
Alles begann mit einem verhängnisvollen Handschlag Mitte Dezember 2023. Im Hinterhof von Alexandra Kleinerts Stoff- und Geschenkeladen "AlexKleinerTraum". Während Mellrichstadts Erster Bürgermeister Michael Kraus, der evangelische Stadtpfarrer Andreas Werner und Architekt Dominic Wukowojac in vorweihnachtlicher Stimmung zu späterer Stunde einige Lieder der "Guildo Horn Weihnachts-CD" mitgesungen hatten, kam spontan die Idee auf, gemeinsam Livemusik zu machen. Es war die Geburtsstunde einer ungewöhnlichen Combo.
Was noch an diesem Abend beschlossen wurde: Bereits eine Woche später sollte statt einer CD die neugegründete Band (ohne Namen) im Hinterhof den musikalischen Part übernehmen und ihren ersten Auftritt haben. "Ich hoffte eigentlich, dass diese Idee nicht so ernst gemeint war. Da jedoch der Handschlag fotografisch festgehalten worden war, gab es leider keine Ausreden und wir mussten uns zum Proben treffen. Aus der Nummer kamen wir nicht mehr raus", gesteht Andreas Werner mit einem Schmunzeln. Paul Wukowojac, das mit 19 Jahren und Abstand jüngste Bandmitglied, wurde am besagten Abend von seiner Mutter Bettina darüber informiert, dass er ebenfalls Teil der neuen Band sei und Cajon spielen werde. Alles schon beschlossene Sache.
"Unbuchbar" ist ein reines Spaßprojekt
Und so wurden die Instrumente entstaubt, Liedtexte studiert und bei der einzigen gemeinsamen Probe zumindest jedes Lied jeweils einmal durchgespielt, bevor die Premiere stattfand. Der gelungene Auftritt machte den vier Musikern so viel Freude, dass sie der Gastgeberin Alexandra Kleinert umgehend die Zusage und das Versprechen für 2024 gaben. Der Name der Band, "Unbuchbar", den sie mit einem Augenzwinkern wählten, unterstreicht, dass es sich um ein reines Spaßprojekt und die reine Freude am Musizieren handelt. "Der Name stammt von mir. Damit wollte ich den anderen drei ein deutliches Signal geben", lacht Pfarrer Andreas Werner.

"Keine Angst! Keiner von uns plant, seinen Job an den Nagel zu hängen, um eine professionelle Musikkarriere anzustreben", entgegnet Dominic Wukowojac. Sich in der für alle vier Bandmitglieder zweifelsfrei vollen und stressigen Vorweihnachtszeit gleich mehrere Abende zu treffen, sei zwar nicht so einfach, dafür aber umso spaßiger gewesen. Schließlich hat man im Dezember als Bürgermeister, Pfarrer und Unternehmer noch viele Veranstaltungen und Termine zu besuchen.
Für zweiten Auftritt Probenpensum deutlich erhöht
Der Altersunterschied von vierzig Jahren zwischen Paul Wukowojac und Andreas Werner scheint bei den Proben und auf der Bühne kein Problem zu sein. Die beiden scherzen und musizieren so, als hätten sie seit 20 Jahren nichts anderes gemacht. "Die vier sehr verschiedenen Musikgeschmäcker waren anfangs eine Herausforderung, doch wir sind eine demokratische Band, bei der die Setlist gemeinsam besprochen und abgestimmt wird", so Wukowojac.
Für den zweiten Auftritt der Bandgeschichte wurde das Probenpensum auf drei Treffen deutlich erhöht, extra ein Logo gestaltet, eine Bühnenrückwand gemalt, Social-Media-Werbung produziert und Fan-Aufkleber gedruckt.
Die etwa 100 Zuhörerinnen und Zuhörer hatten dann am vergangenen Freitag sichtlich genauso viel Spaß, wie die vier Musiker auf der Bühne. Es wurde mitgesungen, geklatscht und getanzt. Wenn auch mal einer seinen Einsatz verpasste oder sich im Instrument vergriff, wurde dies von Band und Publikum einfach weggelächelt und mit Beifall quittiert.
"Unbuchbar" wohl kein Headliner auf dem Streutal-Festival
Bei der bunt gemischten Auswahl der Lieder orientierten sich die vier Männer gleich an den allergrößten der Musikgeschichte. Neben englischen Songs von Bon Jovi, Bonnie Tyler, den Beatles oder Pink Floyd spielten sie neben deutschsprachigen Klassikern von Udo Lindenberg, den Toten Hosen und Peter Maffay auch aktuelle Lieder von Bibi & Tina, AnnenMayKantereit oder Kapelle Petra.

"Selbstverständlich haben wir eine GEMA-Meldung abgegeben. Einen etwaigen Prozess hätten wir aber in jedem Fall gewonnen, weil unsere Versionen dann schon deutlich von den Originalen abweichen", gesteht Andreas Werner. Ob "Unbuchbar" auch im kommenden Jahr beim Streutal-Festival einen Auftritt auf der großen Bühne haben oder gar als "Headliner" angekündigt werden wird, ist jedoch – zum aktuellen Stand – unwahrscheinlich. "Wir können ja nicht gebucht werden. Gott sei Dank".