Ihre Amtszeit begann mit einem Losentscheid und endete mit einer Trauung und einem Bürgervotum: Anja Seufert ist keine Frau für die leisen Momente auf dem Bürgermeistersessel. Zwölf Jahre lang lenkte die 43-Jährige die Geschicke der Gemeinde Bastheim und zieht nun Bilanz über eine „arbeitsreiche, spannende und sehr interessante Zeit“.
16. März 2008, Stichwahl in Bastheim: Die Kandidaten Anja Seufert und Klaus-Dieter Hahn lieferten sich ein Bürgermeister-Duell, das die Nerven aller bis zum Äußersten strapazierte. Beim Ergebnis aus dem Wahllokalen wie auch bei der Briefwahl lagen beide gleichauf. Ein Los musste laut Kommunalwahlgesetz entscheiden, wer künftig die Amtsgeschäfte der Gemeinde führt. Mit zittriger Hand schrieb der noch amtierende Gemeindechef Manfred Dietz zu später Stunde die Namen der beiden Bewerber auf die Lose. Der Rest ist Geschichte: Anja Seufert war das Glück hold. Die gebürtige Bastheimerin, die bis dato als Lehrerin an der Volksschule in Pfaffenhofen an der Ilm unterrichte, zog zurück in die Heimat und tat das, wovon sie schon als Jugendliche geträumt hatte: Sie wurde Bürgermeisterin.
Auch wenn ihr Lebens- und Zeitplan eigentlich ein anderer war. "Ich kannte Bastheim nur unter der Gemeindeführung von Manfred Dietz und hatte mir schon als junge Frau vorgestellt, dass ich einmal, nach langen Jahren im Beruf, zurückkommen und es ihm gleichtun werde", verrät Anja Seufert im Gespräch mit dieser Redaktion. Die Gelegenheit kam schneller als erwartet. Die CSU-Kandidatin "gewann" das Bürgermeisteramt, tauschte das Klassenzimmer mit der Amtsstube, und mit 31 Jahren fing für die Bastheimerin ein neues Leben an.
Fußspuren in der Gemeinde hinterlassen
Mit 43 Jahren nun der nächste Einschnitt. Seit 1. Mai 2020 sitzt ihr Nachfolger Tobias Seufert auf dem Bürgermeistersessel, und Anja Seufert plant ihr Leben nach dem Amt. Sie hatte mittlerweile Zeit, die vergangenen Jahre Revue passieren zu lassen, und blickt zufrieden zurück: "Ich denke, ich habe meine Fußspuren hinterlassen und viel dafür getan, dass Bastheim für die Zukunft gut aufgestellt ist."
In der Verbesserung der Breitbandversorgung und des Mobilfunks, der Sanierung der Trinkwasserversorgung, der Umgestaltung der Friedhöfe und der Ausweisung von neuem Bauland sieht sie Höhepunkte ihrer Arbeit in der Gemeinde. "Unsere Ökobilanz hat sich in den vergangenen Jahren hervorragend entwickelt", sagt sie, und verweist dabei auf die energetische Sanierung zahlreicher öffentlicher Gebäude im Besengau.
Auch die Waldflurbereinigung für Rödles und Braidbach läuft laut Anja Seufert gut an. Es ist die zweite Waldflurbereinigung in kurzer Zeit in der Gemeinde – die Neuordnung in Reyersbach war nahezu abgeschlossen, als sie ins Amt kam. Die 43-Jährige freut sich, das erreicht zu haben.
Bastheim als kinderfreundliche Gemeinde etabliert
Besonders stolz ist sie darauf, dass Bastheim als familienfreundliche Gemeinde gilt. "Es war stets mein Bestreben, die örtliche Grundschule zu erhalten, denn wo Kinder sind, ist auch Leben im Dorf", macht sie deutlich. Mit zwei Kindergärten in der Gemeinde, einer Krippe und einem sehr gut besuchten Hort haben die Bürgervertreter in den vergangenen Jahren die Weichen richtig gestellt.
