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Bischofsheim
Auf den Rhöner Wiesen gibt es massenweise Kräuter und Blüten. Was darf auf den Teller, was ist giftig?
Beim Lehrgang für Kräuterführerinnen am Kreuzberg wurden nicht nur Kräuter gesammelt und bestimmt. In der Küche der Hauswirtschaftsschule Bischofsheim entstand ein tolles Menü.
Lehrgangsleiterin Kornelia Marzini erläutert, auf welche Details zur Unterscheidung der Kräuter zu achten ist.
Foto: Marion Eckert | Lehrgangsleiterin Kornelia Marzini erläutert, auf welche Details zur Unterscheidung der Kräuter zu achten ist.
Marion Eckert
 |  aktualisiert: 25.05.2022 02:30 Uhr

Die extensiv genutzten Rhöner Wiesen strotzen derzeit nur so vor einer Fülle an Blüten und Kräutern. Ein idealer Zeitpunkt um Wildkräuter nicht nur aus dem Bestimmungsbuch kennenzulernen, sondern vor Ort auf der Wiese.

Angehende Kräuterführerinnen und -führer trafen sich am Arnsberg, ausgerüstet mit Körbchen und ausreichend Sonnenschutz. Der Lehrgangstag stand unter dem Motto "Frisch von der Wiese in die Frühlingsküche" 14 Frauen und zwei Männer suchten und sammeln Kräuter für das grüne Kräutermenü, welches im Anschluss an die Suche in der Schulküche der Hauswirtschaftsschule in Bischofsheim zubereitet wurde. Natürlich wurden die gesammelten "Schätze" vor der Zubereitung gesichtet, bestimmt und sortiert, damit keine ungenießbaren oder gar giftigen Pflanzenteile verwendet werden.

Kräuterwissen kann man vielfältig nutzen

Tatjana Lörzer aus Filke möchte ihr Wissen um Kräuter bei Wanderungen mit ihren Alpakas an ihre Gäste weiter geben. "Es ist sehr interessant die verschiedene Kräuter kennen und unterscheiden zu lernen. Gespannt bin ich auf die Zubereitungen in Küche." Karoline Schäfer aus Schönau arbeitet als Gärtnerin und möchte noch mehr über Kräuter und ihre Verwendung erfahren. "Ich mache das aus beruflichen Gründen und für mich."

Tatjana Lörzer (Filke) und Petra Illner (Maßbach) bei Sammeln von Kräutern.
Foto: Marion Eckert | Tatjana Lörzer (Filke) und Petra Illner (Maßbach) bei Sammeln von Kräutern.

Einer der teilnehmenden Herren war der Ansicht, dass Wissen um Nahrung direkt aus der Natur gerade wichtiger denn je sei. "Wir sind viel zu abhängig von der Lebensmittelindustrie." Er möchte mit Kräuter von den Rhöner Wiesen eine Stück Selbstversorgung erreichen.

Apropos Rhöner Wiesen. Theresia Dietz bat die Teilnehmer, die Wiesen nicht unbedacht zu betreten und gar zu zertreten. "Respekt vor der Wiese ist wichtig." Dann habe auch sicherlich auch kein Landwirt ein Problem damit, wenn am Wiesenrand einige Kräuter oder Blüten gesammelt werden. Größere Mengen sollten der Natur ohnehin nicht entnommen werden und schon gar nicht ohne Rücksprache mit dem Eigentümer.

Wissenschaftliche Erkenntnisse über Kräuter

Rudi Ledermann aus Oberstreu ist seit 1989 Bio-Landwirt. Das Wissen um Kräuter und ihre Verwendung in der Küche fasziniere ihn schon lange. Im Biohotel Sturm (Mellrichstadt) arbeitet er halbtags als Gärtner, sein Wissen über Kräuter möchte bei bei der Gestaltung der Hotelaußenanlage verstärkt einbringen. Überrascht war er, wie wissenschaftlich fundiert der Lehrgang aufgebaut ist. "Ich habe jetzt schon einen ganz anderen Blick auf die Natur und die Pflanzen", freute er sich über die neuen Erkenntnisse. Gemeinsam mit seiner Frau Sabine nimmt er an der Weiterbildung teil. "Wir können uns gegenseitig überprüfen und ergänzen. Es ist wunderbar was für einen Schatz wir vor der Haustüre haben."

