Starke Verunsicherung herrscht im Bausektor: Preise kennen nur noch eine Richtung, Häuslebauer halten sich zurück, Material wird knapper, Zinsen steigen. Wie schlägt sich die Entwicklung beim Handwerk nieder? Diese Redaktion erkundigte sich bei verschiedenen Betrieben.
Erich Karlein: Der private Wohnungsbau ist sehr zurückhaltend
Beim Bauunternehmen von Erich Karlein ist die Bilanz durchwachsen. Die Auftragslage durch die öffentliche Hand "ist normal", erklärt der Geschäftsführer. Allerdings gelangen etwas weniger Ausschreibungen auf den Schreibtisch. Während im Tiefbau die Lage entspannt sei, "geht im Hochbau nichts". Der private Wohnungsbau sei ebenfalls sehr zurückhaltend.
Geradezu grotesk sei die Preisentwicklung beim Baumaterial. Beton und Stahl seien die größten Preistreiber. Dabei sei die Preisgestaltung völlig undurchsichtig und nicht nachvollziehbar. Insgesamt rechnet Karlein damit, dass sich die Auftragslage zumindest durch die öffentliche Hand im nächsten Jahr nur gering verschlechtert.
Jürgen Schwanzer: Preisentwicklung bei den Rohstoffen schlägt voll durch
Der Elektroinstallationsbetrieb von Jürgen Schwanzer bedient in erster Linie Privatleute und kleine Betriebe. Auf diesem Sektor kann er sich über einen Mangel an Arbeit nicht beschweren. Bei Großprojekten sei die Situation sicherlich nicht einfach. Im Laden bietet sich hingegen ein anderes Bild und dort bekomme er die Zurückhaltung der Kunden zu spüren. "Es gibt verstärkt Fälle, da werden Maschinen repariert, die ansonsten gegen neue ausgewechselt worden wären".
Auch bei ihm schlägt die Preisentwicklung bei den Rohstoffen voll durch. Alle Geräte, die mit Stahl und Blech zu tun haben, verteuerten sich, genauso wie Kupferkabel, die für die elektrische Installation benötigt werden. Außerdem gebe es teils erhebliche Lieferprobleme, Spülmaschinen sind besonders knapp. In dieser Beziehung sehe er auch kein Licht am Horizont. Insgesamt hätten sich seit Corona die Preise um 20 Prozent verteuert. "Uns bleibt nichts anderes übrig, wir müssen uns mit der Situation abfinden".
Volker Gue: Alternative Energien werden häufiger nachgefragt
Ähnlich ist die Lage beim Heizungs- und Sanitärinstallationsbetrieb von Volker Gue. Auch er ist mehr im privaten Bereich tätig, wo es genügend zu tun gebe. Dabei werde das Thema alternative Energie immer häufiger nachgefragt. Vor allem nach Wärmepumpen werde sich erkundigt. Dabei ist auf diesem Gebiet die Situation wegen Lieferzeiten von bis zu einem Jahr besonders prekär. Allerdings gebe es durchaus noch für Gas- und Ölanlagen Anfragen. Bei Pellets herrsche jetzt eher Zurückhaltung.
"Die Preise sind fast in allen Bereichen explodiert oder sind zumindest schleichend angestiegen", stellt Gue fest. "Man weiß nicht, wo die Reise noch hingeht".
Martin Fischer: Die Kunden müssen mit längeren Wartezeiten rechnen
Martin Fischer, Eigentümer des gleichnamigen Malerbetriebs in Unterwaldbehrungen, möchte die Lage nicht zu schwarz malen. Sein Betrieb sei ausgelastet und Aufträge reichen bis ins nächste Frühjahr hinein, um seine Mitarbeiter zu beschäftigen, "natürlich spielt dabei die Witterung auch stets eine Rolle". Die Kunden müssen aber inzwischen mit längeren Wartezeiten von bis zu einem halben Jahr rechnen. Fischer hat nach eigenen Angaben jedoch auch schon Rückzieher erlebt, und "der Einbruch beim Bau von Einfamilienhäusern schlägt nun langsam bis zu uns durch".
Die Materialkosten seien zwar gestiegen, bekomme der Kunde jedoch nicht so stark zu spüren, weil seine Tätigkeit nicht so materiallastig sei wie in anderen Branchen. Die Lieferengpässe wie in Corona-Zeiten gehören ebenfalls der Vergangenheit an, sodass er insgesamt entspannt in die Zukunft blickt.