Der umstrittene Begriff der "Remigration" ist gerade in aller Munde. Kaum ein Treffen im Freundes- oder Familienkreis, ohne dass darüber diskutiert wird. Meist friedlich, aber gelegentlich durchaus hitzig. Wie fühlt sich die Situation für die Betroffenen an? Für Menschen, die teilweise schon viele Jahre oder gar Jahrzehnte in Bad Königshofen leben und arbeiten, die gut Deutsch sprechen und im sozialen Leben vernetzt sind? Wir haben nachgefragt.
Miloš Veljović (39) lebt mit seiner Frau und den beiden schulpflichtigen Kindern seit drei Jahren in Bad Königshofen. Er arbeitet als LKW-Fahrer und transportiert hauptsächlich Milch. Die Debatte über Remigration versteht er nicht, denn in seinem Beruf gibt es einen großen Mangel, ohne die ausländischen Kräfte würde das Transportwesen nicht funktionieren. Dass es zu wenig deutsche Fachkräfte gibt, führt er auch darauf zurück, dass die Deutschen nicht genug Nachwuchs gezeugt haben.
Er kommt viel herum in seinem Job, Ablehnung aufgrund seiner Nationalität erlebte er noch nicht. Viel Verständnis zeigt er für die Demonstrationen der Bauern, mit deren Nöten er beim Abholen der Milch immer wieder konfrontiert wird. Ausländische Mitbürger, die sich nicht integrieren, sondern nur Leistungen abgreifen wollen, schaden seiner Meinung nach dem Ansehen derer, die hier wirklich heimisch werden möchten.
Veronika Keim (56) stammt aus Kasachstan und lebt seit 30 Jahren in Bad Königshofen. Sie arbeitet als Deutschlehrkraft an der VHS sowie als Leiterin des Jugendhauses. Ihren Beruf als Lehrerin konnte sie hier zunächst nicht ausüben und musste sich viele Jahre mit einfachen Tätigkeiten hocharbeiten, bis sie wieder unterrichten durfte. Dass dies möglich war, dafür ist sie sehr dankbar. Sie liebt ihre neue Heimat und die Deutschen.
Die Remigrationsdebatte empfindet sie als verletzend und kränkend. Berichte darüber anzusehen, vermeidet sie deshalb. Gerade wenn man aus Ländern komme, in denen andere Strukturen herrschen, wisse man, wie wichtig und schützenswert Demokratie sei. Denen, die lauthals "Ausländer raus" rufen, kann sie nur antworten, dass sie dann auch die Folgen ihrer Forderung bedenken sollten. "Bist du bereit, als Müllwerker, Reinigungskraft oder Pfleger zum Mindestlohn zu arbeiten?" Denn das sei ja dann nötig, wenn die Menschen gehen müssen, die derzeit diese Arbeiten hauptsächlich ausführen.
Eine Institution in Bad Königshofen ist der City Döner, der von Leyla Aksu-Kokamaz (50) und ihrem Mann Mustafa Kokamaz (51), den meisten besser als "Moses" bekannt, betrieben wird. Seit 20 Jahren leben und arbeiten sie hier. "Bad Königshofen ist unsere Heimat geworden", berichten sie, "in die Türkei fahren wir nur noch, um Urlaub zu machen".
Sie haben viele Kontakte zu deutschen Kunden und daraus entstandene Freundschaften, auch mit Vertretern politischer Richtungen, die eigentlich nicht für ihre Freundlichkeit zu Ausländern bekannt sind. Sie kommen mit allen gut zurecht, Anfeindungen erleben sie nicht. Im Gegenteil, als vor einigen Jahren ihr Haus brannte, erfuhren sie eine große Hilfsbereitschaft der Königshöfer, wofür sie bis heute dankbar sind.
Das problemlose Zusammenleben führen sie auch darauf zurück, dass sie von vornherein darauf Wert gelegt haben, die deutsche Kultur und die Sprache kennenzulernen. Gerne würden sie besser verstehen, was die Demonstranten der rechten Szene wirklich antreibt und mit ihnen sprechen. Im Döner jedenfalls seien auch aus dieser Szene alle freundlich zu ihnen.
Erstaunlich gelassen nehmen die Angesprochenen die Debatte und die Demonstrationen wahr. In Bad Königshofen wird viel dafür getan, ein gutes Miteinander der Nationalitäten zu fördern und es scheint Früchte zu tragen.