
Wut auf seinen früheren Arbeitgeber soll den Ex-Mitarbeiter einer Baufirma in Tauberbischofsheim an Silvester zu seiner zerstörerischen Baggerfahrt getrieben haben. Ihm soll vor rund einem Jahr gekündigt worden sein, sagen mehrere Personen, die den 38-Jährigen kennen. Er starb, als die Polizei ihn mit gezielten Schüssen zu stoppen versuchte. Eine offizielle Bestätigung für dieses Motiv gab es am Neujahrsmorgen zunächst nicht.
Aus Frust beim Ex-Arbeitgeber randaliert?
Ersten Erkenntnissen der Polizei zufolge hat der Mann im knapp zehn Kilometer von Tauberbischofsheim entfernten Grünsfeld (Main-Tauber-Kreis) gegen 13.35 Uhr den Bagger gestohlen. Sowohl die Baufirma, in der er mit dem Bagger Gebäude und Fahrzeuge demolierte, als auch ein Autohaus in Tauberbischofsheim, an dem er eine Stunde später ums Leben kam, sollen derselben Person gehören.
Auf dem Weg von Grünsfeld nach Tauberbischofsheim entlang der Bundesstraße versuchten mehrere Polizeistreifen, die Baumaschine zu stoppen. Vier Streifenwagen wurden beschädigt, eine Polizistin in ihrem Wagen zunächst eingeklemmt. Sie sei nun dienstunfähig, sie habe aber das Krankenhaus verlassen können, meldete das Polizeipräsidium Heilbronn. Über zwei weitere verletzte Beamte waren zunächst keine Details bekannt.

Das Video einer Anwohnerin zeigt den Moment, in dem der Bagger am Stadtrand der Kreisstadt ankommt und neben einer Tankstelle ohne Rücksicht auf andere Autos wild herumkurvt. Auf dem Video sind fünf bis sechs Schüsse zu hören. Der Bagger setzt seine Fahrt in Richtung Tauberbrücke fort.
Gezielte Schüsse, vergebliche Wiederbelebungsversuche
In einem nahegelegenen Autohaus in der Mergentheimer Straße wollte der Fahrer offenbar sein zerstörerisches Werk fortsetzen. "Während der Verfolgung gaben mehrere Polizeibeamte Schüsse auf das Fahrzeug ab, um dieses zu stoppen, nachdem Lautsprecherdurchsagen erfolglos geblieben waren," teilte eine Polizeisprecherin mit. "Als der Mann seine Fahrt vom Autohaus erneut fortsetzen wollte, gaben die Beamten letztendlich auch Schüsse auf ihn ab." Der Mann wurde tödlich getroffen. Er sei noch einmal wiederbelebt worden, dann aber vor Ort gestorben, schreibt das Polizeipräsidium Heilbronn.
Dort sah man am Mittwoch keine Hinweise für einen politischen Hintergrund. Über eine psychische Erkrankung bei dem Täter konnte eine Sprecherin der Polizei zunächst nichts sagen. Wie in Fällen von polizeilichen Schusswaffengebrauch üblich, übernahmen die Staatsanwaltschaft Mosbach und das Landeskriminalamt Baden-Württemberg die Ermittlungen. Die Ermittler schätzen, dass der Mann bei der Verfolgungsfahrt einen Schaden im Millionenbereich angerichtet hat.
Grünsfelds Bürgermeister: Anwohner sahen, wie er über den Zaun kletterte
Joachim Markert, Bürgermeister der Stadt Grünsfeld, wo die Zerstörungsfahrt begonnen hatte, erfuhr über Nachbarn der Baggerfirma per Anruf von den Vorgängen auf dem Firmengelände. "Ich bin dann sofort hingefahren. Das Polizeifahrzeug war da schon weg. Ich habe den Schaden gesehen und war fassungslos", sagt er am Mittwochmorgen gegenüber der Redaktion. Vor Ort habe er auch einen Mitarbeiter der Firma getroffen. "Er war mit seinen beiden kleinen Kindern dort, denen er den Betrieb und die Maschinen zeigen wollte." Der Mitarbeiter, der laut Markert alles mit angesehen hatte, habe seine Kinder in Sicherheit gebracht und die Polizei informiert.
Wie der Bürgermeister weiter berichtet, habe ein Ehepaar, das unmittelbar neben dem Firmengelände wohnt, beobachtet, wie sich ein Mann – mutmaßlich der Täter – im rückwärtigen Bereich auf das Firmengelände geschlichen habe und über einen Zaun geklettert sei. Auch sie hätten die Beschädigungen mitbekommen und die Polizei verständigt.
