
Insgesamt 34.000 Gymnasiasten brüten derzeit in Bayern über ihren Abiturprüfungen. Sie sind die letzten Absolventinnen und Absolventen des G8, als des achtstufigen Gymnasiums im Freistaat. Mit dem Schuljahr 2024/25 kehrt Bayern zum neunjährigen Gymnasium zurück. Ist es etwas Besonderes, zu diesem letzten G8-Jahrgang zu gehören? Wie wird die Bildungsreform bewertet? Die Meinungen von sechs Rhön-Grabfelder Schülerinnen und Schülern gehen dazu auseinander.
Kim Seufert, 17 Jahre (Burglauer), Gymnasium Münnerstadt: Mehr Zeit zum Üben und Vertiefen mit dem G9

"Man wird tatsächlich von vielen Leuten, darunter einige Lehrerinnen und Lehrer, darauf angesprochen, dass man als letzter G8-Jahrgang etwas Besonderes sei. So besonders fühlt es sich für mich allerdings gar nicht an. Es ist etwas merkwürdig, dass es nächstes Jahr keinen Abiturjahrgang gibt, da ich auch viele Schülerinnen und Schüler aus der jetzigen elften Klasse kenne. Ich finde das neue G9-System gar nicht schlecht, weil durch ein Jahr mehr Schulzeit mehr Zeit zum Üben und Vertiefen bleibt und das Lernen etwas stressfreier über die Bühne gehen kann."
Luis Härder, 18 Jahre (Herschfeld), Rhön-Gymnasium Bad Neustadt: Durch das G8 ein Jahr früher mit dem Studium beginnen

"Ich sehe für mich den Vorteil, dass ich durch das G8 ein Jahr früher mit dem Studium beginnen kann. Wer mit seiner Studien- oder Berufsentscheidung noch nicht so weit fortgeschritten ist, dem könnte das G9 besser gefallen, da mehr Zeit zur Orientierung bleibt. Ich bin froh, ein Jahr zu 'sparen'. Das Argument mit dem reduzierten Nachmittagsunterricht im G9 überzeugt mich nicht, weil man auch im späteren Berufsleben in der Regel bis in den Nachmittag hinein arbeitet."
Leoni Hobusch, 19 Jahre (Salz), Rhön-Gymnasium: Das Abitur nicht in den Sand setzen

"Ein gewisser Druck ist schon da, das Abitur nicht in den Sand zu setzen. Ich glaube nicht, dass mir das passiert. Dennoch schwingt die Angst mit, an dieser Schule das Abi nicht mehr machen zu können. Auf der einen Seite wäre ich lieber im G9, da vieles entzerrter ist. Es ärgert mich ein bisschen, so knapp am G9 vorbeigeschrammt zu sein. Es gibt aber auch Stimmen, die sagen, dass das G9 noch mehr mit Stoff vollgepackt sei. Daher bin ich sehr zwiegespalten."
Hannes Bruckmüller, 17 Jahre (Wollbach), Rhön-Gymnasium: Im Zweifel für das G8

"Vom Grundgedanken fühlt es sich gut an. Ich habe aber ein bisschen Respekt davor, zum letzten G8-Jahrgang zu gehören. Es kann potenziell problematisch werden, wenn man das Abi nicht schafft. Wenn ich frei zwischen den beiden System wählen könnte, würde ich beim G8 bleiben, auch wenn das G9 einige Vorteile bietet. Weniger der überwiegend wegfallende Nachmittagsunterricht, sondern die Möglichkeit, in Mathe kein Abitur schreiben zu müssen, finde ich reizvoll."
Janne Vogt, 18 Jahre (Brendlorenzen), Rhön-Gymnasium: Durch das G9 geht Zeit verloren

"Als letzter G8-Jahrgang fühlt man sich ein bisschen besonders, weil eine kleine Ära zu Ende geht. Zu hoch hängen würde ich das aber auch nicht, da wir es als G8'ler nicht anders kennen. Meine jüngere Schwester ist im G9. Ich bin gespannt, wie bei ihr das Abitur ablaufen wird. Ich persönlich finde das G8-System in Ordnung. Durch das G9 ist man ein Jahr länger in der Schule. Dadurch geht einiges an Zeit verloren. Eine wirkliche Entscheidung, welches System das bessere ist, kann ich allerdings nicht treffen."
Simon Schmitt, 18 Jahre (Wegfurt), Rhön-Gymnasium: Ein Auslandsjahr im G9 ist reizvoll

"Der Gedanke des Durchfallens ist im letzten G8-Jahrgang wahrscheinlich noch präsenter, als in den Jahrgängen davor. Wenn ich den Lehrplan im G9 sehe, würde ich mir manchmal wünschen, auch im G9 zu sein. Es bleibt mehr Zeit, um den Stoff zu vertiefen. Auch die Lehrmaterialien sind aktueller. Einige meiner Schulbücher sind älter als ich selbst. Ein mögliches Auslandsjahr im G9 ist ebenfalls reizvoll, gerade für mich, weil ich später mal im Ausland arbeiten möchte."