zurück
Unterweißenbrunn
8 Tipps vom Rhöner Profi für sicheres Fahren mit Fahrrad, Mountainbike und E-Bike
Mit den Temperaturen steigt die Zahl der Fahrrad-Unfälle. Wie kann man sich gegen das Schlimmste rüsten? Der Rhöner Rad-Experte Andi Rohe hat Tipps parat.
Andi Rohe ist Spezialist für Sicherheit auf dem Fahrrad. Der Rhöner bietet Fahrtrainings an. Fürs sichere Bike-Erlebnis, ob Trekking-Ausflug oder E-Bike-Tour, hat er jede Menge Tipps.
Foto: Gerhard Fischer | Andi Rohe ist Spezialist für Sicherheit auf dem Fahrrad. Der Rhöner bietet Fahrtrainings an. Fürs sichere Bike-Erlebnis, ob Trekking-Ausflug oder E-Bike-Tour, hat er jede Menge Tipps.
Michael Nöth
 |  aktualisiert: 21.06.2024 02:46 Uhr

Ein tödlicher Radunfall in Gemünden, ein Mountainbiker im Flowtrail am Kreuzberg schwer verletzt, drastische Zunahme der Unfallzahlen mit dem Rad vor zwei Jahren im Landkreis Bad Kissingen: Das eigentlich gesundheitsfördernde Radeln birgt auch Gefahren. Andi Rohe, 54-jähriger Fahrtechnik-Trainer und Mountainbike-Guide aus der Rhön, gibt Tipps für sicheres Fahren, die für alle Räder und Touren gelten.

1. Ganz wichtig: Umsichtig und vorausschauend fahren

Die Strecke immer gut im Blick: Umsichtiges und vorausschauendes Fahren ist ganz wichtig für ein sicheres Bike-Vergnügen.
Foto: Gerhard Fischer | Die Strecke immer gut im Blick: Umsichtiges und vorausschauendes Fahren ist ganz wichtig für ein sicheres Bike-Vergnügen.

"Grundsätzlich sind Radfahrende die schwächeren Verkehrsteilnehmer. Deshalb müssen sie auf Straßen, Radwegen oder im Gelände umsichtig und vorausschauend fahren", so der lizensierte Fahrtechnik-Trainer Andi Rohe. Er hat die Erfahrung gemacht, dass Autofahrer in ländlichen Regionen mehr Abstand halten als in Städten. "Nichtsdestotrotz müssen wir mit dem Rad auch auf Landstraßen immer den Verkehr im Auge behalten. Das gilt besonders für Rennradlerinnen und -radler sowie für die Fahrt mit dem Trekkingbike."

2. Nicht nur im Frühjahr: Das Rad vor jeder Tour checken

Der Luftdruck muss passen: Vor jeder Tour sollten die Reifen gecheckt werden, auch auf Beschädigungen.
Foto: Gerhard Fischer | Der Luftdruck muss passen: Vor jeder Tour sollten die Reifen gecheckt werden, auch auf Beschädigungen.

Eine Unfallursache sind schlecht gewartete Fahrräder. "Bremsen, Reifen, Felgen, Speichen und der Steuersatz am Lenker sollten nicht nur im Frühjahr intensiv geprüft werden, besser vor jeder Fahrt", sagt Rohe. Seine Schnell-Checkup-Tipps: Zur Speichen-Prüfung Vorder- und Hinterrad anheben und drehen. Mit einem Kuli an den Speichen sollte der Ton gleich klingen. Ist ein Unterschied zu hören – ab in die Werkstatt. Bei den Bremsen: Hebel ziehen und das Rad nach vorne schieben. Blockieren die Räder ist alles gut, laufen sie durch – Beläge wechseln.

Haben die Radachsen "Spiel", kann man das mit Schnellspanner oder Inbus einfach regulieren. Beim Steuersatz am Lenker ist das nicht so einfach. Legt man den Zeigefinger um den Steuersatz, zieht die Bremse und bemerkt beim Bewegen ein Ruckeln, muss der Steuersatz nachjustiert werden. Zudem sollten die Gänge einmal durchgeschaltet sowie Sattel und die Lenkergriffe auf festen Sitz geprüft werden. "Wichtig ist, dass die Lenker ordentlich festgezogen sind, wenn sie beim Transport im Auto oder auf Radträgern eingeklappt waren", so Rohe.

3. Eine gute Ausrüstung schützt und gibt Sicherheit

Der Helm kann Lebensretter sein. Darum muss er gut sitzen. Die meisten Helme sind mitllerweile mit einem Verstellrädchen ausgestattet, damit der Helm einen guten Sitz hat.
Foto: Gerhard Fischer | Der Helm kann Lebensretter sein. Darum muss er gut sitzen. Die meisten Helme sind mitllerweile mit einem Verstellrädchen ausgestattet, damit der Helm einen guten Sitz hat.

Sowohl für Rennrad, Trekking oder Mountainbike (MTB) gilt gleichermaßen: Helm auf bei jeder Fahrt! Rohe empfiehlt zudem Brille gegen Steinchen und Mücken und Langfinger-Handschuhe. "Bei einem Sturz zieht man die Hände reflexartig nach vorne. Mit langen Handschuhen sind Finger und Handballen besser geschützt."

Für MTB-Trails sind Knie- und Ellenbogen-Schützer unerlässlich. Für alle Radelnden gilt: Leuchtende Farben bei Trikot oder Helm erwirken mehr Aufmerksamkeit bei anderen Verkehrsteilnehmern als dunkle Teile.

