
"Die Landwirtschaft muss da wieder hin, wo sie herkommt", erklärt Michael Grimm in der Vinothek seines Hofguts in Külsheim. "Und zwar aus kleinen Strukturen, die sich daran orientierten, als Selbstversorger für die eigene Familie und das Umfeld zu fungieren, angepasst an klimatische und geografische Gegebenheiten und vor allem vielfältig." Diese Landwirtschaft habe es geschafft, in Symbiose mit der Natur zu leben und sie nicht ausgenutzt. Doch diese Einstellung sei in den vergangenen 50 Jahren immer weiter verloren gegangen. Nahrungsmittel würden inzwischen in Masse produziert - ohne Rücksicht auf Mensch und Umwelt.
Jedes sogenannte Unkraut, was womöglich ein gutes Beikraut wäre, würde häufig von Anbauflächen entfernt, obwohl das nicht nötig sei, so der Öko–Landwirt. Im Gegenteil: Biodiversität sei für Insekten und das Ökosystem entscheidend. "Die Natur wehrt sich mit zunehmend stärkeren Resistenzen gegen die Chemie, die eingesetzt wird. Chemie, die es nicht bräuchte, würden wir nur für den Bedarf produzieren und in keiner Wegwerfgesellschaft leben, sondern mehr in Kreisläufen denken", stellt Michael Grimm fest.
Vom Milchvieh- zum Bio-Ackerbau-Betrieb
Grimms Hofgut in "Roter Rain" nahe Külsheim, den er zusammen mit seiner Frau Barbara und seinen beiden Töchtern Emilia und Alisia mit Begeisterung führt, verfolgt eine solche regenerative Landwirtschaft. Ende 2012 habe er von einem Milchvieh- auf einen Bio-Ackerbau- und Bio-Wein–Betrieb umgestellt, wo Erbsen, Hirse, Belugalinsen, Körnermais, Dinkel, Weizen, Hafer und Gerste angebaut werden, ebenso Wein auf Rebflächen in Külsheim, Kembach und Tauberbischofsheim. Auch ein paar Galloway-Rinder gibt es noch.
Als Direktvermarkter verkaufen die Grimms ihre Bio– und Naturland-zertifizierten Produkte auf ihrem Hof, servieren sie als Gerichte wie Burger in ihrer Weinlounge-Gastronomie und bieten sie über Edeka-Geschäfte in der Region an. Darüber hinaus stellt die Familie auf ihrem Hof eine Ferienwohnung und Stellplätze für Wohnmobile zur Verfügung, die in diesem Jahr besonders gut gebucht würden. Zudem gibt es verschiedene Aktionen wie den "Weinlese-Urlaub" und die "Tour de Flur", die die Arbeit auf dem Hof transparent machen sollen. Aus diesem Grund hat Barbara Grimm 2022 auch bei der SWR-Sendung "Lecker aufs Land" mitgemacht.

Für sein ideenreiches Konzept, die naturverträglichen Bewirtschaftungsmethoden und eine gelungene Vermarktung wurde Michael Grimm kürzlich für den renommierten Ceres Award des Magazins "agrarheute" nominiert – im deutschsprachigen Raum der wichtigste Preis für Landwirte und Landwirtinnen – pro Kategorie habe es bis zu 200 Bewerberinnen und Bewerber gegeben. Michael Grimm ist in der Kategorie "Ackerbauer des Jahres" unter die letzen Drei gekommen, bei der Gala "Nacht der Landwirtschaft" am 30. Oktober fällt in Berlin die Entscheidung.
Auszeichnung unterstützt die Idee einer ökologischen Landwirtschaft
Die Jury mit Vertreterinnen und Vertretern des Magazins, des Hauptsponsors und des Verbands besuchte die Familie Ende Juni bereits für einige Stunden auf dem Hof. Die Fachleute sahen sich Anbauflächen an, informierten sich über Prozesse und Produkte. Sein Wissen habe er sich über eigene Erfahrung, den Austausch mit anderen Betrieben und Fachliteratur angeeignet, berichtet Michael Grimm. Er freue sich über die Nominierung für den Ceres Award, nicht nur, weil es eine bedeutende Auszeichnung als Vorzeigeunternehmen sei, sondern die Idee einer ökologischen Landwirtschaft unterstütze.
Nach etwas Zurückhaltung am Anfang erfahre der Hof nun großen Zuspruch. Michael Grimm engagiert sich in der Biomusterregion und er blickt zuversichtlich in die Zukunft. Besonders dankbar ist er für die Hilfe seiner Mitarbeitenden und die seiner beiden Töchter, die in ihrem jungen Alter sehr verantwortungsbewusst seien. Die Familie sucht überdies für ihre weiteren Ideen noch einen Allrounder, "jemand, der sich für nichts zu schade ist", meint Grimm.