Beim Bildungs-, Ehrenamts-, Gesundheits- und Sozialausschuss im Karlstadter Rathaus am vergangenen Dienstag deutete vieles auf eine sehr kurze Veranstaltung hin. Einige Anträge, vorgetragen durch Grünen-Ausschussmitglied Wolfgang Tröster, beschäftigten das Gremium aber doch intensiver.
Konkret ging es ihm um Kulturangebote. Die Etablierung eines Kunstpreises der Stadt Karlstadt im zweijährigen Turnus schwebt Tröster vor. "Aufgerufen sind dann alle Interessierten, eigene Produktionen wie Bilder, Literatur, Musik oder Filme einem noch zu bestimmenden Gremium zu präsentieren. Das könnte aus Vertretern des Kulturausschusses und weiteren Bürgern der Stadt bestehen", schlägt Tröster vor. Den drei ersten Siegern könne man dann beispielsweise 1000, 500 und 300 Euro auszahlen.
Bürgermeister Michael Hombach (CSU) entgegnete stellvertretend für die Verwaltung, dass die Idee zwar schön, mit Blick auf den Haushalt aber sowohl finanziell als auch personell schwer zu stemmen sei. "Es gibt Überlegungen zu einem möglichen Kunst- und Fotowettbewerb, den wir für sinnvoller und effizienter halten würden", so Hombach entgegenkommend.
Zeigt Karlstadt bald wieder seine Reize?
Auch wenn Tröster weniger ein Freund des Mottos "Rot und erotisch – eine Stadt zeigt ihre Reize" zu sein scheint, schlägt er eine Renaissance eines größeren Kulturevents dieses Formats in Karlstadt vor. Die Veranstaltung wurde bis 2010 vom Stadtmarketing in Kooperation mit der Stadt abgehalten und baute auf Beiträge aus der Bevölkerung. Tröster erinnere sich an "gute Resonanz" und schlägt als neuen Arbeitstitel "Zusammenleben in Karlstadt: Die Stadt zeigt ihre kulturelle und soziale Vielfalt" vor.
Hombach verwies daraufhin auf das "Kultur Häppli", das seit vielen Jahren Künstler von weit her nach Karlstadt holt. Auch diese Veranstaltung sei finanziell schon schwierig zu stemmen.
Der dritte von Hombach verlesene Antrag betraf vorwiegend die Belebung der Jugendarbeit in Karlstadt. "Die Durchführung eines Jugendfilmfestivals mit selbst gedrehten Filmen und einem breiten Angebot von guten, für Kinder und Jugendlichen geeigneten Filmen", zitierte der Bürgermeister Trösters Anliegen. Eine Zusammenarbeit wäre hier auch mit dem Trägerverein für organisierte Jugendarbeit (Troja), der Stadt oder dem Jugendzentrum möglich.
Jugendliche zu Produzenten machen
Auf den Wunsch könne dann eingegangen werden, wenn das Interesse dazu auch vonseiten der Jugendlichen herangetragen wird, erläutert Hombach. Derzeit seien aber andere Themen wie etwa der Newcomer Bandcontest Anfang Mai von größerem Interesse.
Auch Florian Burkard (CSU) hält in Sachen Jugendarbeit Vorgaben aus dem Rathaus generell nicht für den richtigen Weg. "Wir brauchen schon ein breiteres Engagement, das von den Jugendlichen selbst kommen muss", sagt er.
Tröster verdeutlichte daraufhin sein grundsätzliches Anliegen: "Mir ist wichtig, alle Altersgruppen, auch die Jüngeren, nicht nur zu Rezipienten zu machen, sondern auch zu Produzenten." Er könne sich auch vorstellen, eine Umfrage zu starten und Jugendliche einzuladen und zu fragen, was sie von der Stadt und ihren Angeboten erwarten. "Vielleicht kommen da ja so 20 bis 50 Leute", hofft der pensionierte Gymnasiallehrer.
Junge Menschen müssen selbst aktiv werden
An diesem Punkt meldete sich Robin Kern, Teamleiter Soziales und Gemeinwesenarbeit der Stadt Karlstadt, zu Wort. "An unserem Jugendstammtisch wird über solche Ideen gesprochen, die aber bisher nicht wirklich angenommen werden. Es wird aktuell versucht, über die SMV (Schülermitverantwortung, Anm. d. Red.) in Erfahrung zu bringen, wo Bedarfe liegen", berichtet Kern. Es gelinge gelegentlich, einzelne Jugendliche ins Gespräch zu ziehen, meist aber nur kurzfristig.
"Wir müssen doch irgendwie an die Jugendlichen rankommen", warf Tröster verzweifelt ein. Kern warnt in diesem Zusammenhang davor, den Jugendlichen etwas aufzudrängen. "Auf mich wirkt es manchmal so, als würden wir etwas an sie herantragen, das bei denen überhaupt nicht gefragt ist. Ein Verein wie Troja ist engagiert und kann Nachwuchs gewinnen. Die Frage bleibt aber, wo die Interessensgebiete der jungen Menschen wirklich liegen", so Kern.
Die eigentliche Tagesordnung der Ausschusssitzung beinhaltete drei Anträge auf Zuschüsse im Sport- und Musikbereich. Es wurde einstimmig entschieden, den Leichtathleten der LG Main-Spessart einen Zuschuss von 1397 Euro zu gewähren. Das entspricht 20 Prozent der Ausgaben und deckt ziemlich genau die Startgelder der vergangenen Saison ab. Auch der Spvgg Stetten und dem Musikverein Gambach werden jeweils 20 Prozent ihrer Kosten abgenommen. Die Spvgg bekommt 4547 Euro für die Maßnahmen am Sportgelände und der Musikverein darf sich über 8345 Euro für die Sanierung der Musikhalle freuen.