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Bad Neustadt
Bad Neustadt statt Bad Fallingbostel: Bus mit Ukraine-Flüchtlingen strandet in der Rhön
Samstag erst wurde die Landkreishalle als Notunterkunft für ukrainische Flüchtlinge vorbereitet. Am Montag bestand sie die Nagelprobe. Warum der Landrat auf Berlin schimpft.
Am Samstag erst hatten Mitarbeiter des Roten Kreuzes und des THW die Landkreishalle als Notunterkunft für Flüchtlinge aus der Ukraine vorbereitet. Am Montagabend bestand sie ihre Nagelprobe, nachdem ein ganzer Bus mit gestrandeten Flüchtlingen nach Bad Neustadt fehlgeleitet worden war.
Foto: Hanns Friedrich | Am Samstag erst hatten Mitarbeiter des Roten Kreuzes und des THW die Landkreishalle als Notunterkunft für Flüchtlinge aus der Ukraine vorbereitet.
Gerhard Fischer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:49 Uhr

Es war am Montagabend gegen 19 Uhr, als der Busfahrer aus Berlin am BRK-Stützpunkt in der Meininger Straße in Bad Neustadt vorstellig wurde. Er wollte seine 31 Schützlinge, geflüchtete Frauen und Kinder aus der Ukraine, in treue Hände übergeben. Ein Empfangskomitee gab es für die Menschen aber nicht. In Bad Neustadt hatte man die Neuankömmlinge nicht erwartet - die 31 Flüchtlinge waren eigentlich für Fallingbostel in Niedersachsen bestimmt.

Mit der Rotkreuz-Wache hatte der Busfahrer den richtigen Ort gewählt. Denn gleich dahinter steht die Landkreishalle. Erst am Samstag war sie als Notunterkunft für ukrainische Flüchtlinge vorbereitet worden. "Nach tagelanger Odyssee wollten sie sofort hierbleiben, endlich mal duschen und schlafen", berichtet Landrat Thomas Habermann von dem ungewöhnlichen Vorfall.

Die Rhön statt Niedersachsen

Tatsächlich hatten die 31 Frauen und Kinder Dokumente des Berliner Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten bei sich, denen zu Folge sie für eine Aufnahmeeinrichtung in Bad Fallingbostel in Niedersachsen vorgesehen waren. Doch das liegt rund 370 Kilometer weiter nördlich. "Der Busfahrer aus Tegel hatte jedoch die Anweisung, Bad Neustadt anzusteuern, so war auch sein Navi programmiert", sagt der Rhön-Grabfelder Landrat.

Zielort war eigentlich Bad Fallingbostel, wie auf diesem Dokument der Berliner Behörde ersichtlich ist. Doch ein Bus mit rund 30 ukrainischen Flüchtlingen strandete am Montagabend in Bad Neustadt. In der Landkreishalle fanden sie erstes Obdach.
Foto: Gerhard Fischer | Zielort war eigentlich Bad Fallingbostel, wie auf diesem Dokument der Berliner Behörde ersichtlich ist. Doch ein Bus mit rund 30 ukrainischen Flüchtlingen strandete am Montagabend in Bad Neustadt.

Für ihn und die freiwilligen Helferinnen und Helfer war es keine Frage, die Gestrandeten aufzunehmen, die derzeit von der Kantine des Rhön-Klinikum-Campus mitversorgt werden.  "Es sind Menschen aus allen Teilen der Ukraine, die sich zum Großteil auch nicht kennen, die nach tagelanger Flucht aus der Ukraine über Polen und Berlin jetzt hier gelandet sind", erinnert Habermann an das Schicksal der Menschen. "Und es war richtig, dass wir auf eine zügige Vorbereitung der Landkreishalle gedrängt haben", sagt der Landrat.

Kritik an der Verteilung durch den Bund

Der Vorfall mit dem gestrandeten Bus in der Rhön ist für den Landrat ein weiteres Indiz, dass "die Verteilung der Flüchtlinge durch den Bund auf die Länder nicht richtig funktioniert", wie Habermann schimpft. Er glaube nicht, dass der so genannte Königssteiner Schlüssel, nachdem die Verteilung der Flüchtlinge auf die einzelnen Bundesländer gesteuert wird, tatsächlich eingehalten wird. Demzufolge müsste Bayern 15 Prozent aufnehmen. "Ich glaube aber, dass es schon 25 bis 30 Prozent in Bayern sind", schätzt Habermann.

Der Rhön-Grabfelder Landrat schätzt, dass sich die Zahl der aufgenommenen Menschen aus der Ukraine im Landkreis auf die 600 zubewegt. "Unsere Hilfeleistung steht außer Frage, aber unsere Infrastruktur darf auch nicht überlastet werden", schließt der Landrat.

 
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  • B. E.
    Ist doch klar, vor 7 Jahren hat Bayern gezeigt, was es in einer Flüchtingswelle zu leisten vermag. Daran mag sich der eine oder andere Organisator in Berlin sicherlich erinnern. Nicht das schlechteste Zeugnis für unser Bundesland. Und, wenn wir vom Krieg nicht mehr mitbekommen, als Hilfsaktionen und Preiserhöhungen, können wir uns sehr glücklich schätzen. Ich möchte nicht flüchten und Väter und Söhne als Soldaten zurück lassen müssen.
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