4. Selbsteinschätzung: Wie fit bin ich? Wie sicher fahre ich?

Auf dem Fahrrad sollte man sich gut selbst einschätzen können. Lange Fingerhandschuhe bieten im Falle eines Sturzes am meisten Sicherheit vor Verletzungen oder Schürfwunden im Bereich der Hände.
Foto: Gerhard Fischer | Auf dem Fahrrad sollte man sich gut selbst einschätzen können. Lange Fingerhandschuhe bieten im Falle eines Sturzes am meisten Sicherheit vor Verletzungen oder Schürfwunden im Bereich der Hände.

Wenn Gelegenheits-Biker auf Tour gehen, geht das oft an die Substanz. "Körperliche und geistige Fitness kann man auf dem Rad gut trainieren", weiß der Rhöner Guide. Wer einmal im Monat aufs Rad steigt, gilt für ihn als unerfahren.

"Für das Training braucht es aber einige Kilometer auf einfacher Strecke oder einen Fahrsicherheitskurs", so Rohe. Die gebe es bei verschiedenen Anbietern von der Volkshochschule bis zur Polizei.

Vom Sturz-Training in seiner MTB-Schule "Rhöntrail" ist er abgekommen. "Wir setzen eher mit Schutzkleidung auf Prävention. Bei einem Sturz gilt generell: 'Sich schnell vom Rad lösen'". Wichtig ist ihm, dass sich jeder oder jede in Sachen Kondition und Koordination klar selbst einschätzen kann.

5. Beim E-Bike ein Gespür fürs Bremsen und den Akku entwickeln

Auch die Kontrolle des Bremsschuhs schadet nicht, findet Andi Rohe. 
Foto: Gerhard Fischer | Auch die Kontrolle des Bremsschuhs schadet nicht, findet Andi Rohe. 

Wer denkt, dass die Kondition beim E-Bike keine gewichtige Rolle spielt, liegt falsch. Auch beim motorunterstützten Radeln muss Kraft und Beweglichkeit vorhanden sein. "Das E-Bike ist schwerer, es reagiert in Kurven anders als normale Räder. Auch das dosierte Bremsen muss man erfahren haben, wenn man sicher unterwegs sein will." Auch hier gilt: Am besten einen Kurs belegen. Danach hat man ein sicheres Gespür für Bremsen und Akku-Ladung auf unterschiedlichem Terrain.

6. Was zu einer guten Tour-Planung gehört

Der Blick in den Himmel gehört bei einer Touren-Planung genauso dazu wie der auf den Lenker: Ein guter Tipp: Mit den Händen den sogenannten Steuersatz mit der Lenker-Einheit durch Hin- und Herbewegen prüfen. Er darf kein Spiel haben.
Foto: Gerhard Fischer | Der Blick in den Himmel gehört bei einer Touren-Planung genauso dazu wie der auf den Lenker: Ein guter Tipp: Mit den Händen den sogenannten Steuersatz mit der Lenker-Einheit durch Hin- und Herbewegen prüfen.

Wer aufs Rad steigt, ob für eine kurze Ausfahrt oder für eine längere Tour, sollte immer das Wetter im Blick haben. Aber nicht nur das. Bei Fahrten durch Wald und Wiesen müssen die speziellen Gefahren, die dort lauern, genau bedacht werden: Äste, Steine, die urplötzlich als Hindernisse herumliegen. Sein Tipp: Geschwindigkeit an Straße oder Gelände anpassen, so dass man jederzeit gefahrfrei bremsen kann. Und: Immer genügend Wasser und Früchteriegel dabei haben.

7. Was braucht man dringend im Reparatur-Set

Flickzeug für den Notfall gehört zu einem Fahrradausflug einfach dazu.
Foto: Gerhard Fischer | Flickzeug für den Notfall gehört zu einem Fahrradausflug einfach dazu.

Pannen passieren. Rohe rät, immer ein Multi-Werkzeug, einen passenden Schlauch, eine Luftpumpe und ein Erste-Hilfe-Set dabei zu haben. "Aber nicht am Lenker oder sonst am Rad befestigen. Das gehört alles in den Rucksack", gibt er vor. Wenn er mit Gruppen auf längeren Touren unterwegs ist, dann packt er noch Kettenschlösser, Ersatz-Schaltauge, -Speichen und -Bremsbeläge in seinen Rucksack.

8. Was rät der Rhöner Tourenguide noch?

Ein Test der Bremsen gehört ebenfalls zum Test vor einer jeden Fahrrad-Tour.
Foto: Gerhard Fischer | Ein Test der Bremsen gehört ebenfalls zum Test vor einer jeden Fahrrad-Tour.

Wenn man mit dem Rad ausfährt, sollte man immer zu zweit sein. "Für das MTB mit seinen speziellen Gefahren in unwegsamem Gelände gilt das grundsätzlich. Wer mit dem Rennrad alleine fährt, sollte einen Sturzsensor an seiner Uhr haben, um schnell Hilfe zu holen." Überdies sollte man in seinem Handy Notfallnummern von Hilfsdiensten oder Angehörigen gespeichert haben. Und: Auch nach den größten Anstrengungen sollte genügend Aufmerksamkeit für eine sichere Heimfahrt vorhanden sein. "Die Statistik unserer Schule sagt, dass Unfälle nicht unbedingt auf Abfahrten oder in Trails passieren, sondern auf Radwegen, wenn man nebeneinander herfährt und nicht mehr richtig aufpasst."

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Unterweißenbrunn
Michael Nöth
Autofahrer
E-Bikes
Fahrradunfälle
Polizei
Radwege
Freizeittipps und Ausflugsziele in der Rhön
Verkehrsteilnehmer
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Helga Scherendorn
    wenn man den Artikel so liest, traut man sich ja gar nicht mehr aufs Rädle?! Nur noch mit Helm Handschuhe und zu zweit? Kurs sollte man auch noch belegen? Heiliche Gott, Finger weg von den gefährlichen Drahteseln!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten