
Am 1. Juni ist Familie Gerberich umgezogen: raus aus der Wohnung in der Marktheidenfelder Altstadt, in einen Camper. Von 90 auf zehn Quadratmeter Wohnfläche. Für ein Jahr wollen Maria, Steffen und die fünfjährige Elfi Gerberich ihr festes Zuhause gegen das Wohnmobil eintauschen und Europa bereisen.
Erstes Ziel: Zandvoort aan Zee, Niederlande. Ein paar Tage auf dem Campingplatz an dem Badeort haben sie bereits im Voraus gebucht. Im weiteren Verlauf der Reise wollen sie spontan entscheiden, wo sie ihre Nächte verbringen.

Doch gerade am Anfang ist es wichtig, dass auch die zwei Kater Karli und Douglas ihr neues fahrendes Zuhause akzeptieren. "Sie werden Zeit brauchen, sich an die ungewohnten Geräusche zu gewöhnen", sagt Maria Gerberich. Deshalb wollen sie vor allem anfangs lange Pausen machen.
"Wir haben uns informiert, wie es ist, mit Katzen zu verreisen", so die 36-Jährige. Und auch die Tierärztin hatte keine Bedenken. Dennoch haderte die Familie lange. Doch ohne Karli und Douglas fühlen sie sich nicht vollständig; sie gehören einfach dazu.
Mit dem Camper zum Sehnsuchtsziel Schweden
Von den Niederlanden aus möchte die Familie über Dänemark nach Schweden weiter reisen. Das skandinavische Land ist für Maria Gerberich ein Sehnsuchtsziel. Sie hofft, dass sich das Familienleben dann überwiegend draußen vor dem Camper abspielt. Sie freut sich auf Nächte, in denen es zu Mittsommer kaum dunkel wird und auf warme Sommertage in den Schären – in freier Natur. Anders als zum Beispiel in Deutschland und den Niederlanden darf man dort Wildcampen.
Angst, dass sich die Familienmitglieder gegenseitig auf die Nerven gehen, wenn sie so eng aufeinander leben, haben sie nicht. "Nach ein paar Tagen haben wir uns daran gewöhnt", ist sich Steffen Gerberich sicher. Seine Frau ergänzt: "Wir sind schließlich schon seit über 20 Jahren zusammen und wissen wie der andere tickt."
Jetzt passt eine längere Auszeit mit dem Camper in die Lebensplanung
Sie hätten schon lange damit geliebäugelt, mal eine längere Auszeit zu machen, erzählt das Paar. Jetzt passe es sehr gut: Tochter Elfi ist noch nicht in der Schule. Die Familie ist nicht auf Ferienzeiten angewiesen. Vater Steffen Gerberich wurde von seinem Arbeitgeber auf Antrag für ein Jahr freigestellt.
Maria Gerberich sagt, sie sei an einem Wendepunkt im Leben; vor allem in Bezug auf die Frage, wie es beruflich weitergehe. Sie hofft, auf der Reise eine Antwort zu finden. Sie hat im vergangenen Jahr ihr Bachelor-Studium abgeschlossen. Kurz darauf hat sich die Familie entschieden, ihre ganz persönliche Abenteuerreise zu wagen. "Das ist für uns als Familie eine Chance, viel Zeit zu dritt zu verbringen", sagt Maria. Die Zeit vergehe sowieso viel zu schnell und ihr Kind werde groß.

Was auf sie zukommt, wissen sie nicht. Informiert haben sie sich im Internet. "Wir kennen nur Leute, die mal drei Monate weg waren", sagt Steffen. "Aber niemanden, der ein ganzes Jahr lang unterwegs war."
Ihr Fahrzeug haben sie über das Internet gefunden. Sie haben es einem Rentner-Ehepaar abgekauft. Vor der Abreise war es zum Check in der Werkstatt. Steffen Gerberich hat einen Lüfter eingebaut, die Batterie getauscht und einen Gasmelder eingebaut. "Es war top in Schuss", sagt er. Das Wohnmobil wurde 20 Jahre lang liebevoll gepflegt und ist bis nach Griechenland gefahren.
Im Herbst geht es mit dem Camper nach Südeuropa
Wenn es im Norden kühler wird, möchte auch die Familie Gerberich in den Süden reisen: Spanien, Portugal, Italien. Vielleicht auch nach Griechenland? Pläne für den Winter gibt es keine. "Wir schauen, wohin uns die Reise führt", so Maria Gerberich.
Die 36-Jährige beschreibt ihren Wunsch nach der Auszeit nicht als Fernweh, wie man es vielleicht verspürt, wenn man von einem Urlaub träumt: "Wir möchten ausprobieren, wie es ist, minimalistisch zu leben." Der Kauf eines eigenen Hauses kommt für das Paar nicht in Frage. "Wir wollen uns nicht verschulden," so der 38-jährige Steffen Gerberich.
Während der Camping-Auszeit ist viel Zeit zu dritt
Bereits bei ihrem Umzug vor drei Jahren haben sie viele Dinge aussortiert: Babykleidung, Deko-Gegenstände. Auch jetzt verkaufen und verschenken sie vieles. Nach und nach wurden in den vergangenen Wochen Möbel abgeholt, die Waschmaschine verkauft. Nur ganz wenige Dinge lagern sie bei den Eltern ein. Elfi erzählt, dass ihr Playmobilschloss bei Oma bleibt, bis sie wiederkommt. Viele ihrer anderen Spielsachen auch.
"Meine Sorge war lange, dass wir mit dem Ausräumen nicht rechtzeitig fertigt werden", so Maria Gerberich. Doch letztlich saßen sie am Mittwoch in ihrem Camper, um in Richtung Norden aufzubrechen.
Gerhard aus Marktheidenfeld
Ich bin 66 und hab die ganze Welt gesehen, über und unter Wasser.
Träume und Visionen erfüllen, das ist Leben.
Viel Glück auf eurer Reise und kommt gesund wieder.
Ich wünschte mir mehr solche Nachrichten wo Menschen sich einen Traum erfüllen und ihn mutig durchführen.
Was soll dieser Kommentar? Kann es sein dass sie etwas missmutig sind?
Ich bin in Gedanken bei euch und werde jeden Artikel von eurem Unterwegs sein begeistert verfolgen.