Ein seltsames Gefährt war im Sommer 2020 durch die Straßen Bad Neustadts gefahren. Ein orangenfarbener Mercedes-Transporter, auf dem Dach voll gepackt mit Kameras und seltsamen Messsonden an den Hinterrädern. Es war ein Spezialfahrzeug des Fachbüros Lehmann & Partner. Im Auftrag der Stadt Bad Neustadt hat es sämtliche Straßen der Stadt abgefahren, um den Zustand der Straßen, Fußwege und des Umfeldes detailliert zu erfassen. Das Ergebnis liegt nun vor.
"Die Stadt hat Top-Werte", konnte Kai Weltzien von dem Erfurter Büro eine erfreuliche Bilanz in der Bad Neustädter Stadtratssitzung vom Mittwoch ziehen. Von den 109 erfassten Straßenkilometern sind gerade einmal 0,28 Prozent in einem sehr kritischen Zustand, der unmittelbares Handeln verlangt. 5,4 Prozent sind im kritischen Gelb-Bereich. "Da kenne ich viele Kommunen mit kritischen Schadenswerten im zweistelligen Bereich", so Weltzien.
90 000 Bilder
Der teilte die wichtigsten Daten aus dem Projekt dem Ratsgremium mit. 109 Kilometer kommunaler Straßen und Wege wurden von dem Spezialfahrzeug im August 2020 befahren. Im Juli 2021 wurden die Daten an die Verwaltung und das Tiefbauamt übergeben. Das Spezialfahrzeug hat auf seinen Touren alle zehn Meter Bilder geschossen, nach Vorne, nach Hinten und zu den beiden Seiten des Fahrzeugs. Rund 90.000 Bilder sind dabei entstanden und in einem großen Datenbestand erfasst worden.
Rund 25 000 Verkehrszeichen, 2548 Straßenlampen, 3242 Kanaldeckel, 3658 Abläufe und 2903 Bäume sind nun erfasst. Aus dem Datenmaterial haben die Ingenieure in Thüringen die Bad Neustädter Straßen in Schadenskategorien nach dem amtlichen Regelwerk eingestuft. Demnach werden zum Beispiel bei Autobahnen wesentlich strengere Maßstäbe angelegt als bei kommunalen Straßen. In fünf Schadensklassen werden Straßen demnach eingestuft.
Gute Werte für das Straßennetz
In Bad Neustadt befinden sich 48,5 Prozent der Straßen in einem sehr guten Zustand. Die zweitbeste Stufe verteilt sich auf weitere 27,8 Prozent des Straßennetzes. Stufe drei gilt für 18 Prozent der Bad Neustädter Straßen. Hier ist kein akuter, aber ein mittelfristiger Handlungsbedarf angesagt. Aber genau dieser Bereich ist für die mittelfristigen Planungen und eben auch Stadtratsentscheidungen interessant. "Hier könnten rechtzeitige, oberflächliche Sanierungsarbeiten helfen, um spätere umfangreiche Arbeiten, die weiter in die Tiefe reichen, zu verhindern", erklärte Ingenieur Weltzien. Eine rechtzeitige oberflächliche Sanierung könnte eine Straße für weitere zehn, 15 Jahre ertüchtigen, eine verpasste Sanierung schon fünf Jahre später richtig ins Geld gehen.
Insgesamt sind es rund zwölf Straßenkilometer, bei denen in den nächsten Jahren Handlungsbedarf besteht. Bürgermeister Michael Werner bewertete das Datenmaterial als gutes Werkzeug für das Tiefbauteam um Martin Benkert. Stadträtin Gudrun Hellmuth (Freie Wähler) stellte die Frage nach der BayWa-Kreuzung. Die sei Bundesstraße, erklärte Bürgermeister Werner. Man habe Daten erfasst, weil man die Kreuzung passiert habe, Kostenträger sei aber das Staatliche Bauamt.