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Bad Kissingen
Drastisch mehr Radunfälle auf Kissingens Straßen
2022 gab es deutlich mehr Unfälle und Verletzte als 2021. Eine Risikogruppe sind Radler, von denen zwei starben. Die Polizei setzt auf Prävention.
Bei Verkehrsunfällen im Landkreis Bad Kissingen war 2022 jeder vierte Verletzte ein Rad- oder E-Bikefahrer. Zwei tödliche Radunfälle hat es zudem gegeben.       -  Bei Verkehrsunfällen im Landkreis Bad Kissingen war 2022 jeder vierte Verletzte ein Rad- oder E-Bikefahrer. Zwei tödliche Radunfälle hat es zudem gegeben.
Foto: SymbolAA+W/Adobe Stock | Bei Verkehrsunfällen im Landkreis Bad Kissingen war 2022 jeder vierte Verletzte ein Rad- oder E-Bikefahrer. Zwei tödliche Radunfälle hat es zudem gegeben.
Benedikt Borst
 |  aktualisiert: 29.05.2024 17:15 Uhr

Dass die pandemiebedingten Einschränkungen aufgehoben wurden, hat sich 2022 auf den Straßen gezeigt. Im Landkreis hat es wieder häufiger gekracht und es gab mehr Verletzte als 2021: 3587 Unfälle haben die Polizeiinspektionen in Bad Kissingen , Bad Brückenau und Hammelburg sowie die Verkehrspolizei Werneck registriert (5,6 Prozent mehr als im Vorjahr). 489 Personen wurden verletzt (2021: 464), fünf Menschen starben (2021: 5), zwei davon bei Unfällen auf der Autobahn.

Mehr Radfahrer verunglücken

Die Zahl der verunglückten Fahrrad- und E-Bikefahrer ist stark angestiegen: um 72 Prozent auf 102 polizeilich erfasste Unfälle. E-Bikes erfreuen sich seit Jahren wachsender Beliebtheit. „Daher ist der Anteil der Unfälle mit Pedelecs in den letzten sieben Jahren auch deutlich gestiegen“, so Florian Heuring, zuständig bei der Polizei Bad Kissingen für den Bereich Verkehr.

Die Zahl der verletzten Rad- und E-Bikefahrer hat im Vergleich zum Vorjahr um 87 Prozent zugenommen (gesamt: 103). Gemessen an den Gesamtzahlen machen verletzte Radler einen überdurchschnittlich großen Anteil aus: Während Radunfälle drei Prozent aller Verkehrsunfälle darstellen, ist jeder vierte Verletzte im Verkehr ein Radfahrer . Bei zwei der fünf Unfalltoten (40 Prozent) im Landkreis handelt es sich um Radfahrer .

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Tödliche Unfälle mit dem Rad

Ein tödlicher Radunfall ereignete sich bei Obereschenbach. Nach Angaben der Polizei Hammelburg hielt sich ein 60 Jahre alter E-Bikefahrer mit der Hand an einem Traktoranhänger fest und ließ sich mitziehen. Beide waren auf dem Radweg parallel zur B 27 Unterwegs. Bei der Fahrt „verriss der Fahrer den Lenker und stürzte über diesen zu Boden“, so die Polizei Hammelburg in ihrem Bericht zur Verkehrsstatistik. Wenige Tage nach dem Unfall erlag der Fahrer seinen Kopfverletzungen. Einen Helm hatte er nicht auf.

Der zweite tödliche Radunfall passierte in Bad Brückenau auf einer stark abschüssigen Straße. Eine 81 Jahre alte Radfahrerin prallte in einer Kurve gegen ein Auto und erlitt schwerste Kopfverletzungen, an denen sie zwei Tage später in einer Klinik starb.

Florian Heuring von der Bad Kissinger Polizei betont, dass individuelle Fahrfehler die häufigste Unfallursache bei Radfahrern sind. Bei der Hälfte aller Rad- und bei zwei von drei E-Bike-Unfällen war das der Fall. Mit Blick auf die Statistik appelliert der Polizeioberkommissar an die Radfahrer , einen Helm zu tragen: „21 der 54 beteiligten Fahrrad- und Pedelecfahrer (im Dienstbereich Bad Kissingen , Anm. d. Red.) trugen keinen Fahrradhelm. Davon wurden neun schwer verletzt.“

Fahrtraining für Radfahrer

Alle drei Polizeidienststellen im Landkreis haben die Radfahrer als Risikogruppe stärker im Fokus. Die Kissinger Polizei bietet ein Fahrtraining speziell für E-Bikefahrer an. Dieses findet in der Steinstraße auf dem Platz hinter der Bayernhalle am 29. April von 9.30 bis 11.30 Uhr statt. Mitzubringen sind ein E-Bike plus Fahrradhelm; Anmeldung bei Verkehrserzieher Matthias Kleren unter Tel. 0971/7149118 und Florian Heuring unter Tel. 0971/7149116.

Deutlich erfreulicher ist der Blick auf die Schulwegsicherheit. Die Polizei Hammelburg meldet einen Schulwegunfall, in Bad Kissingen und Bad Brückenau gab es keinen. „Dank intensiver Bemühungen der Verkehrserzieher in den Jugendverkehrsschulen und der Schulweghelfer bewegen sich die Schulwegunfälle seit Jahren auf einem erfreulich niedrigen Niveau“, sagt Heuring.

