Winter in Finnland: Riesige Massen Schnee, weite Nadel- und Birkenwälder, immer wieder blitzt die Sonne durch die Baumkronen. Mitten in diesem Langlaufparadies waren der 48-jährige Frank Söder aus Sandberg in der Rhön und Tilo Renner (46) aus dem thüringischen Floh-Seligenthal eine Woche lang unterwegs.
Sie nahmen an der "Rajalta Rajalle Hiihto" teil, einer Langlauftour von der russischen zur schwedischen Grenze Finnlands, die auf insgesamt 400 Kilometern quer durch das Land führt. Die Tagesetappen waren zwischen 43 und 89 Kilometern lang. Im Interview berichten Frank Söder und Tilo Renner von ihrem Schnee-Abenteuer in Finnland.
Frank Söder: Für dieses sportliche Ereignis ganz klar in Finnland. Aber Finnland ist immer noch europäische Zivilisation, nicht irgendwo in der Taiga. Außerdem war das alles gut von den Veranstaltern organisiert inklusive Verpflegung und Übernachtung.
Tilo Renner: Über Freunde. Wir haben früher in der Schweiz schon mal den Engadiner Skimarathon gemacht und dann von der Rajalta Rajalle Hiihto gehört. Da dachten wir, das sollten wir mal ausprobieren.
Söder: Ich habe in der Rhön trainiert, was ging. Aber es lag halt dieses Jahr nicht viel Schnee. Von daher war das Langlauftraining nicht so berauschend. Wenn, dann auf Rollerskiern. Insgesamt vielleicht 300 Kilometer.
Söder: Ohne Tilo hätte ich das wahrscheinlich nicht geschafft. Es waren schon ein paar Durchbeißer dabei. Vor allem, wenn man körperliche Wehwehchen bekommt wie Husten oder Krämpfe. Und dann ist halt einer da, der sagt: 'Komm, auf gehts, die 15 Kilometer schaffen wir auch noch'.
Renner: Es ist zwar kein Wettkampf, aber dadurch, dass man jeden Tag wieder läuft, war das schon herausfordernd. Manchmal fragt man sich: Was mach' ich mit meinem Körper hier eigentlich? Aber die Motivation war immer da.
Söder: Haha, naja. Nach dem fünften, sechsten Tag denkt man sich schon: Ich könnte mal ein bisschen abkürzen. Aber das wollte ich nicht, das muss man komplett erlebt haben.
Renner: Während der Tour gibt es alle zehn oder zwölf Kilometer Verpflegungsstationen. Dort stehen meistens ein paar ältere Mütterchen, schenken Tee aus, reichen Rosinen oder ein bisschen Schokolade. Einmal am Tag gibt es eine größere Mahlzeit wie Fischsuppe oder Würstchen. Grillen im Eis war für mich nichts Neues: Wir in Thüringen grillen auch bei Minusgraden. Abends in der Unterkunft wurde dann normales warmes Essen serviert. Die ersten zwei Tage gab es Rentierfleisch, da haben wir aber erst hinterher festgestellt, dass es Rentier war.
Söder: Rentier schmeckt eigentlich wie Rind, nur etwas deftiger. Aber nicht schlecht.
Renner: Ja, aber sie waren angebunden. Die wurden glaube ich zum Schlittenziehen benutzt. In der freien Wildbahn haben wir aber keine gesehen. Bären gibt es in der Gegend übrigens auch, aber die haben zum Glück Winterschlaf gehalten.
Renner: Frühs waren es meistens so minus 15 Grad. Tagsüber, wenn die Sonne rauskam, ist es auch wärmer geworden, aber es war immer im Minusbereich. Zwei Tage hat es geschneit und ein bisschen gestürmt, sonst hatten wir fantastisches Wetter. Langlaufen im Sonnenschein, das hat Spaß gemacht.
Söder: Ja, aber ein blauer Zehennagel fällt gerade ab. Aber er ist nicht abgefroren, sondern einfach durch Reibung blau geworden. Ein bisschen Verluste hat man immer.
Herr Söder, das war das Abendessen. Das waren Rentiere, erst ziehen sie den Proviantschlitten und wenn der leer ist kommen sie in die Pfanne.