Der Zug ist noch nicht abgefahren für eine Umgestaltung des Bahnhofsareals in Bad Neustadt. Ganz im Gegenteil: Auch wenn es um das Projekt in den letzten Jahren etwas stiller geworden ist, will die Stadt nun mit neuem Schwung an die schrittweise Umsetzung gehen. Interessante Pläne dazu wurden dem Stadtrat am Donnerstag vorgestellt.
Der Ist-Zustand ist seit Jahren bekannt: Der Bahnhof mit seinen Wegen und Plätzen ist alles andere als attraktiv, eine wirkliche Verknüpfung zur Altstadt über die neue Brücke gibt es nicht. Die Straßenführung rund um den Bahnhof ist unübersichtlich, es gibt knifflige Engstellen, der Schwerverkehr mit Lkw und Bussen tut sich hier schwer. An den Radverkehr ist kaum gedacht, von einer wirklichen Barrierefreiheit ist man meilenweit entfernt.
Schwierige Grundstücksverhandlungen
Die Lage ist seit Jahren bekannt. Aber komplexe Eigentumsverhältnisse und schwierige Grundstückverhandlungen haben nicht wirklich Schwung in die Sache gebracht. Das soll nun anders werden. "Grundstücksfragen sind weitgehend geklärt. Ich freue mich auf das klasse Projekt, das das Bahnhofsareal zukunftsfähig macht", sagte Bürgermeister Michael Werner.
Stadtbaumeister Michael Wehner erläuterte einige Hintergründe und erinnerte an die Ideen-Werkstatt von 2016. Auf diese folgten Planungsaufträge an verschiedene Büros. Für die Verkehrsanlagen ging der Auftrag an das Planungsbüro RZP, das mittlerweile von der Ingenieursgesellschaft Heinrich aus Freiberg übernommen wurde. "Die Funktion des Bahnhofs als zentrale Mobilitätsdrehscheibe soll ausgebaut werden", fasste es Wehner zusammen. Dazu müssten Pkw-Fahrer, Fahrradfahrer und auch Fußgänger gleichwertig bedacht werden für das neue Konzept.
Ein neues Bus-Terminal südlich des Bahnhofs
Guillaume Relier vom Büro Heinrich stellte das Konzept für die Verkehrsführung vor, an dem nun weitergearbeitet werden soll. Südlich des Bahnhofs, auf Höhe der abknickenden Siemensstraße, soll zukünftig die Bushaltestelle als überdachtes Bus-Terminal mit acht Bussteigen ihren Platz finden. Derzeit wird die Fläche als Parkplatz genutzt. Auch die Alte Weide soll erhalten bleiben, versicherte Bürgermeister Werner auf Nachfrage von Viola Neugebauer. Landratsamt und Ordnungsamt sind in die Konzeption eingebunden.
Zwischen dieser neuen Bushaltestelle und dem Bahnhofsgebäude wird ein Park-and-Ride-Gelände entstehen, das auch Ladestationen für E-Bikes oder Reparatur-Möglichkeiten vorsieht. Doch dies wird in zukünftigen Detailplanungen geregelt. Vor dem Bahnhof, wo derzeit die Busse auf beiden Fahrbahnseiten halten, werden stattdessen sogenannte "Kiss-and-Ride"-Zonen ausgewiesen. Das sind Kurzhaltebereiche, um zum Beispiel Zuggäste am Bahnhof aussteigen zu lassen. Durch eine Straßen-Teilung ist das sichere Überqueren gewährleistet.
Neues Park-and-Ride-Areal
Der Taxistand wird nördlich am Bahnhof angegliedert. Noch etwas weiter nördlich wird es besonders interessant: Vom Bahnhof kommend, kurz vor dem Industriegleis kommt man über eine Linksabbiegespur auf das neue Park-and-Ride-Areal mit 40 Stellplätzen, das auch über 67 Parkplätze für Siemens-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter verfügt.
An dieser Stelle bleibt es interessant. Denn zukünftig soll die Straße am Donsenhaug, die zwischen der BayWa-Tankstelle und dem BayWa-Gelände beginnt, als Einbahnstraße, beginnend nach der Zufahrt zum Jopp-Gelände, mit einem kombinierten Radweg mit einer Gesamtbreite von 3,25 Meternweiter bis zum Bahnhof geführt werden. Hinter der Tankstelle könnte der Radweg sogar bis zur BayWa-Kreuzung fortgeführt werden. Damit wären Fahrrad-Pendler und Pendlerinnen von Brendlorenzen oder aus Richtung Wollbach sehr gut an den Bahnhof angeschlossen, wie Stadtbaumeister Wehner verdeutlichte.
Achse zur Altstadt
Wie Guillaume Relier weiter ausführte, wird auch der Bereich der Siemensstraße bis zur Finanzamt-Kreuzung in die Überlegungen einbezogen. Dabei soll der Fußweg aufgewertet und eine Mindestbreite von drei Metern erhalten. Die Gestaltung lehnt sich optisch an die Brücke zur Altstadt an, um somit eine Verbindungsachse ins Stadtzentrum zu schaffen. Auch der Radweg zwischen Bahnlinie und Rederstraße soll optimal angebunden werden.
Aus dem Stadtratsgremium kam einhelliges Lob für das vorgestellte Konzept. Anregungen zur Integration von Fotovoltaikflächen und der Ausgestaltung von E-Ladestationen wurden ins Lastenheft mit aufgenommen. Stadtbaumeister Wehner erklärte, dass die Umgestaltung der Parkflächen an den Industriegleisen Richtung Molkereiweg in einer späteren Projektphase angegangen werden sollen. Das Gremium beauftragte das Bauamt, die Abstimmung mit den beteiligten Büros fortzuführen, das Liegenschaftsamt soll noch notwendige Grundstücksgeschäfte vorbereiten.