Die Corona-Pandemie beeinflusst den Alltag aller im Landkreis Rhön-Grabfeld. Wie genau wurde schon in einer Vielzahl von Berichterstattungen beleuchtet. Trotzdem kamen hierbei die jungen Rhöner noch selten zu Wort. Deswegen hat die Redaktion recherchiert, wie junge Menschen aus Bad Neustadt die Krise wahrnehmen.
Mit 18 Jahren machen sich viele junge Menschen Pläne für die Zukunft und überlegen, wo für sie die Reise hingeht. So auch Pascal Schattenburg und Tilman Kerber aus Bad Neustadt. Schattenburg hat dieses Jahr sein Abitur gemacht und Kerber wird nächstes Jahr die Schule beenden. Für Kerber breche sein Zukunftsplan durch die Corona-Pandemie mehr oder weniger zusammen. Eigentlich wollte er sein Hobby Musik zum Beruf machen und Konzerte spielen. "Wenn das komplett wegfällt, mache ich mir natürlich Gedanken", sagt der Schüler. Und auch für Schattenburg haben sich Zukunftspläne verändert. "Ich habe mit dem Abitur abgeschlossen und wollte eigentlich viel reisen. Das fällt jetzt natürlich flach", so der Künstler.
Herausforderung, aber kein Problem
Die Corona-Pandemie beeinflusse aber nicht nur die Zukunft, sondern auch den derzeitigen Alltag der beiden. Kontakt zu Freunden, Familie und Bekannten habe sich stark verändert. Für Kerber sei das auch durchaus psychisch belastend. Die Maske sei für Schattenburg zu einem neuen Bestandteil des Alltags geworden. Dies sei für ihn jedoch nicht schlimm. "Die Situation ist aktuell eine Herausforderung, mit der man klarkommen muss", sagt der 18-Jährige.
Viele Privilegien des Alltags würden durch die Krise verschwinden, merkt Kerber. Schattenburg und er planen eigentlich auch Kunstausstellungen. Dies sei ihnen momentan nur sehr schwer möglich. Trotzdem suchen sich andere Wege und Alternativen. "Wir versuchen das Beste aus der Situation zu machen", so Kerber.
Schattenburg will im Zusammenhang mit den Corona-Maßnahmen jedoch nicht von einem Problem reden. Planungen seien aktuell natürlich nur schwer umsetzbar, sowohl privat als auch öffentlich. "Trotzdem müssen wir in der aktuellen Situation ruhig bleiben, die Maßnahmen einhalten und in die Zukunft blicken", sagt er.
Auch wenn die Situation eine Herausforderung darstelle, sehen die beiden 18-Jährigen die Maßnahmen als sinnvoll. "Es ist wichtig auf die Gesundheit der Gesellschaft zu achten und nicht sein Ego voranzustellen", sagt Kerber. Aber auch sie sehen, dass die Wirtschaft leidet und dabei Existenzen auf dem Spiel stehen.
Möglichkeit zum Nachdenken
Im Freundeskreis der beiden gebe es zu den Maßnahmen eine geteilte Meinung. Die einen zeigten Verständnis und versuchen, auf ihr Verhalten zu achten. Andere seien genervt. "Welcher 18-Jährige möchte schon nur zuhause bleiben und das Leben nicht in vollen Zügen genießen?", so Kerber. Da sei für ihn durchaus verständlich. Trotzdem frustriere es ihn zu sehen, wenn Freunde wenig auf die Regeln achten. Schattenburg sehe das ähnlich. "Das ist kein Vorwurf und wahrscheinlich auch normal, weil es für alle eine Herausforderung ist und sie noch sehr jung sind."
Trotz alle dem blickt Schattenburg positiv in die Zukunft. "Jetzt ist ein Moment, in dem die ganze Welt dazu bereit und gezwungen ist nachzudenken", sagt er. Alle müssten sich der aktuellen Situation stellen, vor allem auch die junge Menschen.
Corona nicht nur im privaten Raum eine Belastung
Auch Fridays for Future Bad Neustadt (FfF) hat mit der aktuellen Situation zu kämpfen. In Zeiten von Lockdown und Kontaktbeschränkungen sei die Arbeit der Bewegung erschwert, so Maja Büttner, Organisatorin FfF Bad Neustadt. "Unsere Bewegung ist daraus entstanden, dass viele Menschen jede Woche gemeinsam für die Umwelt auf die Straße gehen", sagt die achtzehnjährige Schülerin.
