wie soll das Tollhaus Deutschland auch funktionieren, wenn "viele" keine Zahlung leisten!
    Entlastung könnte mal was einfaches bringen, wenn die Beamten auch mal zur Einzahlung für ihre Absicherung bewogen werden!
    Denke mal vor allem auch an die Staatssekretäre, wo so um die 20.000,00 Euro im Monat haben, da hat man ja wieder zwei mehr gebraucht, denen kann man doch zumuten ihre Absicherung auch selbst vorzunehmen, oder generell mal an die Bundestagsabgeordneten!
    Nicht nur Einigkeit bei Diätenerhöhung, sonder auch mal bei gesellschaftlichen Dingen! Das wärs doch! Oder?
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  • M. G.
    Ja, wenn sich viele aus dem Topf bedienen und nichts dafür einzahlen, bleibt eine zusätzliche Finanzierung nicht aus! „Aber was wollt ihr denn, euch geht es doch gut!“ Diesen Spruch hört man dann, wenn man dagegen wettert!
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  • U. S.
    @Maryan, 87% der Wähler wollten es so!
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  • M. G.
    Ihre Rechnung! Aber werden Sie mit diesen falschen Zahlen glücklich damit! Mein Segen haben Sie! "minuns x minus" gibt auch wieder plus, die wo das beschlossen haben, waren bei den Wahlen alle "Verlierer"! Aber auch Verluste lassen sich "schönreden"! Unser System macht es möglich!
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