
"Viele Köche verderben den Brei", lautet ein altes Sprichwort. Mag ja sein, dass an dieser Redensart etwas dran ist. Für ein Kochevent des Lions-Clubs traf dieser Spruch allerdings in keiner Weise zu.
Zum siebten Mal hatte der Königshofener Zweig dieser weltweiten Organisation zu "Kulturgut Kochen" eingeladen. Eine Veranstaltung, bei der 11 Kochteams aus sechs Nationen die Mittelschule von Bad Königshofen zu einem Gourmet-Tempel verwandelten.
Neben der fränkischen und schwäbischen Küche waren Kochteams aus Afghanistan, Aserbaidschan, Äthiopien, Syrien und aus der Ukraine vertreten. Die Idee zu dieser Aktion hatte vor 12 Jahren Christine Wehe. "Kochen ist eine Kunst, die seit Jahrhunderten von Generation zu Generation weitergegeben wird", sagt die Künstlerin, die selbst Mitglied im Lions-Club ist.
Dieses Kulturgut geht auf der Flucht nicht verloren
"Es ist ein Kulturgut, das die Vielfalt und Einzigartigkeit jeder Nation widerspiegelt. Und für Menschen auf der Flucht gehören Rezepte zu den wenigen Schätzen, die sie aus ihrer Heimat mitnehmen können. Schließlich haben sie die Zusammensetzung der Gerichte im Kopf".
Kochen ist jedoch nicht nur eine Kunst, sondern auch eine Möglichkeit, Menschen zusammenzubringen und Freundschaften zu schließen. Hier beginnt der Ansatz von Renate Knaut. Ebenfalls Mitglied im Lions-Club, gleichzeitig aber auch über ihre Tätigkeiten in der vhs, dem Mehrgenerationenhaus und im jukunet, dem regionalen Netzwerk für Jugendkultur, stark in der Flüchtlingsarbeit verankert.
Sie organisiert die Sprachkurse und die Lernbegleitung, ist beim internationalen Frauen-Café eingebunden und ist regelmäßig Anlaufperson für viele Flüchtlinge. Die meisten Flüchtlinge kennt sie beim Namen trotz der ungewohnten und manchmal auch schwierigen Aussprache.
Durch Begegnungen Vorurteile abbauen
"Das gemeinsame Kochen und Essen ist eine der besten Möglichkeiten, um die Kultur und die Traditionen anderer Nationen kennenzulernen", sagt die Fachfrau in Sachen Flüchtlingsarbeit und sie ist davon überzeugt, dass sich nur über Begegnungen Vorurteile abbauen lassen.
Das bestätigt auch Christine Wehe, die im Vorfeld Vertreterinnen der Kochteams beim Einkaufen in Fachgeschäften begleitet hatte. Schließlich sollten es Gewürze und Zutaten aus den Heimatländern sein. Gar nicht so einfach, alles unter einen Hut zu bringen.
Das hat auch Josef Weber zu spüren bekommen. Das Fränkisches Hochzeitsessen war sein Part. Nachdem Schweinefleisch für einige Flüchtlinge tabu ist, hat er für seine Leberknödelsuppe Rinderleber verwendet. "Geht auch", sagt der Unternehmer und Hobbykoch, "auch wenn der Geschmack etwas anders ist".

Auch Christine Wehe kann ein Lied von den religiösen Besonderheiten singen. "Wir hatten eigentlich einen Termin im März angesetzt", berichtet die freischaffende Künstlerin, "aber dann war Ramadan, was wir zunächst gar nicht auf dem Schirm hatten ".
Ein Sternekoch war mit von der Partie
"Kulturgut Kochen" in der 7. Auflage hat schließlich aber dann doch noch geklappt. Und den Kochteams mit ihren Familien, den Lionsmitgliedern und Gästen wurde nicht nur eine riesige Auswahl an Speisen serviert, sie bekamen auch Einblicke in die landestypischen Gerichte.
Ob Aekhanum, eine Mischung aus Karotten, Hackfleisch und Zwiebeln, ob Tabouleh und Petersiliensalat oder ob Sarma/Dolma, diese pikant gefüllten Weinblätter, die Geschmacksvielfalt war außergewöhnlich. Dazu die Grillstation, unter anderem mit einem aserbaidschanischen Sternekoch (der in der Ukraine gearbeitet hat) besetzt, zuständig für Lammspieße und gegrillte Champignons in edler Soße.

Als der amtierende Lions-Präsident Jürgen Heusinger, selbst als Schäufele-Koch bei dem Kochevent dabei, sich bei allen bedankte, waren fast fünf Stunden gemeinsame Kochzeit vergangen. Eine Zeit, die für den Blick über den Tellerrand hinaus genutzt werden konnte.
Für Heusinger eine gute Gelegenheit, auch auf die Finanzierung dieser Veranstaltungen hinzuweisen. "Die Einnahmen aus dem Adventskalenderverkauf" so der Sulzfelder Rathauschef, "aber auch die Teilnahme am 'Winterzauber' und am Bürgerfest in Bad Königshofen ermöglichen solche Aktionen".
Und die Rezepte würden mich interessieren weil Google z.B. bei Aekhanum nichts findet.
Mit freundlichen Grüßen
Ralf Zimmermann, Main-Post Digitales Management