
Was kann man sich an einem 13 Grad kalten, nebligen Herbstmorgen schöneres vorstellen als ein erfrischendes Bad im Main? Ralf Biermann, 55, jedenfalls schwärmt vom Baden in einem zugefrorenen See. Aber weil wir uns vor dem Hintergrund des derzeit angesagten Energiesparens mit dem Frammersbacher darüber unterhalten möchten, warum er seit Jahren kalt duscht und wie er das macht, steigt er für ein Foto auch mal in den für seine Verhältnisse mit zwölf Grad warmen Main. Es wirkt nicht so, als würde er dabei frieren.
Biermann hat einige herausfordernde Bergrennen und Extrem-Hindernisläufe, bei denen man durch eiskaltes Wasser und Schlamm, über Hindernisse und unter Stacheldraht durch muss, absolviert. Das Kaltduschen nutzte er zum Abhärten. Im Moment ist Biermann, gelernter Schlosser und bei Bosch Rexroth angestellt, durch eine OP nach einem Bandscheibenvorfall, den er sich selber nicht recht erklären kann, in Sachen Läufe allerdings etwas außer Gefecht gesetzt.
Ralf Biermann: Das mit dem Duschen ging so 2016 los, weil ich mich auf einen Hindernislauf in Rudolstadt vorbereitet habe. Das ist der härteste in Europa, weil der immer im Dezember stattfindet, und man durch sehr viele Wasserhindernisse muss. Ein Drittel schaffen es dort nicht ins Ziel. Durch das Kaltduschen habe ich mich an das kalte Wasser gewöhnt. Ein halbes Jahr vorher habe ich angefangen und bin bei meinen Läufen in Frammersbach auch immer in die Bach rein.
Biermann: Ich habe das beibehalten, weil es mir gut getan hat. Das härtet einen auch mental ab, weil es immer wieder Überwindung kostet, in eine kalte Dusche reinzugehen, auch wenn du das jahrelang gemacht hast. Es ist auch nicht immer angenehm, der erste Moment ist schmerzhaft. Das stärkt einen mental auch für ganz normale Dinge im Alltag.
Biermann: Nein, so in der Regel drei Minuten. Das ist vollkommen ausreichend. Angefangen habe ich mit einer halben Minute, dann eine Minute und dann habe ich es langsam gesteigert.

Biermann: Ich war eigentlich ein Warmduscher und Sonnenanbeter. Sonne ist jetzt nicht mehr so meins, ich mag es eher so wie jetzt – oder kälter. Ich habe irgendwann nicht nur mit dem kalten Duschen angefangen, sondern bin auch im Winter eisbaden gegangen und bei minus fünf Grad mit freiem Oberkörper joggen. Manche schauen da komisch, weil sie die Hintergründe nicht kennen.
Biermann: Täglich.
Biermann: Man sollte es schon regelmäßig machen, am besten täglich. Ein-, zweimal die Woche bringt wenig, wenn man sich daran gewöhnen will. Schnappatmung am Anfang ist ganz normal. Es ist aber nicht für jeden empfehlenswert. Wenn jemand Bluthochdruck oder Herzprobleme hat, ist eher davon abzuraten oder nur nach Rücksprache mit dem Arzt.
Biermann: Meine Hausärztin sagt: Du bist fit, du bist gesund. Solange ich mich wohlfühle, kann ich das machen.
Biermann: Wenn ich aus der kalten Dusche morgens rausgehe, da brauche ich keinen Wachmacher mehr, da bin ich absolut hellwach. Schnupfen oder Grippe hatte ich jahrelang schon nicht mehr, noch nicht einmal gar nix. Es soll ja angeblich das Immunsystem stärken.
Biermann: Die ist mit so um die 20 Grad normal. Genau kenne ich sie gar nicht. Ich mache Kältetraining, da muss ich mich nicht noch in eine kalte Wohnung setzen. Klar, das Schlafzimmer ist im Prinzip gar nicht geheizt, das Fenster gekippt, da ist es im Winter schon ordentlich kalt.
Biermann: Das habe ich nicht wirklich verfolgt, weil ich auch davor öfter auf der Arbeit und im Fitnessstudio geduscht habe. Aber vor Kurzem habe ich eine Studie gelesen, dass man ungefähr 400 Euro spart, wenn man ein Jahr lang statt zehn Minuten warm täglich kalt duscht. Eine gute Möglichkeit ist natürlich auch, Wechselduschen zu machen. Warm anfangen und entweder immer kälter drehen oder warm, kalt, warm, kalt. Da kann man auch sparen. Man muss ja nicht nur kalt duschen.
Biermann: So vier, fünf Leute.
Biermann: Ich dusche auch mal warm. Wenn ich vom Eisbaden komme, dusche ich nicht mehr kalt.
Nach dem Bad im Main wollte Biermann noch einmal duschen, kündigte er an – diesmal aber warm.