Natürlich gebe es alternative Protest- und Vernetzungsmöglichkeiten, wie Klimastreiks im Netz. Diese hätten jedoch keine vergleichbare Wirkung und könnten nur einen Kompromiss zu Demonstrationen auf der Straße darstellen. "Das Gefühl von Gemeinschaft sowie aktiver Produktivität, von dem Fridays for Future lebt, geht verloren", so Büttner.
Trotzdem stehe die Bewegung hinter den Maßnahmen der Regierung zum Schutz der Bevölkerung, auch wenn diese durchaus belastend seien. Für die Zukunft wünsche sich Büttner, dass alle Krisen ernstgenommen und als solche behandelt werden. "Außerdem liegt es uns am Herzen, dass die Klimakrise auch während der Corona-Pandemie nicht in Vergessenheit gerät", sagt sie.
Juze Bad Neustadt komplett geschlossen
Auch Marcel Schäfer, Vorstand der Initiative for Music and Youth Culture, nimmt die Corona-Pandemie als tiefen Einschnitt in das Vereinsleben wahr. Das Jugendzentrum (Juze) ist aktuell komplett geschlossen. Diese Situation sei selbstverständlich eine Herausforderung für eine Musik- und Kulturinitiative. "Ein finanzielles Problem haben wir zumindest nicht, da wir unsere Räumlichkeiten von der Stadt Bad Neustadt zur Verfügung gestellt bekommen und die Nebenkosten übernommen werden", merkt Schäfer an. Dafür ist er sehr dankbar, denn ohne diese Unterstützung wäre die Situation noch schwieriger.
Da Schäfer selbst Notfallsanitäter beim Bayerischen Roten Kreuz ist, bekommt er die Ausmaße der Pandemie hautnah mit. Deswegen habe er auch volles Verständnis für die Maßnahmen der Regierung. Für die Zukunft habe der Verein ein Konzert im April 2021 angesetzt. "Ob das stattfinden kann, bleibt aber nach wie vor abzuwarten", so der Vorstand.
"Jugendarbeit 'trotz(t) Corona"
Die Corona-Pandemie brachte auch Herausforderungen für die Jugendarbeit mit sich. "Es ist auch ohne eine Pandemie oft schwierig, Jugendliche für etwas zu begeistern und die Motivation aufrecht zu erhalten", sagt Sarah Keune, Jugendbildungsreferentin der Kirchlichen Jugendarbeit (kja) Bad Neustadt.
Die Zeit im ersten Lockdown wurde genutzt, um Alternativangebote für ausgefallene Veranstaltungen zu entwickeln. Dabei entstand zum Beispiel eine Seelsorgen-Hotline, digitale Schulungsangebote und Gottesdienste. "Die Pandemie stellte uns zunächst vor augenscheinlich unlösbare Probleme. Mit der Zeit haben wir dazugelernt", sagt Keune. Ihr Motto: "Jugendarbeit trotz(t) Corona".
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Keune erachte die Maßnahmen der Regierung als absolut sinnvoll. Manchmal fehle ihr dabei allerdings die Verhältnismäßigkeit. "Von der Regierung würde ich mir wünschen, dass Kinder und Jugendliche bei der Festsetzung von neuen Maßnahmen mehr berücksichtigt werden", sagt sie.
Hoffnung auf Präsenz-Veranstaltungen im nächsten Jahr
Die Stimmung der Jugendlichen einzufangen, falle Keune schwer. Gerade jetzt während der Pandemie fehle ihr der persönliche Kontakt. "Grundsätzlich lasse sich aber sagen: Alles, was den monotonen Pandemie-Alltag abwechslungsreicher gestaltet, kommt an", so die Jugendbildungsreferentin.
Mit dem Blick in die Zukunft sei Keune zuversichtlich. Die kja sei für das nächste Jahr besser vorbereitet und entwickle die digitalen Schulungsformate weiter. "Trotzdem hoffen wir, dass Präsenz-Veranstaltungen wieder vermehrt möglich sind", sagt sie. Junge Menschen bräuchten den Kontakt zu Gleichaltrigen. Deswegen ist für Keune klar: "Dafür muss eine Plattform gegeben sein, die die kja mit ihren Aktionen bietet."