Zwei ausgewachsene Schafe wurden am Mittwoch auf einer Weide in Habichsthal gerissen. Die Todesursache war augenscheinlich ein Kehlbiss. Das legt den Verdacht nahe, dass es sich bei dem Angreifer um einen Hund oder einen Wolf gehandelt haben könnte. Zumal auch der Elektrozaun, mit dem die Tiere auf der Weide gezäunt waren, 1,05 Meter hoch ist. Das lasse ebenfalls darauf schließen, dass der Beutegreifer groß gewesen sein muss, mutmaßt der Halter der Schafe: Sonst hätte er den Zaun nicht überwinden können.
Fest steht: Der Wolf ist angekommen im Spessart. An Pfingsten hat ein Wolf in Rengersbrunn mehrere Lämmer und damit erstmals Nutztiere im bayerischen Spessart gerissen. Die gefundene Wolfs-DNA war aber zu wenig, um ein einzelnes Individuum zu identifizieren. Ende Juli wurden zudem Schafe im nahen Flörsbachtal (Main-Kinzig-Kreis) gerissen – die Untersuchungen, ob es womöglich ein Wolf war, laufen. Ebenso wird untersucht, ob bei einem am Donnerstag gerissenen Schaf in Lettgenbrunn im Jossgrund ein Wolf dahintersteckt. Bei zwei Anfang Juli in Mernes, einem Ortsteil von Bad Soden-Salmünster, gerissenen Schafen steht das Ergebnis hingegen schon fest: Es war ein Wolf, genauer eine Wölfin, die schon im April und Mai in Schlüchtern Rot- und Damwild erlegt hatte.
Herde mit 19 Mutterschafen
Die Habichsthaler Herde mit 19 Mutterschafen stand auf der Weide in unmittelbarer Nähe der Wohnbebauung. Bei der täglichen Morgenkontrolle stellte der Schafbesitzer fest, dass die Tiere weg waren. Er ging den Elektrozaun ab, um die Stelle zu finden, wo die Tiere ausgebrochen waren.
Dabei fand er die zwei mit einem Kehlbiss getöteten Schafe. In unmittelbarer Nähe hatte die restliche Herde den Zaun niedergerissen, um dem Angreifer zu entkommen. Die 17 übrig gebliebenen Tiere konnten schnell wieder eingefangen und in den Stall gebracht werden.
Polizei sofort angerufen
Sofort rief der Schafhalter die Polizeidienststelle an, die ihn an das Landesamt für Umwelt (LfU) verwies. Um zu klären, um welchen Angreifer es sich handelt, nahm ein vom LfU beauftragtes Mitglied des Netzwerks "große Beutegreifer" noch am gleichen Tag den Fall vor Ort auf und stellte Proben für die genetische Untersuchung sicher.
Circa zehntägige Wartezeit
Eine Aussage, ob es sich bei dem Tätertier um einen Hund oder einen Wolf handelt, ist erst nach Abschluss der genetischen Untersuchungen möglich, teilt das LfU auf Nachfrage mit. Die durchschnittliche Auswertungszeit einer Probe beträgt etwa zehn Werktage.
Auf Verdachtsfall-Liste
Genetische Proben, die an Nutztieren genommen wurden, werden priorisiert behandelt, ergänzt das LfU. Je nach Auftragsvolumen der Proben, die aus ganz Deutschland stammen, können die Auswertungszeiten abweichen. Bis zur eindeutigen Klärung führt das LfU den Vorfall auf der Monitoringseite in der Verdachtsfall-Liste von Nutztierrissen. Dort sind Informationen über den aktuellen Stand der Untersuchungen nachzulesen.
Sobald die Ergebnisse vorliegen, wird dies entsprechend vermerkt. Sofern das Ergebnis der genetischen Analyse Wolf ergibt, wird der Fall in die Liste der "C1-Nachweise zu Wölfen in Bayern" auf der Monitoringseite zum Wolf überführt, informiert das LfU.
Auch LGL-Untersuchung
Ergänzend zu der genetischen Untersuchung durch das LfU hat der Schafhalter die zwei Schafe zur weiteren Untersuchung an das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) gebracht. Auch hier steht das Ergebnis der Untersuchung noch aus.