Herzlich willkommen im schönsten Dorf des Landkreises.“ So begrüßte Bürgermeisterin Anja Seufert am Montag in Reyersbach die Kommission des Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft – Unser Dorf soll schöner werden“, die in diesen Tagen den Sieger auf Bezirksebene küren wird. Nach dem Sieg auf Kreisebene im Vorjahr zeigte sich der 350 Einwohner zählende Bastheimer Ortsteil einmal mehr von seiner schönsten Seite.
Pünktlich um 11.45 Uhr fuhr der Bus der Kommission am Dorfplatz vor. Zehn Juroren, allesamt Fachleute, waren angereist, um Reyersbach in fünf Bewertungsbereichen auf Herz und Nieren zu prüfen. Die Aufsicht hatte Landwirtschaftsrätin Christine Bender vom Gartenbauzentrum Bayern Nord des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, die den Wettbewerb auf Bezirksebene organisiert.
„Die Reyersbacher haben den Sinn des Wettbewerbs verstanden und alle fleißig mit angepackt, um gemeinsam das Dorf herauszuputzen“, berichtete die Bürgermeisterin. Eine große Gruppe, bestehend aus Gemeindevertretern, Vereinsvorständen und Vereinsmitgliedern sowie interessierten Bürgern empfing die Kommission am Dorfplatz. Im Vorfeld war bereits eine Bewerbungsmappe an die Kommission geschickt worden, in der Reyersbach umfassend vorgestellt wurde. Doch nichts verschafft einen besseren Eindruck als die eigenen Augen. So stand nach einer Präsentation in der Wolfsscheune, bei der Ortssprecher Artur Türk unter dem Titel „Aktive Zukunft abseits der breiten Wege“ die wichtigsten Eckdaten des Dorfes vorstellte, eine Orts- und Flurbegehung an.
Man folgte weitgehend der Route, die im Vorjahr bereits die Kreisjury überzeugte. Beginnend am neu gestalteten Dorfplatz, der sich zu einem Mittelpunkt des dörflichen Lebens entwickelt hat, über Friedhof und Kirche, die mit ihrem Kirchturm in Form eines Ciboriums das Wahrzeichen der Ortschaft darstellt, ging es zum renaturierten Aubach. Der Blick fiel auf den Kindergarten, den aktuell 23 Kinder aus der Umgebung besuchen, mit seinem schön gestalteten Außenbereich, dann ging es weiter zu der kleinen Kapelle am Schneckenberg, von wo man einen einmaligen Blick über Dorf und Ländereien hat. Bereiche, in denen noch Nachholbedarf besteht, wie die geplante Friedhofserweiterung oder die Ausgestaltung des Park- und Festplatzes, wurden offen angesprochen. Mit einem eigens organisierten Shuttle ging es dann zum Mauritiushaus, wo nach einer Brotzeit die Abschlussbesprechung anstand.
Die Führung durch den Ort übernahmen nicht Türk und Seufert alleine. Dorfchronist Manfred Stumpf ging auf die Geschichte, insbesondere der Kirche, ein, die Gemeinderäte Christian Leutheuser und Jürgen Eckert zeigten Entwicklungen im Ortskern und in der Infrastruktur auf. Die Vorstandsriege des Obst- und Gartenbauvereins um Wolfgang Warmuth und Stefanie Türk wusste viel zu Friedhof, Wassertor, Feldkreuz und Marienkapelle zu berichten. Den Kindergarten stellte Frank Kreuzau, Vorsitzender des Trägervereins St. Rita, vor, und Stefan Reder, Vorsitzender des SV Reyersbach, ging auf die Energiewende ein, die „vor allem in Form von Photovoltaik bei uns angekommen“ ist. So wurde der mehrfach gelobte Gemeinschaftssinn im Ort – besonders deutlich in Form der Vereinsgemeinschaft – anschaulich unterstrichen. Ebenfalls handfest belegen konnte man die Wahrung alter Bräuche, wie das Klappern in der Karwoche oder das Spießtragen während des sonntäglichen Gottesdienstes. Udo Molitor hatte sich in Tracht geworfen und begleitete die Kommission als Spießträger.