Er selbst sei knapp drei Stunden vor Ort gewesen, so Markert. Die Grünsfelder Feuerwehr sei im Einsatz gewesen, um das vom Bagger beschädigte Polizeiauto zu sichern. Ein zweites Polizeifahrzeug – ein Bus – habe trotz Beschädigung seine Fahrt fortsetzen können. Er sei froh, dass über das Geschehene hinaus in Grünsfeld nicht noch mehr passiert sei.
Betriebsinhaber erfuhr im Ausland von der Tat
Am Firmengelände hätten sich später auch Mitarbeiter des Unternehmens eingefunden. "Die standen alle unter Schock. Denen hat es den Boden unter den Füßen weggezogen, als sie die Schäden gesehen haben", sagt Markert. Der Betriebsinhaber habe sich im Ausland befunden und von dem Vorfall am Telefon erfahren. Die Firma sei seit etwa drei Jahren in Grünsfeld ansässig und engagiere sich vor Ort stark sozial, vor allem im sportlichen Bereich.
"Das Ausmaß war ein Schockmoment", sagte Anette Schmidt, Bürgermeisterin von Tauberbischofsheim, am Mittwochmorgen gegenüber der Redaktion. "Es ist fast unglaublich, dass nicht mehr passiert ist." Sie sei durch die Feuerwehr alarmiert worden, die ebenso wie Polizei und Rettungskräfte schnell vor Ort gewesen seien. "Ich bin allen Einsatzkräften sehr dankbar, auch wenn dies ein denkbar schlechtes Ende von 2024 war."
Polizeigewerkschaft verteidigt Vorgehen
Thomas Mohr, der stellvertretende Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), bewertete den Einsatz seiner Kolleginnen und Kollegen am Nachmittag: "Die eingesetzten Kräfte haben in einer extrem dynamischen und gefährlichen Situation professionell gehandelt und damit Schlimmeres verhindert." Es sei "tragisch, dass am Ende ein Menschenleben zu beklagen ist, doch die Polizei hatte die Verantwortung, weitere Opfer zu verhindern und die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten. Dafür gebührt unseren Einsatzkräften großer Respekt."
Die Polizei ruft die Bevölkerung zur Übermittlung von gefertigtem Videomaterial über das Hinweisportal unter https://bw.hinweisportal.de auf. Zeugen, Geschädigte sowie durch die Fahrt gefährdete Personen sollen sich unter Tel. (09341) 810 mit dem Polizeirevier Tauberbischofsheim in Verbindung setzen.
Gerade bei so einem Bagger sind da wegen des Gegengewichts auch ganz massive Gehäuse verbaut. Unterscheiden Sie das erst einmal als Laie.
Da kann ja jetzt ein Gutachter mit einem mehrwöchigen Gutachten prüfen, wie weit der noch gekommen wäre.
Die Polizisten, die zu verhindern hatten, dass die Amokfahrt an einem belebteren Ort weitergeht, hatten diese Zeit nicht.
Dem Bericht nach war eine Beamtin im Streifenwagen bereits eingeklemmt worden. Die Gefahr, dass er Menschen auch umbringt, war wohl da. So traurig das Ergebnis ist, scheint der Einsatz der Mittel abgewogen gewesen zu sein. Den Rest müssen die Ermittlungen ergeben. Da bleiben unsere Kommentare nur ein Stochern im Nebel.
Sehe ich auch so (allerdings wäre zu klären was genau nach über 50 Minuten letztlich den konkreten Ausschlag gab, Schüsse auf die Person abzugeben).
Der Polizeibeamte vor Ort ist oft nur derjenige, der vorige Versäumnisse und Fehler ausbaden muss - es würde in Gesamtschau nicht verwundern, wenn auch dieses „Ausrasten“ zuvor in sozialen Netzwerken etc. „angekündigt“ worden ist…jedenfalls schwer vorstellbar, dass sich ein derarter Frust - mutmaßlich über eine vor einem Jahr erfolgte Kündigung - nicht zuvor nach außen Luft gemacht hat.
Wie wurde gegen diese Kündigung vorgegangen und womit hatte der Mann seither zu kämpfen?
Denn diese Darstellung passt so gar nicht zu der weiteren Entwicklung und dem Verhalten, finden Sie nicht?
Es soll auch schon Leute gegeben haben, die nur auf massivem Druck ("Mobbing" oder "Bossing" - vermutlich schon mal gehört) hin ihren Beruf aufgegeben haben - und der Arbeitgeber deren Rückzug hinterher genüsslich als "freiwillig" dargestellt hat....
Eine Frage : hätten die Beamten/innen nicht die Reifen des Baggers platt schießen können, geht das nicht oder bringt das nichts..?
Den schafft so ein Pistölchen nicht.
Die Kräfte einer solchen Maschine werden sehr stark unterschätzt.
Da kann man schnell falsch argumentieren…
Es mag tragisch klingen, ich denke schon, dass im Rahmen der Möglichkeiten und dem Schutz anderer der Schusswaffengebrauch gerechtfertigt sein muss.