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FRAMMERSBACH
Wird neu entdeckte Sternschanze freigelegt?
Teilnehmer des Symposiums auf den Wällen der Sternschanze, deren Verlauf durch das Trassierband angedeutet ist.
Foto: Karl Anderlohr | Teilnehmer des Symposiums auf den Wällen der Sternschanze, deren Verlauf durch das Trassierband angedeutet ist.
Karl Anderlohr
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:04 Uhr

Auf einem heute bewaldeten Bergsporn zwischen dem Wellerstal und der Orber Straße liegt der „Stern von Frammersbach“, eine Geschützstellung mit dem Grundriss eines sechszackigen Sterns, die erst vor etwa anderthalb Jahren entdeckt wurde. Sie bot neben den Kanonen Platz für höchstens 126 Mann. Die Wälle sind im Gelände noch recht gut erkennbar.

Geht man davon aus, dass der Wald vor 400 Jahren noch nicht vorhanden war, dann hatte man von dort freie Sicht und freies Schussfeld, nicht nur auf das Wellerstal, sondern vor allem auch auf die wichtige Straße nach Bad Orb. Nur wenige Gehminuten davon entfernt steht heute das Frammersbacher Schützenheim, wo beim 11. Symposium zur Burgenforschung im Spessart am Freitag und Samstag den etwa 70 bis 80 Teilnehmern ein dicht gedrängtes und breit gefächertes Programm geboten wurde.

14 kurze, aber informative Vorträge standen in mehr oder weniger enger Beziehung zum Dreißigjährigen Krieg, dessen Beginn sich heuer zum 400. Mal jährt, und zu den Spuren, die er bis heute im Spessart hinterlassen hat. Veranstalter waren die Marktgemeinde Frammersbach und deren Museumsverein sowie das Archäologische Spessartprojekt der Universität Würzburg.

Natürlich wurde auch die Frammersbacher Sternschanze im Lauf der Veranstaltung besichtigt. Dr. Christian Büdel (Uni Würzburg), dem die sternförmige Struktur der Schanze bei der Erforschung und Dokumentation historischer Verkehrsrouten mit Hilfe von Airborn-Laser-Scandaten (ALS) aufgefallen war, und Karl- Heinz Gertloff (Egelsbach), der sich mit solchen Schanzen seit langem beschäftigt, gaben nähere Erläuterungen: Schanzen, wie diese sind nicht selten. Ähnliche Anlagen finden sich mehr oder weniger gut erhalten in ganz Europa.

Auch in Steinbach „Schwedenschanze“

Der „Stern von Frammersbach“ ist auch in der näheren Umgebung nicht die einzige. Nordöstlich des Lohrer Stadtteils Steinbach findet sich eine ähnliche. Obwohl sie seit langem bekannt und in den topografischen Karten als „Schwedenschanze“ eingetragen ist, wurde sie bisher kaum beachtet. Die Bezeichnung besagt übrigens nichts darüber, wer sie angelegt hat. Manche Verteidigungsanlage, die im Volksmund so heißt, stammt nicht einmal aus dem Dreißigjährigen Krieg.

Natürlich sähe man es in Frammersbach gerne, wenn die Sternschanze freigelegt würde. Es gibt sogar schon erste Überlegungen, wie man dieses Bodendenkmal nach Ausgrabung und Sicherung dem doppelten Ziel der historischen Information und der Nutzung als touristischen Anziehungspunkt nutzbar machen könnte, aber bei den zuständigen staatlichen Stellen ist man da sehr zurückhaltend. Dennoch ist der Archäologe Harald Rosmanitz nicht pessimistisch: Bisher sei noch keine der bekannten Sternschanzen archäologisch erforscht worden. Er sehe daher eine Chance, dass man in Frammersbach eine Grabungserlaubnis bekommt, um daraus Erkenntnisse auch für andere zu gewinnen.

Burg Bartenstein im Krieg

Dass die Burg Bartenstein im 30-jährigen Krieg noch eine Rolle gespielt hat, dafür gibt es Hinweise, die Sabrina Bachmann (Heimbuchenthal) erläuterte. Noch bis 1597 hatte es dort ständig Umbauten gegeben; ein Plan stammt aus dem Jahr 1621. Kugeln, eine Kugelzange, die beim Gießen der Bleikugeln gebraucht wurde, und „ Krähenfüße“, vierzackige Gebilde, die die Hufe der Pferde verletzen sollten, wurden gefunden. Aber es spricht viel dafür, dass die Burg nicht im Krieg zerstört, sondern kurz danach aufgegeben wurde, weil sie ihren Sinn verloren hatte. Der Abbruch erfolgte nicht systematisch sondern dadurch, dass die Partensteiner sie als Steinbruch nutzten.

Eröffnet wurde die Tagung am Freitagabend durch Dr. Sabine Eickhoff vom Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege. In Wittstock an der Dosse fand am 4. Oktober 1636 eine der wenigen großen Feldschlachten des 30-jährigen Krieges mit 5.000 Verwundeten und 3.000 Toten statt. 2007 wurde dort bei Bauarbeiten ein Massengrab mit den Skeletten von 125 toten Soldaten gefunden. Durch die Zusammenarbeit von 15 Disziplinen gewannen Wissenschaftler ein Bild vom Leben und Sterben der einfachen Soldaten, das die Zuhörer tief beeindruckte.

Über politische, wirtschaftliche und religiöse Hintergründe dieses verheerenden Krieges und seine Folgen informierten weitere Vorträge von Gerhard Ermischer, Dr. Gerrit Himmelsbach und Harald Rosmanitz. Dr. Gerald Volker-Grimm, Uwe und Daniel Klotz. Eine Gruppe von Angehörigen des „kurbairischen Dragonerregiments Johann Wolf e. V“ in der Kleidung damaliger Soldaten und mit originalgetreuen Nachbildungen von Waffen und Ausrüstung machte das Gehörte anschaulich und im wahrsten Sinne des Wortes „begreiflich.

Das nächste Symposium ist im Oktober 2019 in Goldbach geplant. Dort finden zur Zeit Ausgrabungen einer Burg auf dem Kugelberg statt. Harald Rosmanitz stellte erste Ergebnisse vor.

Teilnehmer des Symposiums auf den Wällen der Sternschanze, deren Verlauf durch das Trassierband angedeutet ist.
Foto: Karl Anderlohr | Teilnehmer des Symposiums auf den Wällen der Sternschanze, deren Verlauf durch das Trassierband angedeutet ist.
Auf einem Bergsporn zwischen dem Wellerstal und der Orber Straße ist auf dem Laserscan die Frammersbacher Sternschanze als gelber Stern zu erkennen
Foto: Repro Karl Anderlohr | Auf einem Bergsporn zwischen dem Wellerstal und der Orber Straße ist auf dem Laserscan die Frammersbacher Sternschanze als gelber Stern zu erkennen
 
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  • S. C.
    "....... enger Beziehung zum Dreißigjährigen Krieg, dessen Beginn sich heuer zum 300. Mal jährt....."

    Hmm, das sollten Sie vielleicht nochmal nachrechnen....
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