
Von einem unvergesslichen Flug sprach Erwin von der Forst. Der Pfarrweisacher hatte über zehn Jahre nach einem „Grunau Baby“ gesucht hatte und konnte es nach der Generalüberholung (wir berichteten) jetzt in Saal erstmals fliegen. Von einem Erlebnis sprachen aber nicht nur Erwin von der Forst, sondern auch die zahlreichen Zuschauer. Mit Fotos und Handys wurde der Erstflug festgehalten. „Einmalig.. wunderbar...“, „ein tolles Flugzeug...“, „schön, dass es nun wieder fliegt“, so die Kommentare der Zuschauer.
Nach einem Vormittag, der das Grabfeld in Nebel gehüllt hatte, brachte der Nachmittag strahlende Sonne und Wolken. Zum Erstflug des 1954 in Sulzdorf an der Lederhecke gebauten Originals, kam auch „Grunau Baby - 2“. Es ist an der Wasserkuppe stationiert. Beide Grunau Babys am strahlend blauen Grabfeldhimmel: ein tolles Bild.
Geschleppt wurden sie von dem historischen Nachbau eines Doppeldeckers von Peter Volz, der zunächst das Grunau Baby I in die Luft brachte. Den Zuschauern am Boden zeigte Erwin von der Forst dann, was sein „Baby“ drauf hat und wie gut man es fliegen kann: „Die Arbeit, die wir investiert haben, hat sich auf jeden Fall gelohnt.“
Die Gäste in Saal erfuhren, dass das historische Grunau Baby aus Holz gebaut und mit Diolen, einem Baumwollstoff, bespannt ist. Es bringt rund 170 Kilogramm auf die Waage und hat eine Spannweite von 13,5 Metern. Die heutigen Einsitzer, so Fluglehrer Peter Volz, wiegen zwischen 250 und 300 Kilogramm.
Schon früher ein Erlebnis
Mit am Saaler Flugplatz war auch Ulf Kießner. Er erinnerte sich, dass in den 1970er Jahren solch ein Grunau Baby am Saaler Flugplatz befand. „Ich habe es selbst noch geflogen,“ erzählt Kießner, nicht ohne Stolz. Das sei ein Erlebnis zur damaligen Zeit gewesen. Gekommen war auch Peter Schindler aus Sulzdorf an der Lederhecke. Sein Vater hat das erste „Grabfelder-Grunau Baby“ gebaut.
Das „Grunau Baby“ war in der Zeit vor und nach dem Zweiten Weltkrieg eines der meistgebauten Segelflugzeuge. Die erste Ausführung, das „Baby I“ , hatte eine Spannweite von 12,87 Meter, 14 Quadratmeter Flügelfläche und ein Leergewicht von 98 Kilogramm. Rudolf Schindler, der Vater von Peter Schindler absolvierte in Grunau/Schlesien eine Ausbildung zum Flugzeugbauer. Nach Kriegsende verschlug es die Familie Schindler nach Sulzdorf an der Lederhecke. „Dort baute mein Vater Rudolf Schindler einen Holz verarbeitenden Betrieb auf“, so Peter Schindler. Nachdem ab 1950 der Segelflugsport und ab 1955 der gesamte Flugsport in Deutschland wieder zugelassen war, kam die Idee auf, Segelflugzeuge zu bauen. 1951 fuhren seine Eltern zu Edmund Schneider, der das Flugzeug konzipiert hatte. Schindler erhielt nicht nur die Pläne zum Bau des „Grunau Baby“ geschenkt, sondern zudem die Erlaubnis, dieses bauen zu dürfen.
Ab 1952 wurde das „Grunau Baby III“ in einer Holzbaracke an der Brennhäuser Straße in Sulzdorf gebaut. 15 Flugzeuge sollten in einer ersten Serie gebaut werden. Aus wirtschaftlichen Gründen habe die Produktion aber eingestellt werden müssen. Wie viele Flugzeuge gebaut wurden, sei nicht mehr nachvollziehbar. Zehn dürften es gewesen sein.
Der Jungfernflug war am 15. April 1954. Gestartet wurde das Flugzeug am „Weinberg“ in Sulzdorf an der Lederhecke mit Gummiseilen. Dieses erste damals gebaute Grunau-Baby ist nun wieder instand gesetzt und bleibt am Saaler Flugplatz.
Zwei Jahre hat die Generalüberholung in Anspruch genommen. Rund 1000 Arbeitsstunden und zwischen 6000 und 8000 Euro war erforderlich, um das historische Flugzeug aus dem „Dornröschenschlaf“ zu erwecken, sagt Erwin von der Forst. Er hat sich damit einen Traum erfüllt.
Vor Ort war am Samstag neben Peter Schindler auch Otto Krieger. Sie sind die einzigen noch lebenden Zeitzeugen von damals, sagt Peter Volz. Er weiß, dass zum Bau-Team Schreinermeister Oswald Werner aus Eyershausen gehörte. Hinzu kamen Erwin Volz, Siegfried Laubender, Helmuth Hemmerich und Willy Mayr (sen.) aus Königshofen. Die Rippen des Flugzeugs wurden vom Aeroklub Königshofen hergestellt.