Würstelsuppe und Skiwasser, Stimmungslieder und dampfende Kleidung - so kennt man die Atmosphäre in Skihütten. Wegen Corona zerfällt dieses Bild momentan in seine Bestandteile. Wie derzeit die gesamte Gastronomie im Lockdown feststeckt, so bleiben auch die Skihütten geschlossen. Zu verköstigen wären zudem nur Wanderer oder Rodler, da die Skilifte ebenfalls still stehen.Für die meisten Rhöner Hüttenwirte ist das der zweite Winter in Folge, in dem ihre Türen zu bleiben. Wie kommen sie über die Runden und gibt es "to go"-Angebote?
Manuela und David Roth führen den Gasthof Roth am Fuße des Kreuzbergs in dritter Generation. Sie haben sich dafür entschieden, nicht aufzugeben. Obwohl sie derzeit eine schwere Zeit durchmachen. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie würden für sie sowohl seelisch als auch finanziell eine extrem hohe Belastung darstellen, erklärt Manuela Roth gegenüber dieser Zeitung.
Derzeit auch kein Catering für Schulen und Kitas
Neben dem Gastbetrieb bieten die Roths schon seit Jahren ein Mittagessen-Catering für Schulen und Kitas sowie für Senioren im Umkreis an. Davon sei derzeit nur noch die Verpflegung von einigen Senioren und von rund 20 Kindern aus der Notbetreuung übrig geblieben. "Die Essen in den Schulen und Kitas fehlen uns", so Manuela Roth. "Wir haben natürlich finanzielle Reserven für schlechte Zeiten, allerdings sind diese nicht unendlich vorhanden und wir müssen uns immer wieder etwas Neues einfallen lassen, wie es finanziell Monat für Monat wegen des Lockdowns weitergeht." Die finanziellen Hilfen der Politik würden bei weitem nicht die Kosten abdecken.
An den Wochenenden werden Bratwürstchen "to go" aus dem Küchenfenster verkauft, was aufgrund des reichlichen Schnees ganz gut laufe. Auch der Liefer- und Abholservice werde gut angenommen. "Beides ist aber bei weitem kein Ersatz für den normalen Gaststättenbetrieb an den Wochenenden", betont Manuela Roth. "Wir wünschen uns, dass es weitergeht und wir bald wieder Gäste begrüßen dürfen."
Keine "To go"-Angebote derzeit
Auch Verena Göpfert und Marc Trum von der Gemündener Hütte am Kreuzberg bedauern es sehr, dass sie momentan weder in der Gastronomie noch in der Beherbergung Gäste willkommen heißen dürfen. "Gerade bei diesem tollen Schnee über Weihnachten und die Tage danach hätten wir sicherlich sehr viele Tages- und Übernachtungsgäste haben können", so Marc Trum. Derzeit bereite man die Hütten für die Zeit nach dem Lockdown vor und greife bei entstehenden Kosten auch auf Rücklagen zurück. Auf ein To go-Geschäft verzichten sie. "Wir nehmen das Thema Corona nach wie vor sehr ernst. Vermutlich hätten wir in den vergangenen Wochen aufgrund des Wintersport-Besucheransturms bei uns mit einem solchen Angebot für das Bilden von größeren Menschenansammlungen gesorgt“, meint Trum.
Wie sieht es am Arnsberg aus?
Die Familie Schäfer betreibt das Arnsbergstüberl an der Talstation des A1-Liftes und den Arnsbergimbiss am dortigen Parkplatz. Ute und Andreas Schäfer hatten sich schon auf die Wintersaison gefreut. Dass sie momentan nicht öffnen können, schmerzt sie sehr. "So ein schöner Schnee und wir müssen geschlossen bleiben", bedauert Andreas Schäfer. Es waren bereits alle Vorkehrungen getroffen, um öffnen zu können, doch dann machte der zweite Lockdown die Pläne zunichte. Bewusst haben sich die Schäfers aus Sicherheitsgründen dafür entschieden, momentan auch keinen Außer-Haus-Verkauf anzubieten.
Die beiden Hütten konnten schon im letzten Winter aufgrund von Schneemangel keinen einzigen Tag öffnen. Insofern wäre es schön gewesen, wenn wieder etwas in die Kasse gekommen wäre. Ute und Andreas Schäfer sind seit über 20 Jahren auf dem Arnsberg präsent, vor ihnen führte ein Onkel den Familienbetrieb. Den beiden Oberweißenbrunnern gefällt ihr Arbeitsplatz mitten in der Natur und vor allem der Umgang mit den Gästen. "Die Menschen hier sind ausgeglichen, zufrieden, freundlich und haben Spaß am Wintersport", so Andreas Schäfer. "Es entwickeln sich oft schöne Gespräche." Die Tage in der Natur und den Kontakt zu den Gästen vermissen er und seine Frau diesen Winter sehr.
Hüttenwirte aus Liebe und mit Idealismus
Ähnlich geht es Lilo und Erich Degand. Sie betreiben seit fast 50 Jahren die dritte Gastwirtschaft am Arnsberg, die Lumumba-Hütte an der Talstation des A2-Liftes. Das ist nun nach der vergangenen Saison das zweite Mal in ihrer gesamten Laufbahn, dass sie nicht öffnen. Das mache ihnen wirtschaftlich schon zu schaffen. "Wenn wir nicht Hüttenwirte aus Liebe und mit Idealismus wären, würden wir das gar nicht machen", sagt Lilo Degand. Sie und ihr Mann schauen regelmäßig bei der Hütte nach dem Rechten. "Da spürt man schon Herzschmerz angesichts der Winterlandschaft." Wie die Schäfers, so verzichten auch sie auf Angebote zum Mitnehmen. "Das ist uns zu gefährlich." Die beiden vermissen ihre Gäste. "Aber das ist höhere Gewalt", so Lilo Degand, "da kann man nichts machen - außer zu hoffen, dass man gut durchkommt und alles gut ausgeht."
Wie sieht es auf der Wasserkuppe aus? Die Märchenwiesenhütte hat normalerweise Sommer wie Winter geöffnet. Insofern konnte man 2020 bereits Gäste bewirten. Je nach Situation werde derzeit die Grillhütte gegenüber der Gastwirtschaft geöffnet, um per Außenverkauf Getränke und Bratwürste anzubieten, erläutert Florian Heitmann, Betriebsleiter der Ski- und Rodelarena Wasserkuppe. Die Entscheidung, ob man öffnet oder nicht, erfolge eher kurzfristig.
Aktuell kündigt der Wetterdienst steigende Temperaturen an. Diese werden das Bild der momentanen Schneepracht sicherlich etwas beeinträchtigen. Vielleicht schmerzt dann die Wirte nicht mehr so sehr der Anblick ihrer geschlossenen Hütten.