Ein Höhepunkt ihrer Amtszeit war die Teilnahme Reyersbachs am Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft - unser Dorf soll schöner werden". Gern erinnert sie sich daran, wie sich das Besengau-Dorf in den Jahren 2014 und 2015 herausgeputzt hatte und von einem starken Gemeinschaftsgefühl getragen wurde. Als schönstes Dorf im Landkreis und zweitschönstes in Unterfranken sorgte Reyersbach für Furore. Ebenso wie das Kloster Wechterswinkel, das sich als Kreiskulturzentrum etabliert hat. Eine Einrichtung, die laut Anja Seufert wertvoll für die Gemeinde ist und für ein Kulturangebot steht, das sich auch vor dem künstlerischen Schaffen in größeren Städten nicht verstecken muss.
Bürgerentscheid und Trauung zum Abschluss
Ihre letzte Woche im Amt hatte es noch einmal in sich. Am 26. April beendete der Bürgerentscheid nach zähem Ringen die Debatte um den Anschluss Bastheims an eine Verwaltungsgemeinschaft. Die Entscheidung fiel für Mellrichstadt anstelle von Ostheim, wie es auch Anja Seufert propagiert hatte. Und sie durfte noch einmal einen Bund fürs Leben schließen. Ein passender Abschluss für die scheidende Gemeindechefin, für die im Ranking der schönen Aufgaben eines Bürgermeisters die Trauung von Ehepaaren "ganz klar auf Platz eins" liegt.
Und was kommt nun in der Zukunft für die Bastheimerin nach zwei Amtsperioden als Bürgermeisterin? Eines steht für Anja Seufert fest: Mit 43 wird sie sich noch nicht aufs Altenteil zurückziehen. "Ich will noch was tun", stellt sie klar. Und steigt daher in ihren alten Beruf ein. Im neuen Schuljahr will sie wieder als Lehrerin arbeiten. Zunächst in Teilzeit, um langsam anzufangen und sich in den Unterricht einzuarbeiten. Gerade in Zeiten der Corona-Krise stehen die Kollegen da vor besonderen Herausforderungen, wie sie aus zahlreichen Gesprächen weiß. Möglicherweise ist ihr erster Einsatzort die Kreuzbergschule in Bischofsheim, doch genau stehe das erst kurz vor Schuljahresbeginn fest.
Erfüllte Jahre im Bürgermeisteramt
Bis dahin wird ihr aber sicher nicht langweilig. Die 43-Jährige baut derzeit ihr Elternhaus in Bastheim um, "da gibt es immer etwas zu tun". Und sie fährt gern Fahrrad im schönen Besengau. "Ich genieße es zurzeit, ohne Terminkalender im Nacken genau das zu tun, worauf ich Lust habe", sagt sie gelassen. Dazu gehört auch, Reisen zu planen, um nach Corona wieder die Neugierde auf fremde Länder zu stillen.
Für die Zukunft wünscht sich Anja Seufert, dass sie zufrieden und vor allem gesund bleibt. "Meine Jahre als Bürgermeisterin waren schöne und erfüllte Jahre, ich würde diesen Weg jederzeit wieder gehen", stellt sie klar. Aber es waren auch anstrengende Zeiten, "fremdbestimmt, immer von Terminen getrieben. Heute genieße ich es, wenn ich mal einen Abend auf dem Sofa verbringen kann."
Ihrem Nachfolger wünscht sie gutes Gelingen und hofft, dass Bastheim weiterhin eine lebens- und liebenswerte Gemeinde bleibt. Sie ist zuversichtlich, dass Tobias Seufert angestoßene Projekte wie die Dorferneuerung Bastheim und die Ausweisung der Baugebiete weiterführen wird. "Er wird seine Sache sicher gut machen", sagt sie ohne Gram, "ich traue ihm einiges zu."