
Der Verwaltungsgerichtshof in Mannheim hatte den Vergleich angeregt, die Beteiligten gingen darauf ein: Nach sechs Wochen Schließung öffnete an diesem Donnerstag das Wertheim Village im Landkreis Main-Tauber wieder seine Türen. Der Besucherandrang am Vormittag: recht überschaubar.
"Ich habe den Parkplatz an einem Donnerstagvormittag noch nie so leer gesehen", kommentierte Sanjiv Singh, Managing Director des Factory Outlet Center (FOC) in Wertheim, die ersten Stunden. "Aber das ist auch gut so", betonte Singh, "denn es soll langsam angehen, damit wir in die Situation reinwachsen."
Zusammen mit Pietro Gioberti, dem für die Sicherheit zuständigen Manager, hatte der FOC-Leiter in der Auszeit seit 17. März an einem Konzept gearbeitet, wie die Wiedereröffnung nach der Schließung aussehen könnte. Wie Singh berichtet, war erst am Dienstagnachmittag klar, dass die Value Retail Management Germany, die Betreiberin des Wertheim Village, bereits am 30. April die Türen wieder öffnen kann. Zuvor war der 4. Mai als Starttermin angekündigt gewesen.
Zum Hygiene- und Sicherheitskonzept gehört, dass derzeit lediglich zwei der fünf Eingänge geöffnet sind. Dort wird kontrolliert, wie viele Kunden ein- und ausgehen. Jeder Eingang ist zudem mit einer Kamera ausgestattet, die die Körpertemperatur der Besucher misst. An den einzelnen Geschäften sind Aufkleber angebracht, wie viele Personen sich im Ladeninneren aufhalten dürfen. Vor den Läden zeigen Markierungen auf dem Pflaster den Mindestabstand bei möglichen Warteschlangen an. In den Toiletten, neben dem Geldautomaten und auch entlang der Mall sind Desinfektionsmittelspender installiert.
Auch wenn ein Teil der Kunden am Donnerstag bemängelte, dass mit 66 Geschäften gerade einmal gut die Hälfte der insgesamt 117 Stores geöffnet hat, zeigten sich die meisten von der entspannten Einkaufsatmosphäre angetan: "Wir haben trotzdem etwas gefunden", freute sich Daniela Hommel, die mit ihrem Mann und dem zweijährigen Sohn aus Hanau nach Wertheim gefahren war.
Das Landratsamt des Main-Tauber-Kreises hatte zunächst am 20. April verfügt, dass die Betreiberin des Wertheim Village den Betrieb nicht vor dem 4. Mai aufnehmen darf. Die Begründung: Das Outlet-Center erfülle die Voraussetzungen, die eine rasche und unkontrollierbare Ausbreitung von Coronavirus-Infektionen begünstigen können. Kein noch so ausgeklügeltes Hygienekonzept könne Ansammlungen und Menschenschlangen an den Eingangsbereichen und vor den Geschäften verhindern. Das Areal mit 13 000 Quadratmetern Verkaufsfläche verzeichnet jährlich bis zu 2,8 Millionen Besucher.