Aufgeschreckt durch Medienberichte sind die Bürgermeister entlang der Bahnstrecke Würzburg – Lauda. Angeblich gibt es Bestrebungen der Stadt Heilbronn, den Ausbau des Tunnels in Wittighausen, der für 2019 geplant ist, verschieben zu lassen. Hintergrund ist die Bundesgartenschau, die 2019 in Heilbronn stattfindet und der Wunsch nach einem Anschluss an das IC-Netz der Deutschen Bahn AG. Man fürchtet, dass Besucher aus dem Norden nicht mit der Bahn anreisen, weil der Tunnel in Wittighausen gesperrt ist.
In einer Pressekonferenz nahmen die betroffenen Bürgermeister Stellung zu dem Ansinnen, das auch von Klaus Mandel, Verbandsdirektor des Regionalverbands Heilbronn-Franken unterstützt wird. Er spricht sogar von einem „Ärgernis“ in Zusammenhang mit der befristeten Schließung des Tunnels und der damit verbunden schlechteren Erreichbarkeit der Bundesgartenschau in Heilbronn.
Aus der Presse erfahren
Das können direkte Anlieger nicht nachvollziehen, zumal Mandel auch für ihren Bereich zuständig ist und es eigentlich besser wissen müsste. „Ich finde es schlimm, wie man hier miteinander umgeht“, beschwert sich beispielsweise Grünsfelds Bürgermeister Joachim Markert. Sein Amtskollege Marcus Wessels aus Wittighausen pflichtet ihm bei: „Wir haben von der Absicht, die Tunnelbaustelle zu verschieben, erst aus der Presse erfahren“.
Lesen Sie dazu den Kommentar von Matthias Ernst: Standpunkt: Zu kurz gedacht
Lauda-Königshofens Bürgermeister Thomas Maertens war schon früher informiert, da er im Regionalverband einen Sitz hat. Auch er kann das Ansinnen der Stadt Heilbronn nicht nachvollziehen. „Man muss schon mal einen Satz dazu sagen dürfen, dass man in Heilbronn erst jetzt merkt, dass die Tunnelbaustelle eingerichtet werden soll“.
Das Thema ist schon seit mehreren Jahren aktuell und wurde bereits mehrfach in allen Gremien kommuniziert. Maertens war selbst einmal in einem Büro zur Vorbereitung einer Bundesgartenschau beschäftigt und kann sich so eine „Blindheit“ nicht erklären.
„Mir konnte in Heilbronn keiner sagen, warum man es erst jetzt gemerkt hat“, berichtete er, während seine Bürgermeisterkollegen noch keine offiziellen Aussagen aus Heilbronn auf ihre Nachfragen bekommen haben.
„Wer Bauvorhaben der Bahn kennt, weiß dass sie eine Vorlaufzeit von mindestens 36 Monaten brauchen. Wenn die Maßnahme in Wittighausen jetzt verschoben wird – wer weiß, wann sie dann kommt.“, so die Befürchtungen des Wittighäuser Bürgermeisters.
Andere Projekte verknüpft
Viele weitere Projekte sind mit der Schließung der Bahnstrecke von Würzburg bis Lauda verbunden. So will die Stadt Lauda-Königshofen in dieser Zeit eine Unterführung unter den Schienen hindurch bauen, was natürlich bei Stillstand des Bahnverkehrs wesentlich einfacher zu bewerkstelligen ist.
Auch in Kirchheim in Unterfranken soll ein Brückenneubau über die Bahnstrecke in dieser Zeit realisiert werden. Außerdem soll der Haltepunkt Gaubüttelbrunn in dieser Zeit ebenfalls ausgebaut werden.
Maertens machte nochmals klar, dass der Tunnelausbau nur ein Glied in der Perlenkette zur Aufwertung der Westfrankenbahn ist. Bereits 2015 hat man in Neckarelz angefangen und will sich bis 2021 bis nach Würzburg vonseiten der Bahn durchgearbeitet haben mit der Erneuerung von Brückenbauwerken und der Beseitigung von Engstellen. Dazu gehört auch der Tunnel in Unterwittighausen. Aktuell können sich im Tunnel keine Güterzüge begegnen, sie müssen in Geroldshausen und Lauda das Gleis wechseln, damit der Kurvenradius eine Durchfahrt überhaupt möglich macht.
An der Terminplanung festhalten
„Wir wenden uns entschieden gegen die Verschiebung der Erneuerung des Eisenbahntunnels Wittighausen! Ein Festhalten an der Terminplanung 2019 ist zwingend erforderlich!“, schreiben die betroffenen Bürgermeister und Landräte an den Bahnchef Ronald Pofalla in Berlin. Sie hoffen auf die Einhaltung der bisherigen Planungen. Josef Schäfer, Bürgermeister aus Geroldshausen, spricht es klar aus: „Mir ist es nicht erklärlich, warum die Besucher der Bundesgartenschau das kurze Stück der Unterbrechung des Bahnverkehrs nicht mit Bussen zurücklegen können“.
„Sie kommen nur einmal, unsere Berufspendler müssen das täglich machen“, unterstützt ihn Wessels.
„Wir in Wittighausen sind ein Wohnort, für uns ist die Bahn überlebenswichtig“. Er hofft, dass mit der Tunnelsanierung auch eine bessere Vertaktung des Personennahverkehrs möglich wird, so wie es im Regionalentwicklungsplan vorgesehen ist.
Landrat Nuß gegen die Verzögerung
Vom Landratsamt aus Tauberbischofsheim signalisierte Amtsleiter Dr. Heiko Schnell volle Unterstützung für die Anlieger der Westfrankenbahn, ebenso wie Dominik Stiller von der Nahverkehr Würzburg GmbH. „Unser Landrat Eberhard Nuß steht voll hinter dem Projekt und kann das Verzögerungsansinnen nicht nachvollziehen“.
„Wenn die Bahn mal was macht, muss man sie lassen, das hat uns die Erfahrung gelehrt“, bringt es Thomas Maertens auf den Punkt. Eine Verschiebung des Tunnelausbaus in Wittighausen hätte weitreichende Folgen. „Es kann nicht sein, dass hier das Land gegen die Stadt ausgespielt wird“, machte er seinem Ärger Luft.