
Für einige Segelflugenthusiasten geht am kommenden Wochenende ein Traum in Erfüllung: Auf dem Flugplatz in Saal soll am 16. September nach jahrzehntelangem Dornröschenschlaf ein „Grunau Baby III“ zu einem historischen Erstflug abheben.
Funktionsfähige Fluggeräte, die diesen Namen tragen, gibt es noch viele in Deutschland, schließlich war der Flieger in der Zeit vor und nach dem zweiten Weltkrieg eines der meistgebauten Segelflugzeuge überhaupt. Das Besondere an dem Segelflugzeug, das im Hangar des Flugsportvereins Grabfeld restauriert wurde: Es wurde in den 1950er Jahren von Schreinermeister Rudolf Schindler in Sulzdorf an der Lederhecke gebaut.
Jahrzehntelang eingelagert
„Möglicherweise ist es das einzige noch intakte Segelflugzeug aus dieser Fertigung“, vermutet Peter Volz. Der passionierte Pilot, Fluglehrer und Ausbildungsleiter beim Flugsportverein Saal hat das 1954 gebaute „Graunau Baby“ in den vergangenen Monaten wieder flugtauglich gemacht, nachdem es in seine Einzelteile zerlegt, jahrzehntelang eingelagert war. Über eine Anzeige in einem Fachmagazin entdeckte es vor zwei Jahren sein neuer Eigentümer, der aus Pfarrweisach stammende Pilot Erwin von der Forst, in Villingen. Er kaufte den Flieger und brachte ihn in seinen Hangar nach Haßfurt.
Acht bis zehn Exemplare des „Grunau Baby III“ wurden in den 1950er Jahren in Rudolf Schneiders Werkstatt in Sulzdorf gebaut, bevor die Produktion aus finanziellen Gründen eingestellt werden musste. Dass ausgerechnet das allererste Exemplar mit der Seriennummer „AB 01“ die Jahrzehnte fast unversehrt überdauert hat, ist ein schöner Zufall, über den sich auch der Sohn des Segelflugzeugbauers freut. Ende 2015 erfuhr Peter Schindler von Peter Volz, dass ein von seinem Vater gebautes Segelflugzeug in Haßfurt aufgetaucht ist. Sofort setzte sich der Mitt-Siebziger mit dem neuen Eigentümer in Verbindung und erlebte einen weiteren Glücksmoment: Erwin von der Forst erzählte ihm von seinem Plan, das über 60 Jahre alte Flugzeug wieder in die Luft zu bringen.
Der große Moment ist gekommen
Dass der große Moment bei entsprechender Witterung am kommenden Samstag nun gekommen ist, liegt vor allem am exzellenten Zustand der Flugzeugteile. „Der Vorbesitzer des Segelflugzeuges hat bereits rund 800 Stunden in die Renovierung gesteckt“, weiß Peter Volz, der die Generalüberholung zu Ende führte, indem er zum Beispiel fehlende Bespannungsteile ergänzte oder originalgetreue Armaturen und Instrumente einbaute, was noch einmal 150 Arbeitsstunden erforderte. „Dazu kommen mindestens 6000 Euro an Materialkosten“, deutet Peter Volz an, dass die Restaurierung kein ganz billiges Vergnügen war.
Abheben soll der einsitzige Segelflieger, voraussichtlich von seinem Eigentümer gesteuert, am kommenden Samstag um 14 Uhr auf dem Flugplatz in Saal ganz standesgemäß, wie Peter Volz versichert: „Wir werden das Flugzeug nicht mit der Winde hochziehen, sondern einen Schlepp mit einem Oldtimer-Doppeldecker durchführen.“


