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OBERWALDBEHRUNGEN
Milch sogar um Mitternacht
Ein voller Erfolg ist die im Landkreis einzigartiger Milchtankstelle auf dem Hof von Werner Büttner zwischen Oberwaldbehrungen und Oberelsbach. Erst seit einigen Wochen in Betrieb, erfreut sich das Angebot immer größerer Beliebtheit.
Foto: Gerhard Fischer | Ein voller Erfolg ist die im Landkreis einzigartiger Milchtankstelle auf dem Hof von Werner Büttner zwischen Oberwaldbehrungen und Oberelsbach.
Gerhard Fischer
 |  aktualisiert: 17.10.2017 10:13 Uhr

Was wäre richtige Nostalgie ohne die Kindheitserinnerung ans Milchholen. Die blecherne Milchkanne in die Hand, längst verbeult vom Schleudern, ging's zum Bauern. Der füllte noch euterwarme Milch ein: duftend, fettig, einzigartig.

Dann kamen die Supermärkte und seitdem gibt es Milch praktisch nur noch im Tetrapack: eckig, praktisch, ultrahocherhitzt. Das würde wohl bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag so bleiben, wenn es nicht Werner Büttner und seinen Sohn Florian gäbe, Milchbauern auf dem Aussiedlerhof zwischen Oberwaldbehrungen und Oberelsbach.

100 Kühe halten sie in ihrem zwei Jahre alten, modernen Stall, der neue Melkroboter erledigt seine Arbeit zu aller Zufriedenheit. Die Milch holte bisher der Molkereilaster an jedem zweiten Tag. Seit wenigen Wochen kann aber Jedermann frische, unbehandelte Rohmilch wie zu Kindertagen auf dem Büttner'schen Hof kaufen - und zwar an der Milchtankstelle - an sieben Tagen die Woche, und zwar an 24 Stunden.

„Ich habe immer wieder von Leuten gehört, dass sie sich nach Milch wie in der guten, alten Zeit sehnen, naturbelassen und vom Bauern, erzählt Werner Büttner, der den Aussiedlerhof in der Oberelsbacher Straße 9 in dritter Generation führt.

„Und da kam irgendwann einmal der Gedanke, auch hier im Landkreis eine Milchtankstelle zu eröffnen“, fährt der Landwirt fort. Solche Milchtankstellen gibt es in Norddeutschland und dann wieder in Südbayern, in Unterfranken sind sie ganz dünn gesät, Büttner weiß nur von Tankstellen bei Aschaffenburg und nahe Hammelburg.

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„Als die Idee geboren war, haben wir uns bei Kollegen umgehört und sind bei einer Firma fündig geworden, die solche Milchtankanlagen anbietet“, erzählt Büttner. Schneller als gedacht war der Automat bestellt. An der Hofeinfahrt steht nun seit einigen Wochen ein Gartenhäuschen mit der Milchtankstelle darinnen. „Wir haben etwas Garten eingeebnet und Parkflächen geschaffen, damit Milchkunden nicht die Abläufe auf dem Hof stören“, sagt Büttner.

Als Werbefiguren dienen drei lebensgroße Kühe aus Betoplan-Holzplatten. „Die hat Tierarzt Stefan Dolze aus Oberelsbach mit einer Sprühtechnik geschliffen, gemalt und lackiert, die sind der Hingucker“, freut sich Büttner.

„Frische Landmilch vom Hof Büttner - rund um die Uhr“ wirbt jetzt die Werbetafel. Und wie funktioniert das Ganze? Neben dem Zapfautomaten gibt es Literflaschen zu kaufen, entweder aus Glas oder aus Kunststoff. Diese Flasche stellt man unter den Zapfhahn hinter einer kleinen Tür und lässt einen Liter gekühlte Milch für einen Euro in sein Gefäß laufen. „Man kann aber auch seine eigene Flasche mitbringen“, erklärt Büttner.

Der Automat nimmt Münzen an, aber auch die üblichen Scheine bis zum 20-Euro-Schein. Beim Befüllen lässt man die Hand an der Flasche und stellt sie nicht ab. Denn wenn sich das Türchen wieder schließt, erfolgt ein automatischer Reinigungsprozess.

Nach wenigen Sekunden hat der Kunde einen Liter Rohmilch in der Flasche. „Die hält nicht abgekocht etwa zwei Tage“, sagt Büttner. Aber an der Zapfanlage wird auf Aufklebern empfohlen, die Milch abzukochen. Empfindliche Menschen könnten auf die naturbelassene Milch mit Durchfall reagieren, auch Schwangere oder Immungeschwächte sollten lieber die Milch abkochen, wird geraten. Wer aber keine Probleme hat, bekommt auf dem Hof Büttner ein Lebensmittel, wie es kein Tetrapack bieten kann.

„Ich habe schon einige Flyer zu unserem neuen Angebot verteilt und die Leute reagieren sehr positiv darauf“, erzählt Werner Büttner. Auch ein Wochenendhaus-Bewohner vom benachbarten Hübig war begeistert vom Vorhaben. Aus einem Urlaub schickte er ein Foto, das ihn an einer solchen Milchtankstelle zeigt, sozusagen als Vorfreude auf Büttners eigenes Projekt.

Einer, der sofort angetan war, ist auch Uwe Steigemann, Schutzgebietsbetreuer bei der Biosphärenreservatsverwaltung in Oberelsbach. „So etwas passt genau zum Biosphärenreservatsgedanken, das ist aus der Region und für die Region“, freut sich der Bad Neustädter. Er hat gleich einen Packen Werbeflyer mitgenommen und im Infozentrum Lange Rhön ausgelegt. Auf seiner Facebookseite wird das Oberwaldbehrunger Angebot fleißig willkommen geheißen und diskutiert.

„Wir sind zwar nicht direkt in Stadtnähe, haben aber doch ein großes Einzugsgebiet“, gibt sich Büttner optimistisch, dass die Milchtankstelle auch weiterhin, so wie in den ersten Wochen, ein Erfolg bleibt.

Ein frisch gezapftes Fläschchen Frischmilch ist einzigartig im Geschmack. Werner Büttners Milchtankstelle ist 24 Stunden am Tag geöffnet, und das an sieben Tagen in der Woche.
Foto: Gerhard Fischer | Ein frisch gezapftes Fläschchen Frischmilch ist einzigartig im Geschmack. Werner Büttners Milchtankstelle ist 24 Stunden am Tag geöffnet, und das an sieben Tagen in der Woche.
 
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