Nett sehen die gesammelten Kräuter und Blüten im Körbchen aus.
Foto: Marion Eckert | Nett sehen die gesammelten Kräuter und Blüten im Körbchen aus.

Anja Moll aus Bastheim möchte ihr Wissen um Kräuter in ihrem veganen Hofcafé in Bastheim zum Einsatz bringen. "Das alte Wissen unserer Großmütter um die Einsatzmöglichkeiten von Heilpflanzen und Kräutern zu bewahren, liegt mir am Herzen." Die Qualifizierung zur Kräuterführerin passe hervorragend zu ihrem Weg zu einer nachhaltigen, bewussten und gesunden Lebensweise in Naturverbundenheit.

Lehrgang des vlf Rhön-Grabfeld

Derzeit läuft der Lehrgang zur "Qualifizierung zum Kräuterführer, zur Kräuterführerin" des vlf Rhön-Grabfeld (Verein landwirtschaftliche Fachbildung) in Zusammenarbeit mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bad Neustadt. Zu den Teilnehmenden zählen unter anderem ehemalige Studierende aus der Bischofsheimer Hauswirtschaftsschule

Vorspeisenteller: Brennesselbrötchen, gefüllte Eier mit Margeritenblüten, Wildkräutersalat aus verschiedenen Wild-Kräutern
Foto: Marion Eckert | Vorspeisenteller: Brennesselbrötchen, gefüllte Eier mit Margeritenblüten, Wildkräutersalat aus verschiedenen Wild-Kräutern

Sie wollen mehr über Kräuter wissen, als im Unterrichtsfach Hausgartenbau laut Lehrplan möglich war. Einige von ihnen möchten das Wissen über Kräuter selbst gerne an andere Menschen weitergeben und nutzen dieses Bildungsangebot um selbst Kursleiter oder Kursleiterin zu werden.

Dass eine große Nachfrage nach Kräuterwissen in der Bevölkerung bestehe, zeige sich vor allem im Frühjahr, wenn das erste Grün nach grauen Wintertagen wieder sichtbar werde, erklärte Theresia Dietz, beim Amt zuständig für Biodiversität. Da nicht alle Wildkräuter bedenkenlos verspeist werden können, es auch giftige und für den menschlichen Organismus schädliche Pflanzen gibt, sei es wichtig, die Wildkräuter zu kennen und unterscheiden zu können.

Was stand auf dem Speiseplan?

Geleitet wurde der Lehrgang von Diplombiologin Kornelia Marzini von der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau Veitshöchheim. Die Exkursion am Arnsberg und in der Bischofsheimer Schulküche war bereits der vierte Seminartag im Rahmen der Fortbildung zur Kräuterführerin und -führer. In den ersten drei Einheiten ging es darum, Wildpflanzen und deren wichtigsten Inhaltsstoffe kennenzulernen.

In der Küche der Hauswirtschaftsschule wurden folgende Rezepte ausprobiert: Waldmeistersuppe, gefüllte Eier mit Margaritenblüten, ein gemischter Wildkräutersalat mit Holunderblütendressing und Brennesselbrötchen, Bärenklau-Giersch-Brenessel-Lasagne und mit Kohldistel und Ei gefüllte Tomaten, gebackene Forellenfiletes mit Rhöner Grüner Soße und flambierte Pfirsichspalten mit Gundelrebe.

Theresia Dietz vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und Rudi Ledermann sammeln gemeinsam Kräuter.
Foto: Marion Eckert | Theresia Dietz vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und Rudi Ledermann sammeln gemeinsam Kräuter.

 
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