Insgesamt zeigte sich die Jury von Reyersbach sehr angetan. Baudirektor Maximilian Jungwirth, zuständig für den Bereich Entwicklungskonzepte und wirtschaftliche Initiativen, lobte die vielen Initiativen und freute sich, dass im Dorf kaum Leerstand zu verzeichnen und Gewerbe mit insgesamt 36 Arbeitsplätzen vor Ort ist. Im Zuge der Dorferneuerung habe man viel umgesetzt, die Breitbandversorgung ist gelungen, und auch im öffentlichen Nahverkehr habe man trotz der abgeschiedenen Lage Lösungen wie das Bus-Taxi gefunden. Die ins Auge gefasste Gründung einer Streutal-Allianz konnte er nur begrüßen. Einziger Kritikpunkt war, dass ihm bei der Energiewende trotz vieler Initiativen „ein bisschen das Konzept“ fehle.
Für den Bereich soziale und kulturelle Aktivitäten gab Bezirksheimatpfleger Klaus Reder seine Einschätzung. Besonders gefiel ihm, dass auch Neubürger und junge Menschen Verantwortung übernehmen und übertragen bekommen. Mit der Wahrung alter Bräuche sowie der Etablierung neuer, wie der Maibaumabriss-Party, schaffe man ein „reiches soziales Leben“. Er lobte den Kindergarten und regte an, auch für die Betreuung von Senioren im Ort eine Lösung zu finden. „Reyersbach ist auf einem sehr, sehr guten Weg“, so Reder.
Über „99 Prozent ideal angelegte Gärten“ freute sich Landschaftsarchitekt Klaus Neisser, zuständig für den Bereich Grüngestaltung und Grünentwicklung. Er wünschte sich den Erhalt von besonderen Pflanzen, wie dem Tulpenbaum am Friedhof. Sehr beeindruckt von Reyersbach zeigte sich Architektin Christiane Weckert, die auf Baugestaltung und Bauentwicklung achtete. Im öffentlichen Bereich habe man „sehr viel getan“, bei Privatgebäuden gebe es vereinzelt Sanierungsrückstand. Dies habe jedoch den Vorteil, dass „noch nichts kaputt renoviert“ wurde. Sie konnte daher die Entwicklung eines einheitlichen Leitfadens nur begrüßen. Vom Dorf selbst wenig gesehen, dafür die umliegende Flur erkundet hatten die Juroren, die die Einbindung des Dorfes in die Landschaft bewerteten. Bauoberrätin Dorit Bollmann konnte die günstige Lage Reyersbachs, die 1975 zur Bezeichnung „landschaftliche Feststube“ führte, nur bestätigen. Die Waldflurbereinigung habe gute Ergebnisse erzielt, dazu kommen Wiesen, Wildäcker und Spezialstandorte wie Streuobstwiesen, die „sehr gut gepflegt“ seien. Man sehe, dass die Landschaft in den letzten Jahren „richtig herausgeputzt wurde“.
Ein überwiegend positives Fazit also, das die Jury ziehen konnte. Reyersbach war dabei die erste Station der Kommission, die insgesamt sechs Dörfer in Unterfranken besucht. Am Montagnachmittag ging es weiter nach Geldersheim (Lkr. Schweinfurt), am Dienstag folgten Mainstockheim (Lkr. Kitzingen) sowie Fatschenbrunn und Kirchlauter, beide im Landkreis Haßberge. Am Donnerstag wird Mönchberg im Landkreis Miltenberg besucht, ehe die Abschlussbesprechung der Kommission stattfindet. Am Donnerstagnachmittag soll die Entscheidung fallen. Nur ein Bewerber kann Unterfranken im nächsten Jahr beim Landesentscheid vertreten. Der Sieger repräsentiert 2016 Bayern im 25. Bundesentscheid von „Unser Dorf hat Zukunft – Unser Dorf soll schöner werden“.
ONLINE-TIPP
Mehr Bilder vom Dorfrundgang unter rhoengrabfeld.mainpost.de
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