
Ohne große Berufserfahrung übernahm Daniel Pfefferkorn (35) im Alter von 22 Jahren die Leitung des landwirtschaftlichen Betriebes seiner Großeltern. Gudrun und Frank Pfefferkorn waren 1962 von der Ostheimer Marktstraße in die Frickenhäuser Straße umgesiedelt. Gemeinsam mit Franks Bruder Karl betrieben sie dort ihren Aussiedlerhof. Jetzt wird das 60-jährige Standort-Jubiläum in Form eines Hoffestes gefeiert. Hat er seine Entscheidung jemals bereut? Was versteht er persönlich unter der "Berufung Landwirt"? Ein Gespräch mit Daniel Pfefferkorn.
"Manchmal ist es besser, nicht zu wissen, worauf man sich einlässt", sagt Pfefferkorn rückblickend. Leider verstarben die Großeltern viel zu früh. Somit blieb Daniel Pfefferkorn kaum Zeit zum Nachdenken. Sollte der Betrieb weiterlaufen, musste er ins kalte Wasser springen und Verantwortung übernehmen. Das war 2009. Seither ist viel passiert. Ehefrau Melanie steht ihrem Mann in allen Belangen bei. 2015 wurde Sohn Jan geboren, Anfang 2020 erblickte Ida das Licht der Welt. Besonders stolz sind die beiden auf ihren 2014 gegründeten Hofladen und die Direktvermarktung der erntefrischen Ware. Damit liegen sie voll im Trend, denn regionale Produkte werden heute mehr denn je nachgefragt.
1630 erstmals in einer Urkunde erwähnt
Zur Historie: Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Familienbetrieb im Jahr 1630. Daniels Vorfahren hielten Pferde, Kühe, Schweine und Hühner. Rund drei Jahrhunderte später gab es innerorts Platzprobleme, so erbauten Gudrun und Frank Pfefferkorn 1954 eine Feldscheune am heutigen Standort in der Frickenhäuser Straße.
Opa Frank und Onkel Karl investierten, kauften 1956 den ersten Schlepper. "Ein Hanomag", weiß der Enkel. Anfang der 1960er Jahre entstand das Wohngebäude, 1965 folgte die Errichtung eines Kuhstalls. 1973 wurde von Milchvieh auf Zuchtschweine umgestellt. Als auch diese unrentabel waren, setzte man im Hause Pfefferkorn ab 1985 auf Schafe.
435 Schafe und 45 Hektar Ackerland
435 Schafe sowie einige Ziegen und drei Esel versorgt die junge Generation neben dem Ackerbau noch heute. Das sei ein Glücksfall, wie Melanie versichert. Dank der relativ pflegeleichten Tiere kann Familie Pfefferkorn an Naturschutzprogrammen zur Landschaftspflege teilnehmen. "Ziegen und Schafe fressen Hecken an ansonsten schwer zugängigen Stellen ab", erklärt sie und verweist auf die Kooperation mit der Naturschutzbehörde am Landratsamt. Ihre Herde ist unter anderem am Osterberg in Sondheim, am Lindenberg und rund um das Naturschutzgebiet Weyhershauck unterwegs.
Derzeit bewirtschaftet Daniel Pfefferkorn 45 Hektar Ackerland. 2019 stellte der Ortsobmann des BBV Ostheim und Ökobeautragte seiner Heimatstadt auf Bio um. Ganzheitlich zu agieren ist dem Vater gerade im Hinblick auf die Zukunft seiner Kinder wichtig.
Der Wolf macht ihm Sorge
Schafhaltung alleine wäre nicht lukrativ genug, außerdem mache ihm der Wolf Sorgen. "Wolfssicher einzäunen lassen sich viele Areale nicht, dafür sind die Flächen zu groß", betont er. Oberhalb der Thüringer Hütte stößt er an seine Kapazitätsgrenze. Während der Sommersaison schaut er dort täglich nach dem Rechten. Bis jetzt lief alles glatt. Vielleicht liegt dies an den drei Eseln, welche das Raubtier im Ernstfall mit ihrem Geschrei vertreiben sollen. Ein Restrisiko bleibt.
Doch mit Risiken kennt der Unternehmer sich bestens aus. Als er den Betrieb übernahm, musste er kräftig in Maschinen und Technik investieren. Das brachte ihn manche Nacht um den Schlaf. "Daniel war ständig unterwegs, nicht selten dauerte ein Arbeitstag von fünf Uhr früh bis Mitternacht", versichert seine Frau. Urlaub? Ein Fremdwort. 2019 war die Familie dann erstmals gemeinsam unterwegs. Ohne die Unterstützung von Freunden und den Beistand durch Melanies Schwester Sophie (sie studiert Landwirtschaft) wäre es nicht gegangen. Seit Juli 2022 gibt es einen Festangestellten im Betrieb, somit bleibt dem 35-jährigen mehr Zeit für Frau und Kinder.
Daniel Pfefferkorn ist ein Nordlicht
Eigentlich ist Daniel ein Nordlicht, 1987 wurde er in der Heimat seines Vaters auf Helgoland als ältester von drei Geschwistern geboren. Nach einem kurzen Aufenthalt in Ostheim ging es bald zurück an die See. Jede Ferien besuchte der Junge seine Großeltern, Landwirtschaft und Viehzucht hatten es ihm von klein auf angetan. Mit dem Realschulabschluss in der Tasche kam der Teenager wieder nach Ostheim. Da sein Berufswunsch unumstößlich feststand, begann Daniel 2004 eine Ausbildung zum Landwirt. Zu diesem Zeitpunkt hätte er sich nicht träumen lassen, bereits fünf Jahre später Betriebsleiter zu sein. Heute darf er sich offiziell Wirtschafter für Landbau nennen. "Es war wirklich hart, aber ich bereue nichts, ich bin nun einmal Landwirt aus Leidenschaft", schmunzelt er und geht zurück an die Arbeit.