"Medizinische Versorgungszentren, die öffentlich getragen werden, sind alle defizitär." Mit diesem Statement antwortete Landrat Thomas Habermann im Kreisausschuss auf die Frage, wie man die wirtschaftliche Situation des MVZ Rhön-Grabfeld verbessern könne. Das MVZ zu betreiben, sei eine politische Entscheidung, die auf drei Gründen fußt:
Zum einen will der Landkreis die ambulante Versorgung im Altlandkreis Bad Königshofen sichern und damit "eine Alternative zum Rhön-Klinikum Campus anbieten". Zum anderen möchte man mit dem MVZ verhindern, dass fachärztliche Arztsitze in andere Regionen abwandern. Darüber hinaus will der Landkreis die notärztliche Versorgung der Bereiche Bad Königshofen, Mellrichstadt und Bischofsheim sicherstellen.
Aus MVZ Kreiskklinik wird das MVZ des Landkreises Rhön-Grabfeld
Grund für die Diskussion war ein Antrag auf einen Zuschuss von 600 000 Euro. MVZ-Geschäftsführer Dominik Rost erläuterte die Hintergründe. Anfang Januar 2021 zieht das MVZ des Landkreises Rhön Grabfeld, das frühere MVZ der Kreisklinik, in das neue Gesundheitszentrum auf dem Grundstück "Am Kurzentrum 2" um. Für den Betrieb des neuen Standorts braucht es Investitionen - eine neue Röntgenanlage beispielsweise und verschiedene Endoskopiegeräte. Die Mitglieder des Ausschusses befürworteten die dafür benötigten Mittel.
Wie ist das MVZ des Landkreises künftig aufgestellt? In Bad Königshofen, der "Hauptbetriebsstätte", sind die Fachrichtungen Orthopädie/Unfallchirurgie (drei Ärzte), Chirurgie (zwei Ärzte) und Innere Medizin/Gastroenerologie (ein Arzt) angesiedelt. Die Onkologie (drei Ärzte) bleibt am alten Standort am Rhön-Klinikum Campus, die Gynäkologin an ihrem Standort in der Bad Neustädter Hedwig-Fichtel-Straße.
Dominik Rost betonte, dass das MVZ nicht in Konkurrenz zu den niedergelassenen Fachärzten treten möchte. In der Hauptsache gehe es um die Versorgung des Altlandkreises. Nimmt man die angrenzenden Gemeinden aus den Haßbergen und Thüringen dazu, kommt man auf ein Einzugsgebiet von immerhin 33 000 Einwohnern.
Hohe Teilzeitquote
Für das MVZ arbeiten drei Ärzte in Vollzeit, die weiteren in Teilzeit. Am Hauptstandort in Bad Königshofen selbst sind es für jede Fachrichtung ein Arzt in Vollzeit, die anderen arbeiten ergänzend. Die Teilzeitquote der 29 medizinischen Fachangestellten liege bei 65 Prozent. Ambulante Operationen werden weiterhin am St. Josef-Krankenhaus in Schweinfurt stattfinden. Die erste Sprechstunde in den neuen Räumen ist für den 11. Januar 2021 geplant.
Neue Räume, neue Abläufe: Ein Ziel, das Rost sich für das neue MVZ gesetzt hat, ist die papierlose Praxis. Elektronisch geführte Patientenakten gehören ebenso dazu, wie Arztbriefe, die nach einem digitalen Diktat geschrieben werden. Auch die Kommunikation mit anderen Praxen oder Dienstleistern solle möglichst digital und nicht mehr über das Faxgerät laufen. Das beschleunige die Abläufe und ermögliche effizienteres Arbeiten.
Auch die Telemedizin hat der Geschäftsführer im Blick. Erste gute Erfahrungen habe man während des Corona-Shutdowns mit Video-Sprechstunden gemacht.