Bis 2017 war es der katholische Kindergarten St. Anna, danach stand das Gebäude im Ortsteil Gerchsheim in der Gemeinde Großrinderfeld leer. Erst im Jahr 2021 gab es erste Überlegungen seitens der politischen Gemeinde, das Gebäude zu erwerben und ein Ärzte- und Seniorenhaus zu entwickeln. Doch erst 2022 konnte der Umbau beginnen, nachdem das Land Baden-Württemberg eine Förderzusage von rund 800.000 Euro gegeben hatte. Denn alleine hätte die Gemeinde Großrinderfeld solch ein Projekt nicht stemmen können. Darauf wies Bürgermeister Johannes Leibold nun bei seiner Ansprache zur feierlichen Eröffnung hin.
Konzept mit Vorbildcharakter
"Einrichtungen wie diese hier gehören nicht zu den Pflichtaufgaben der Kommunen. Jedoch werden sie immer notwendiger, um auch die Zukunft, das Leben, im Dorf zu behalten. Eine Gemeinde, wie unsere, die nicht mit DAX- oder Großkonzernen gesegnet ist, dreht die sprichwörtlichen Euros häufiger um, damit sie sich neben den Pflichtaufgaben, wie Wasserver- und Wasserentsorgung oder Kindertagesstätten, vielleicht auch noch eine 'Freiwillige Aufgabe' leisten kann. Und dieses Haus ist definitiv eine freiwillige Leistung der Gemeinde, die aber mit Hinblick auf die Zukunft ein absolutes Vorbild für andere Kommunen ist", sagte Landrat Christoph Schauder.
"Mit der Senioren-Tagespflege, einer Physiotherapiepraxis sowie den Räumlichkeiten für eine Hausarztpraxis ist dieses dezentrale Versorgungszentrum die passende Antwort auf die aktuellen Herausforderungen unserer Zeit und ein Mehrwert für die Bürgerinnen und Bürger aus der Region", so Schauder weiter: "Das innovative Gesamtkonzept hat aus meiner Sicht Vorbildcharakter und bündelt auf rund 1000 Quadratmetern die Kompetenzen genau dort, wo sie am meisten gebraucht werden, um die Lebensqualität insbesondere in der ländlichen Region zu erhalten".
Er versprach Hilfe bei der Suche nach einem Nutzer der Hausarztpraxis, die bereits übergabefertig ist und praktisch sofort bezogen werden kann. Auch Bürgermeister Johannes Leibold will weiterhin alles unternehmen, damit schnell wieder eine Hausarztpraxis in Gerchsheim öffnen kann. Eingezogen ist bereits der Pflegedienst Aimacare GmbH, der eine Tagespflegeeinrichtung mit zwölf Plätzen betreut und in Kürze auch eine Wohngemeinschaft mit acht Zimmern eröffnen wird. Sozusagen betriebsbereit ist die Praxis Physio Sturm. Dominik und Christina Sturm haben schon die ersten Patienten, die sie behandelten, wie beide freudestrahlend verkünden.
Alle Bereiche sind ebenerdig zu erreichen
Damit das neue Gebäude auch mit dem kirchlichen Segen starten kann, hatten sich der katholische Seelsorger Damian Samulski und sein evangelischer Kollege Oliver Habiger zusammengetan, um gemeinsam für das gute Wirken in diesem neuen Haus zu beten. Samulski gestand, dass er sich schweren Herzens von diesem Haus getrennt habe. Er sei aber froh, dass weiterhin der karitative Charakter gewahrt wird. Als ein Haus, das die Würde auch für ältere Menschen in den Mittelpunkt stellt, bezeichnete sein Amtskollge Habiger das neue Ärzte- und Seniorenhaus. Als Geschenk hatten sie beide ein Kreuz mitgebracht, das sie Benjamin Wülk, Geschäftsführer der Aimacare, überreichten.
Architekt Albert Kastner berichtete von der Herausforderungen, die ein Umbau im Bestand mit sich bringen kann. Es sei immer besonders "anstrengend im Bestand zu bauen, aber es hat sich gelohnt". Viel Licht kommt nun in die Räume hinein, fast alle Bereich sind ebenerdig zu erreichen und der Aufzug spricht sogar mit einem, erläuterte Bürgermeister Leibold bei einem Rundgang.
Draußen spielte derweil die Jugendmusikschule Gerchsheim. Die Bewirtung übernahmen der TSV Gerchsheim und die Frauengemeinschaft. Vorher gab es aber noch Video-Grußworte vom Landesminister für Soziales, Gesundheit und Integration Manne Lucha und dem Vizepräsidenten des baden-württembergischen Landtags, Professor Wolfgang Reinhart.