Darum kracht es: die häufigsten Ursachen

Die große Masse an Verkehrsunfällen (557) wird laut Polizei durch Fahrfehler verursacht: beim Abbiegen, beim Wenden, beim Rückwärtsfahren oder beim Ein- und Ausparken oder weil ein Fahrer zu wenig Abstand zu seinem Vordermann gehalten hat (271). Auch Ablenkung, etwa wenn beim Fahren auf das Handy geschaut wird, ist häufig ein Grund für folgenschwere Unfälle.

Die dritthäufigste Unfallursache ist zu schnelles Fahren (134). Oft zieht das Rasen schwerere Unfälle nach sich. Um für mehr Sicherheit zu sorgen, greift die Polizei mit dichtgetakteten Geschwindigkeitsmessungen ein. 2738 Raser hat die Polizei Bad Kissingen 2022 erwischt, 30 waren danach ihren Führerschein los.

Unrühmlicher Spitzenreiter beim Blitzen war ein 23-jähriger Autofahrer zwischen Oberbach und Riedenberg, der mit 198 Kilometern pro Stunde bei erlaubtem Tempo 100 erwischt wurde. Die Folge: 700 Euro Geldbuße, zwei Punkte in Flensburg sowie drei Monate Fahrverbot. Christian Pörtner, Dienststellenleiter der Polizei Bad Kissingen , appelliert angesichts der häufigsten Unfallursachen zu mehr Rücksicht beim Fahren. „Geschwindigkeit reduzieren, Gedankenlosighkeit vermeiden, dazu gegenseitige Rücksichtnahme im gemeinsamen Verkehrsraum“, sagt er. Diese drei Punkte helfen, Unfälle zu vermeiden.

Verkehrsbilanz: Alkoholunfälle, Handysünder, Unfallschwerpunkte

Ablenkung sieht Florian Heuring von der Polizei Bad Kissingen als einen Hauptgrund für viele Unfälle im Straßenverkehr. Statistisch wird das zwar nicht offiziell erfasst, dennoch sind die Gefahren, die mit Ablenkung einhergehen, in wissenschaftlichen Studien belegt. „Mehr als die Hälfte der Verkehrsunfälle steht im Zusammenhang mit Ablenkung“, sagt der Verkehrsexperte.

Der Fahrer verfolgt das Verkehrsgeschehen nicht aufmerksam, seine Reaktionszeit verlängert sich. Sehr riskant ist es zum Beispiel, sein Smartphone beim Fahren in der Hand zu haben. Das „erhöht das Unfallrisiko um mindestens das Vierfache“, erklärt der Polizist. Fahrer, die mit dem Handy während der Fahrt erwischt werden müssen mit mindestens 100 Euro Bußgeld sowie einem Punkt in Flensburg rechnen. Rein statistisch gesehen hat die Polizei im vergangenen Jahr nahezu täglich einen Fahrer mit dem Handy in der Hand beim Fahren erwischt. 359 Handysünder waren es insgesamt.

Deutlich mehr Alkoholunfälle

Besonders besorgt blickt die Polizei auf die Fahrer, die sich alkoholisiert erst ans Lenkrad gesetzt und dann einen Unfall gebaut haben. Der Anstieg um 60 Prozent von 20 auf 32 Alkoholunfälle „ist alarmierend“, sagt Heuring.

Mehr als 10.000 Fahrer hat die Polizei Bad Kissingen bei Verkehrskontrollen auf ihre Fahrtauglichkeit überprüft, 62 Betrunkene fielen auf. Landkreisweit wurden 197 Personen unter Alkohol- und Drogeneinfluss am Steuer erwischt.

Auffällige Unfallschwerpunkte gibt es im Landkreis Bad Kissingen zwei. Hier ist für Autofahrer besondere Vorsicht geboten. Der erste befindet sich auf der B 287 bei Langendorf, rund um die Anschlussstelle auf die A 7. Langfristig plant das staatliche Bauamt Schweinfurt dort einen Kreisverkehr, um für mehr Sicherheit zu sorgen. „Als temporäre Lösung wurde die zulässige Höchstgeschwindigkeit bei den Auf- und Abfahrten auf 60 Stundenkilometer reduziert“, sagt Ralf Peter von der Hammelburger Polizei .

Der zweite Unfallschwerpunkt ist wiederum eine Bundesstraße: Die B 286 zwischen Platz und der Autobahnauffahrt Bad Brückenau-Volkers auf die A 7. Auf dem rund 17,5 Kilometer langem Abschnitt passierte im vergangenen Jahr mehr als jeder zehnte Unfall im Altlandkreis Bad Brückenau.

Eine besondere Einsatzstelle für die Bad Brückenauer Polizei ist die bei Bikern beliebte, kurvenreiche Strecke zwischen Motten und Kothen. „Die gut ausgebauten Kurven rund um die Wasserscheide locken gerade an den Wochenenden voele Motorradfahrer an, die hier ihre Schräglagenkenntnisse ausprobieren“, berichtet Klaus Wiesler von der Polizei Bad Brückenau.

Biker-Strecke als Schwerpunkt

Die Polizei reagiert dort besonders an sonnigen Wochenenden mit Kontrollen. In der Regel fallen den Beamten getunte Maschinen auf, die so manipuliert sind, dass sie lautere Auspuffgeräusche beim Fahren machen. „Die Überwachung der Strecke wird auch heuer ein Schwerpunkt sein“, kündigt der Polizist an. Trotz regelmäßiger Kontrollen hat es dort 2022 wieder mehr gekracht. Zehn Unfälle waren es, an der Hälfte waren Motorräder beteiligt.

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