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Gemünden
Zoff um Dekoration aus Fahrradspeichen am Huttenschloss in Gemünden: "Ich kann auch alles schlecht reden"
Zwei Stadträte übten Kritik an der Menge der bunten Blechblumen, genannt Lucky Wheels. Bürgermeister Jürgen Lippert hielt es für keine gute Idee, über solche Dinge im Stadtrat entscheiden zu lassen.
Bunte Blumen aus Blech: Die sogenannten Lucky Wheels stehen an der Huttenschloss-Kreuzung und an der Mainlände in Gemünden.
Foto: Touristinfo Gemünden | Bunte Blumen aus Blech: Die sogenannten Lucky Wheels stehen an der Huttenschloss-Kreuzung und an der Mainlände in Gemünden.
Corbinian Wildmeister
Corbinian Wildmeister
 |  aktualisiert: 26.05.2022 02:25 Uhr

Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten – trotzdem wird es immer wieder versucht. So entbrannte am vergangenen Montag im Gemündener Kulturausschuss eine kurze Diskussion um die Gestaltung der Stadtkerns. Auslöser waren die Wortmeldungen der Stadträte Matthias Risser (CSU) und Ferdinand Heilgenthal (SPD) zu den insgesamt rund 30 "Lucky Wheels", die derzeit an der Huttenschloss-Kreuzung und an der Mainlände stehen. Dabei handelt es sich um alte Fahrrad-Speichenräder, die der Gemündener Peter Reichel künstlerisch zu bunten Riesenblumen umgestaltet hat. Diese sollen Gäste und Einheimische in der "Fahrradstadt" begrüßen.

Einleitend lobte Risser die "wunderschöne Dekoration" und die Kunstwerke im Stadtgebiet, brachte jedoch auch einen Kritikpunkt vor. Bezüglich der "blechernen Blumenwiese" am Huttenschloss wollte er wissen, ob es nicht möglich wäre, die Metallblumen besser zu verteilen. Bürgermeister Jürgen Lippert (Bündnis für Bürgernähe) entgegnete, dass sie absichtlich als "Blumensinsel" aufgestellt worden seien, damit die Wiese pflegbar bleibt.

Anzahl der Lucky Wheels sei "verwirrend"

"Es ist schön, wenn Künstler ihren Beitrag leisten wollen für das Stadtbild", sagte Heilgenthal. Er merkte jedoch an, dass eigentlich der Stadtrat zuständig sei, wenn es um die Gestaltung des öffentlichen Raums gehe. Die Lucky Wheels seien "sicherlich originell" und "punktuell angebracht ein Hingucker". Die Anzahl wirke aber "verwirrend" und die "Baustangen", an denen sie fixiert sind, sähen nicht gut aus. Er könne sich an dieser Stelle alternativ "richtige Blumen" vorstellen, zum Beispiel Tulpen aus Gemündens niederländischer Partnerstadt Duiven, so Heilgenthal.

Kulturamtsleiterin Jasna Blaic betonte, dass man dankbar sei, dass es Künstlerinnen und Künstler gibt, die ihre Werke der Stadt zur Verfügung stellen. Auf die Kritik Heilgenthals antwortete sie: "Das ist immer eine Geschmackssache." Ohnehin würden die Blechblumen nicht dauerhaft an dieser Stelle bleiben. Voraussichtlich möchte sie der Künstler bald für einen guten Zweck verkaufen, berichtete Miroslav Blaic (FW/FB).

Lippert: "Man kann auch alles totreden"

Auch an der sogenannten Komplimente-Brücke störte sich Heilgenthal. Auf der Brücke am Spielplatz über dem Mühlbach befinden sich seit dem Frühjahrsmarkt blau gestrichene Holzherzen, auf denen Komplimente zu lesen sind. Diese Sprüche hielten aber nicht alle Fußgänger für besonders kreativ, sei im zugetragen worden. Heilgenthal: "Wenn das Aktionen sind, dann ist es gut, aber bitte nicht nachhaltig. Das wäre etwas viel."

Bürgermeister Lippert reagierte verärgert: "Ich kann auch alles schlecht reden." Nur weil einem die Lucky Wheels nicht gefallen, seien diese nicht gleich schlecht. "Für mich überwiegt das Engagement des Künstlers." Wenn es gewünscht sei, könnten solche Dinge künftig auch im Stadtrat diskutiert werden. Kurze Diskussionen würden das aber nicht werden, prognostizierte Lippert. "Dann wird in Zukunft weniger in diese Richtung passieren. Man kann auch alles totreden."

 
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  • M. W.
    Wahre Kunst eckt immer an!
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  • W. M.
    Für mich sieht das eher aus wie eine Müllhalde! Dachte ich mir erst neulich beim Vorbeifahren. Ich habe auch noch eine alte Felge daheim. Die lagere ich dort auch ab. Insoweit kann man den Kritikpunkt des Stadtrates Heilgenthal verstehen. Nicht alles, was von selbsternannten Künstlern kommt ist Kunst. Den guten Willen des Erstellers möchte ich aber nicht verhehlen.
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  • K. H.
    Es wird wohl immer Dinge geben die jemand macht die einigen nicht gefallen weil sie sie nicht verstehen. Wichtig ist aber das man überhaupt etwas macht und nicht nur rumnörgelt! Zumal dieses Projekt niemanden (außer dem Hersteller!) etwas gekostet hat. Nachhaltigkeit! Upcycling! Das Schneewittchen gefällt auch nicht jedem- hat aber den Bürgern der Stadt Zehntausende von Euros gekostet.
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  • K. B.
    Das Engagement der Künstler sollte gewürdigt werden - für Touristen etc. sind dies schöne Aspekte unserer schnuckeligen Stadt grinsen Freue mich jedesmal wenn ich an der Blumeninsel vorbeifahre =)
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  • K. H.
    Dem kann ich nur beipflichten! Auf alle Fälle etwas an dem sich unsere Gäste positiv erinnern werden und ein Tribut an alle Fahrradreisenden. Wir haben aufgrund der Zerstörungen 1945 nicht viel historisches (wie alle anderen) aber wir machen aus dem Wenigen das Beste. Respekt an alle die sich dafür engagieren!👍
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  • W. M.
    fabi: Die schnuckelige Stadt geht den Bach, besser gesagt, den Main runter, wenn sich nicht bald etwas politisch und wirtschaftlich ändert. Aber Träumer gibt es offenbar in der schnuckeligen Stadt genug. Nicht, dass mir nichts an Gemünden läge, das Gegenteil ist eher der Fall. Umgekehrt: Ich kann auch alles gut reden, sogar diese Ansammlung. Pfefferminz: Sehr nachhaltig, Downcycling wäre vermutlich besser als Upcycling und der bessere Begriff, aber vermutlich haben Sie die Nachhaltigkeit der Begriffe verwechselt (lol)......Das ist so ein Problem mit dem "Denglish"
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  • K. H.
    Na dann los…ab morgen gilt‘s!
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