Unter dem Motto "Integration – voneinander lernen, zueinander finden" ehrt die Regierung von Unterfranken nachhaltige, erfolgreiche und insbesondere ehrenamtliche Aktivitäten, die in vorbildlicher Weise die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund in Unterfranken unterstützen. In diesem Jahr geht der Integrationspreise an den Lions-Club Bad Königshofen, der sich schon lange in der Flüchtlingshilfe engagiert. "Alle Menschen, die flüchten müssen, können sehr wenig aus ihrer Heimat mitnehmen. Umso wichtiger ist das, was sie im Kopf transportieren: Gedichte, Lieder und Kochrezepte", sagt Christine Wehe-Bamberger, eine der Aktiven vom Lions-Club Bad Königshofen. So sei ihr die Idee gekommen, mit der Veranstaltung ,Kulturgut Kochen' Fremde und Einheimische durch gemeinsames Kochen miteinander bekannt zu machen. "Das hat sehr gut auch ohne Sprachkenntnisse funktioniert."
Sprachkenntnisse sind von elementarer Bedeutung
Doch die Kochaktion war nur der Anfang. Daraus entwickelte sich die Idee, Sprachkurse für die Geflüchteten zu organisieren, die noch keine Anerkennung haben und in der "Warteschleife" verharren. Die Menschen sind oft psychisch schwer belastet und deprimiert, sie finden sich in einer fremden Kultur wieder, mit Regeln, die ohne Übersetzer nicht zu durchschauen sind. Sprachkenntnisse sind deshalb von elementarer Bedeutung, etwa um sich im Alltag, beim Arzt oder bei Behörden verständigen zu können. Renate Knaut, von Anfang an mit der Organisation der Sprachkurse befasst, erinnert sich an die Anfänge, als die Hilfe der evangelischen Kirche gebraucht wurde, um die ersten, von den Lions finanzierten Sprachkurse abhalten zu können.
Der Lions-Club durfte keine Honorarverträge mit einer Dozentin abschließen, inzwischen läuft die Organisation mit Unterstützung der Volkshochschule Rhön und Grabfeld. "Geduldete oder Mütter mit kleinen Kindern, die nicht regelmäßig kommen konnten, durften am Kurs teilnehmen. Aktuell stoßen auch afghanische Ortskräfte dazu, die noch auf ihre offiziellen Kurse warten." Sie seien sehr motiviert, deshalb solle man ihren ersten Schwung nicht bremsen. "Wir springen ein, wenn nichts anderes läuft", sagt Knaut.
Die jetzige Lions-Präsidentin, Tina Mertten, ist gleichzeitig Pfarrerin in Bad Königshofen und fährt zur Verleihung des Integrationspreises nach Würzburg gemeinsam mit Christine Wehe-Bamberger, Renate Knaut, Renate Herold, Saila Grav und Naima Mohammed aus Syrien, die sich um die Geflüchteten kümmern. Dazu kommen Bürgermeister Thomas Helbling und Ansgar Büttner, der sich um die Bewerbung für den Preis gekümmert hat und zuständig ist für das Hilfswerk der Freunde Lions.
Vom Preisgeld sollen neue Aktivitäten finanziert werden
"Eine schöne Anerkennung" nennt Tina Mertten den Integrationspreis. Das Engagement des Lions-Clubs werde wertgeschätzt, mit aller Kreativität, die dahintersteckt. Sie war selbst einmal als Teilnehmerin bei "Kulturgut Kochen" dabei. Der Preis ist mit 2500 Euro dotiert. Davon wolle der Club weitere Aktivitäten finanzieren, so Mertten.
"Physische und psychische Gesundheit sind gegeben, wenn gesellschaftliche Anerkennung und Selbstwertgefühl in Balance sind", schrieb Büttner in der Bewerbung. Wer sich verständigen kann, könne Isolation und Einsamkeit hinter sich lassen und werde Teil der Gesellschaft. Bei "Kulturgut kochen" etwa stellen mehrere Teams aus verschiedenen Nationen ihre Rezepte vor. Die Zutaten werden von den Lions finanziert. Man schaue einander in den Kochtopf, entdeckt Unterschiede und Gemeinsamkeiten, so Büttner. Es entstehen Netzwerke, manchmal Freundschaften, man begegnet sich auf Augenhöhe.
Außerdem werden gesundheitliche Themen angesprochen, Begleitung zu Fachärzten, Kliniken und Behörden angeboten sowie COVID-19 Aufklärung geleistet. Aktuell halten sich in mehreren Unterkünften in Bad Königshofen rund 150 Flüchtlinge auf.
Finanziert werden die Projekte durch Spenden der Mitglieder des Lions Clubs. Eine bedeutende Einnahmequelle ist jedes Jahr die Organisation und der Verkauf des Adventskalenders. Es werden dabei Sachenspenden gesammelt, die als Preise der Kalender-Aktion dienen.