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MÜNCHEN/UNSLEBEN
Weniger Apotheken in Franken
Von unserem Redaktionsmitglied Christine Jeske
 |  aktualisiert: 26.04.2023 17:41 Uhr

Im vergangenen Jahr haben in Bayern insgesamt 92 Apotheken geschlossen, in Unterfranken waren es zwölf. Dem gegenüber stehen nach der Statistik der Bayerischen Landesapothekerkammer (BLAK) bayernweit 48 und in der Region sieben Eröffnungen. In Unterfranken gibt es also insgesamt fünf Apotheken weniger. Und der Trend setzt sich fort.

Laut BLAK-Vorstandsmitglied Christian Machon werden demnächst in Bad Kissingen und Bad Neustadt zwei weitere Apotheken dichtmachen. Für Machon, selbst Apotheker in Unsleben (Lkr. Rhön-Grabfeld), sei die Zahl der Schließungen zwar noch nicht dramatisch, aber es zeige sich der Beginn einer negativen Entwicklung. „In Zukunft wird sich die Gesundheitsversorgung weiter ausdünnen“, sagt er, nicht nur in Unterfranken, sondern in allen drei fränkischen Regierungsbezirken. Sie seien vor allem von den Schließungen betroffen, insbesondere in ländlichen Gebieten. „Fast 70 Prozent aller Schließungen fanden in Orten mit weniger als 50 000 Einwohnern statt“, so Machon.

Hier finden Sie den Apotheken-Notdienst in ihrem Wohngebiet.

Als Hauptgrund für die vermehrten Schließungen nennt Christian Machon die schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Apotheker nach Inkrafttreten des Arzneimittelmarktneuordnungsgesetzes (AMNOG) in 2011. Mit ihm sollten die Arzneimittelausgaben der gesetzlichen Krankenkassen eingedämmt werden. Dies spürten vor allem die Apotheker, sagt Machon. „Die Einkaufskonditionen beim pharmazeutischen Großhandel sind deutlich schlechter geworden, das schmälert unsere Erträge.“

Vor dem AMNOG konnten Pharmahersteller die Preise für ihre Arzneien unbegrenzt bestimmen. Seit Januar 2011 wird der Abgabepreis beziehungsweise die Höhe der Zuschläge für verschreibungspflichtige Medikamente neu geregelt. Daraufhin hätten Großhändler den Apothekern die Preisnachlässe „extrem“ gekürzt, erläutert Machon. „Eigentlich sollten beide die durch das Gesetz angedachte Einsparung je zur Hälfte tragen. Es ist jedoch so, dass viele Großhändler sie einfach an die Apotheken weitergeben.“

Nicht nur, weil die Erträge schrumpfen, kommt es nach Angaben von Christian Machon zu Apothekenschließungen. Ähnlich wie bei Ärzten würde es auch für Apotheken auf dem Land immer schwieriger, einen Nachfolger zu finden. „Wenn dann der Apotheker in Rente geht, schließt auch die Apotheke.“ Dies sei bei 27 Prozent aller bayerischen Apotheken der Fall gewesen, so Machon.

Für Patienten bedeutet dies künftig weitere Wege, vor allem an Sonn- und Feiertagen. „Teilweise liegen in ländlichen Gebieten die Apotheken, die Notdienst haben, bis zu 30 Kilometer oder sogar noch weiter auseinander.“

BLAK-Vorstandsmitglied Christian Machon ist davon überzeugt, dass das langsame Apothekensterben trotz der Meldung des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) anhält. Laut DAV sind nach dem starken Rückgang der Arzneimittelausgaben der gesetzlichen Krankenkassen die Kosten im Januar 2011 wieder gestiegen: im Vergleich zum Vorjahresmonat um 5,5 Prozent. 2011 hatten die Kassen hier noch einen Rückgang von vier Prozent verzeichnet.

Insgesamt gaben die gesetzlichen Kassen im vergangenen Jahr 29,1 Milliarden Euro für Arzneimittel aus. „Der drastische Ausgabenanstieg im Januar zeigt deutlich, dass wir trotz der guten Ergebnisse des vergangenen Jahres sehr genau auf die Kostenentwicklung schauen müssen“, sagte der Sprecher des GKV-Spitzenverbands, Florian Lanz. Mit Material von RTR

Apothekenrückgang in Franken

Die Zahl der Apotheken in Bayern geht mit 3386 auf den Stand von 1995/96 zurück. 2011 haben nach Angaben der Bayerischen Landesapothekerkammer (BLAK) insgesamt 92 Apotheken geschlossen. Fast die Hälfte davon, 44 Schließungen, fanden den Angaben zufolge in Ober-, Mittel- und Unterfranken statt.

 

Die Zahlen für Unterfranken:

In 2011 wurden laut BLAK-Statistik zwölf von insgesamt 355 Apotheken in den Orten Mainaschaff, Hallstadt, Rauhenebrach, Volkach, Aschaffenburg, Rottendorf, Haßfurt, Bad Kissingen, Arnstein und in Würzburg (drei Mal) geschlossen. Das entspricht 3,4 Prozent.

Eröffnet wurden in Unterfranken sieben Apotheken: in Würzburg (3 Mal), Haßfurt, Kürnach, Ochsenfurt und Alzenau-Wasserlos (2 Prozent).

 

Zahlen im fränkischen Vergleich:

Schließungen in Mittelfranken: 22 von 470 Apotheken (4,7 Prozent); Schließungen in Oberfranken: 9 von 330 Apotheken (2,7 Prozent).

Eröffnungen in Mittelfranken: 12 von 470 Apotheken (2,6 Prozent);

Eröffnungen in Oberfranken: 1 von 330 Apotheken (0,3 Prozent). Quelle: BLAK

 
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