
Die anhaltende Hitze hat viele Aspekte. Im thüringischen Oberhof beispielsweise muss die Kühltechnik der Skihalle Schwerstarbeit leisten. Wie das Meininger Tageblatt berichtet, stoße die Anlage bei 36 Grad Außentemperatur an ihre Grenzen. Sie sei nur bis 32 Grad Außentemperatur ausgerichtet, danach schalte sie ab. Für den ausgelegten Kunstschnee müsse aber eine Innentemperatur von Minus vier Grad aufrechterhalten werden – ein Novum und Härtetest zugleich für die Kühlanlage, schreibt das Blatt.
Automat kühlt bestens
Derlei Probleme hat Bauer Werner Büttner nicht. Der Oberwaldbehrunger betreibt auf seinem Aussiedlerhof seit zwei Jahren eine Milchtankstelle. Und da muss er auch penibel genau auf die Temperatur seiner Rohmilch achten. „Das macht bei mir alles der Automat“, bleibt Bauer Büttner cool.
Das Herz der durchaus beliebten Tankstelle sei so ausgelegt, dass die Temperatur im Innenraum des Automaten bei vier bis fünf Grad gehalten wird, so dass die Rohmilch ihre vier Grad konstant hält. „Nur der Stromzähler rattert bei diesen Temperaturen etwas schneller als sonst“, lacht Werner Büttner.
Gute Resonanz
Wie auf Bestellung kommt die zehnjährige Leonie aus Oberwaldbehrungen mit ihrem Fahrrad an die Holzhütte. Sie packt aus ihrem Rucksack eine Milchflasche aus und füllt sie routiniert. „Das mache ich öfters, weil mir die kühle Milch am besten schmeckt“, sagt sie. Werner Büttner öffnet den Automaten und zeigt das Innenleben. Bei den derzeitigen Temperaturen hat er „nur“ einen 50-Liter-Behälter im Automaten angeschlossen. „Den muss ich täglich wechseln“, erklärt er. Schließlich gebe es gerade für Rohmilch eine Güteverordnung. Und darin ist eine Abholtemperatur von acht Grad vorgeschrieben. Büttner bleibt bewusst unter dieser Marke.
Diese Temperatur gefällt auch Timo aus Unterwaldbehrungen. Er kommt mit seinem Roller vorgefahren und füllt fünf Flaschen. Büttner fragt nach dem Befinden der Oma. Man kennt sich. „Wir haben in den zwei Jahren viele Stammkunden gewonnen“, erzählt Werner Büttner. „Einige kommen, um nur mal schnell einen Becher kühle Milch zu trinken. Darunter sind viele Gäste des Rhön-Park-Hotels. Andere holen vier, fünf Liter auf einmal, um Sahne, Butter oder Käse zu machen. Darunter sind auch Gastronomen.“
Auf einen Schwenk vorbei
Obwohl seine Milchtankstelle etwas abseits viel befahrener Straßen liegt, ist er mit der Resonanz zufrieden. „Klar. Wir würden mehr Umsatz machen, wenn ein Radweg direkt bei mir am Hof vorbeiführen würde. Aber wenn die Kunden aus der oberen Rhön zum Arzt oder sonstige Besorgungen machen müssen, kommen sie auf einen Schwenk bei uns vorbei.“
Verstärkt hat er jüngst beobachtet, dass vor allem Jugendliche am Abend herausfahren. Die sitzen dann vor seinem Milchhäuschen und ratschen. Manche haben ihren Kaba mitgebracht und mischen sich einen coolen Shake. „Ich habe schon überlegt, ob ich nicht in meinem anderen Automaten, der mit Pfandflaschen, Wurst und Eiern gefüllt ist, Kakaopulver vorhalte!“
Auch schon Kartoffeln angeboten
Das Sortiment seines Angebots in der kleinen Holzhütte hat er etwas geschmälert. Büttner hatte zwischenzeitlich von einem Bauern aus Weisbach Kartoffeln in einem Regal angeboten. Das sei bei den ersten Säcken prima gelaufen. „Ich hatte ein Wurstglas mit Schlitz zum Bezahlen aufgestellt. Das ging lange gut. Bis ich merkte, dass plötzlich alle Kartoffeln weg waren – aber kein Geld in der Kasse war. Dann hab ich das wieder eingestellt.“
Auch mit Vandalismus musste er schon Bekanntschaft machen. Einige Monate, nachdem er den Automaten aufgestellt hatte, wurde er brachial aufgebrochen. Das Geld fehlte. Das hat er alles wieder repariert. Unlängst musste er auch eine Beobachtung der unangenehmen Art hinnehmen. „Irgendwelche Typen haben ihre gebrauchten Pappbecher mit Restmilch wieder in den Halter geschichtet, und zwar so, dass es erst auffiel, als alles zu riechen begonnen hatte!“ Diesen Unsinn habe er seit einigen Tagen nun nicht mehr bemerkt. „Vielleicht sind sie zur Vernunft gekommen“, hofft Werner Büttner.
Für zufriedene Kunden
Seinen hitzebedingten Energie-Mehraufwand für die Kühlung und den in der Hütte aufgestellten Ventilator legt er nicht auf die Kunden um. „Ich behalte meine Preise bei – und freue mich, wenn meine Milch den Kunden als Erfrischung schmeckt. Gerade bei dieser Hitze.“
Sollte mehr genutzt werden.