
Eins ist klar: Dort, wo in Zellingen die Sanderaustraße, der Leinacher Weg und der Mähderweg zusammenkommen, könnte nie eine Bushaltestelle genehmigt werden. Schließlich befindet sich dort auch die Feuerwehrausfahrt. Die Straße wird zudem durch die alte Viehwaage verengt. Es gibt kein Wartehäuschen und auf der Ostseite kaum einen Gehsteig. Und doch geht's dort jeden Morgen wie im Taubenschlag zu, wenn Erst- und Zweitklässler in den Bus zur Grundschule Retzbach sowie Pendler in den Bus nach Würzburg einsteigen und zusätzlich Autos im Berufsverkehr unterwegs sind.
In Ermangelung einer Haltestelle muss der Bus dort auf der Straße anhalten, Kinder müssen auf der Straße in den Bus einsteigen und Autos aus dem Mähderweg können währenddessen nicht in den Leinacher Weg einfahren. Ein unhaltbarer, gefährlicher Zustand – darüber sind sich alle in Zellingen einig. Und doch besteht er seit zwölf Jahren. Der neue Bürgermeister Stefan Wohlfart versucht nun, eine Lösung zu finden, doch die enge Taktung der Busfahrpläne erschwert das Unterfangen.
Warum die gefährliche Notlösung schon seit zwölf Jahren besteht
"Die Notlösung besteht seit einer Straßensanierung vor zwölf Jahren. Damals mussten die Busunternehmen einen Umweg fahren und stellten fest, dass sie dabei 90 Sekunden schneller sind", sagt Bürgermeister Stefan Wohlfart. "Deswegen haben sie das beibehalten." Außerdem sei es den längeren Bussen von heute nicht mehr möglich, am Zellinger Torturm von der Billingshäuser Straße nach links in die Würzburger Straße abzubiegen. Wenn das möglich wäre, könnten die Schulkinder nämlich an der regulären Haltestelle vor dem Rathaus in der Würzburger Straße einsteigen.

Stattdessen fahren die Busse geradeaus durchs Tor, dann links durch die recht enge Maistraße und nochmal links in die Sanderaustraße. Nachdem die Kinder an der genannten Stelle zugestiegen sind, biegt der Bus rechts auf die Würzburger Straße ab. Der Schulbus von Zellingen in die Grundschule Retzbach ist von der Gemeinde gestellt und bezahlt. "Auf Dauer können wir's nicht lassen, wie es ist", sagt Wohlfart.
Monika Mützel, Verantwortliche für den ÖPNV im Landratsamt, hat sich die Verhältnisse vor Ort angesehen. Ob die Nothaltestelle den Vorgaben entspricht, beantwortet sie nicht. "Es ist die gelebte Praxis. Die Anwohner sind mit der Situation vertraut", sagt sie. Grundsätzlich seien drei Buslinien von einer möglichen Änderung betroffen. Wegen der zeitlich engen Taktung sei es "nicht einfach, eine Lösung zu finden". Mützel sagt: "Ich habe mit dem Bürgermeister Alternativen diskutiert."
Vorschlag des Bürgermeisters abgelehnt
Der Vorschlag Wohlfarts lautet: "Die Busse könnten auf der Billingshäuser Straße geradeaus durchs Tor bis zum Kreisel fahren. Nach einer Kreisel-Umfahrung kämen sie zurück, könnten die Bushaltestelle Billingshäuser Straße, die im Moment unbestellt bleibt, anfahren und unten rechts in die Würzburger Straße abbiegen. Die Schulkinder könnten dann an der ordnungsgemäßen, überdachten Haltestelle vor dem Rathaus einsteigen." Monika Mützel hält diesen Vorschlag nicht für realisierbar. Der Verkehr in der Billingshäuser Straße sei zu dicht, um sie rauf- und runterzufahren, der Zeitverlust zu groß.

Mützel meint: "Vermutlich können wir nicht alle Haltestellen beibehalten." Der Bürgermeister will die für einen Verzicht infrage kommende Haltestelle ,Vorstadt' jedoch nicht aufgeben, zumal in deren Nähe gerade ein Neubaugebiet entsteht. Und von der Idee, die Schulkinder in der Billingshäuser Straße einsteigen zu lassen, hält er auch nicht viel. "Das wäre doch recht weit von der Ortsmitte entfernt und die dortige Haltestelle ist auch nicht überdacht. Wollen wir die Schulkinder im Regen warten lassen?"
Zwischen der Koordinationsstelle im Landratsamt, den Busunternehmen und der Gemeinde sind also weitere Gespräche nötig. Immerhin ist jetzt Bewegung in die Sache gekommen.
Sehr geehrter Herr Hock,
es gibt Beschwerden bezüglich des Busverkehrs am Rathaus in Zellingen.
Die eine Beschwerde bezieht sich auf den Reiseverkehr. Sowohl bei der
Abfahrt wie auch bei der Ankunft der Gäste, oft auch in nächtlicher Zeit,
kommt es durch den Zubringer- und Abholverkehr mit Privat-PKWs zum lauten
Zuschlagen der Autotüren, lauten Abschieds- und Begrüßungsszenen. Könnte man
diese Reiseverkehrsangelegenheiten nicht in das Gewerbegebiet "Am Braunen
See", leicht erreichbar durch die Ausfahrt "Zellingen Süd" verlegen?
Zum Linienverkehr: Oft laufen hier die Motoren im Stand mit entsprechender
Lärm- und Geruchsbelästigung. Dann stehen auf der Seite des Rathauses oft
zwei Busse in der Sanderaustraße in Richtung Maistraße direkt
hintereinander. Diese sind oft schwer zu überholen, blockieren die
Rathausdurchfahrt, die Garagentore des Forstes und behindern die
Notfallfahrten der Feuerwehr Zellingen.
15.03.2018 Fischer