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Billingshausen
Wie amerikanische Oldtimer nach Birkenfeld kommen
Oliver Ritter importiert und repariert besondere Autos – und fährt das gleiche Auto wie Patrick Swayze in "Dirty Dancing".  Warum er dieses Hobby bewusst nicht zum Beruf macht.
Oliver Ritter mit seinen speziellen Trucks: links ein schwarzer Ford F 250 Monster Truck mit 7,5 Liter Hubraum und 350 PS, rechts ein Chevrolet Apache, bekannt aus dem Animationsfilm 'Cars'.
Foto: Ute Brummer | Oliver Ritter mit seinen speziellen Trucks: links ein schwarzer Ford F 250 Monster Truck mit 7,5 Liter Hubraum und 350 PS, rechts ein Chevrolet Apache, bekannt aus dem Animationsfilm "Cars".
Ute Brummer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:27 Uhr

Zunächst ist nur ein sonores "blubb, blubb, blubb" zu hören. Und dann biegt Oliver Ritter mit dem Herzstück seiner Oldtimer-Sammlung auf den Hof seiner Werkstatt in Billingshausen ein: einem schwarzen 1957ger Chevrolet "Bel Air" mit weißem Dach, V8-Motor mit 5,7 Litern und 300 PS. Ganz schön anstrengend sei es, so einen Oldtimer zu fahren, schmunzelt Oliver Ritter und schaut stolz auf das Prachtstück. Der Motor hat zwar viel Kraft, doch der Fahrer muss ebenfalls Muskeln haben. Das 1-Kreis-Bremssystem ohne Bremskraftverstärker erfordert ebenso Muskelkraft wie das Steuern ohne Servolenkung.

Siebzehn Jahre war der "Bel Air" in einer Scheune in der Schweiz gestanden, bevor er beim Hausverkauf zufällig wieder entdeckt wurde. Völlig eingestaubt und mit platten Reifen konnte Ritter den Schatz vor fünfzehn Jahren erwerben, um ihn liebevoll wieder herzurichten. "Der ist nicht verkäuflich", sagt Ritter. Im Gegensatz zu den neun Oldtimern, die er sonst aktuell noch in Besitz hat.

Mit dem Mofa fing das Hobby an

Ritter, gelernter Einzelhandelskaufmann im Zoofachhandel, hat schon als Fünfzehnjähriger am Motor seines Mofas herumgeschraubt. Was waren die auch langsam! Eines Nachts wurde er auf dem Rückweg von Lengfurt nach Marktheidenfeld von der Polizei kontrolliert, weil er für ein Mofa deutlich zu schnell unterwegs war. Die Strafe folgte auf dem Fuß, er musste sein Mofa den ganzen restlichen Heimweg schieben – mit Polizeibegleitung. Die Begeisterung für Motoren ist trotzdem geblieben. Zunächst mit Schrauben als Hobby in der Freizeit und Geld verdienen im Einzelhandel.

Ein Chevrolet Impala Baujahr 1960 mit V6-Motor.
Foto: Ute Brummer | Ein Chevrolet Impala Baujahr 1960 mit V6-Motor.

Inzwischen betreibt Ritter einen KFZ-Handel im Nebengewerbe. Der Schwerpunkt liegt aktuell auf amerikanischen Oldtimern, sogenannten US-Cars, und dabei bevorzugt auf Chevrolets. Im Internet macht er amerikanische Händler ausfindig, verhandelt, kauft und importiert Autos und Ersatzteile. Auf die Frage, warum er diese Leidenschaft nicht zum Beruf mache, antwortet Ritter: "Hauptberuflich muss ich Autos verkaufen, im Nebenberuf kann ich Autos verkaufen". Das heißt, er hat beliebig Zeit für die Restaurierung, kann sich die Kunden aussuchen und verdient seinen Lebensunterhalt mit regelmäßiger Arbeit.

Kunden finden über Facebook und Ebay zu ihm

Ritters Verständnis bei der Restaurierung ist, Oldtimer gebrauchstüchtig herzurichten. Diese dürfen Gebrauchsspuren zeigen, dürfen auch mal ein Ersatzteil haben, das kein Original ist. Doch der Charakter soll erhalten bleiben. Hochglanzpolierte Oldtimer im Neuwagenzustand hat er nicht im Angebot. Ein hellblauer Chevrolet "Impala", Baujahr 1960, ist bis auf die gebogene Frontscheibe fertig. Im Gegensatz zum "Bel Air" hat dieser nur einen V6-Motor. "Der klingt eher wie ein Opel Admiral", lacht Ritter. "Dafür hat er wunderschöne Kotflügel". Ein Ford F Monstertruck mit 7,5 Litern Hubraum und 350 PS zum Beispiel ist mit TÜV und H-Kennzeichen fertig zum Verkauf.

Seine Kunden findet Ritter über Facebook oder Ebay, teilweise auch bei Oldtimer-Treffen. Sind die Oldtimer beim Import meist ohne Zulassung, werden sie von Ritter zu 99 Prozent mit Zulassung verkauft. Und sollte später etwas kaputtgehen, bietet Ritter als Kundenservice auch die Beschaffung von Ersatzteilen an.

Oliver Ritter und das unverkäufliche Herzstück seiner Sammlung: ein Chevrolet „Bel Air“ mit V8-Motor, wie ihn Patrick Swayze in „Dirty Dancing“ gefahren ist.
Foto: Ute Brummer | Oliver Ritter und das unverkäufliche Herzstück seiner Sammlung: ein Chevrolet „Bel Air“ mit V8-Motor, wie ihn Patrick Swayze in „Dirty Dancing“ gefahren ist.

Ritters Oldtimer sind zunächst mit einem "07-er-Kennzeichen", auch Sammler-Kennzeichen genannt, versehen. Dies ist eine rote Nummer, auf der mehrere Fahrzeuge gleichzeitig angemeldet werden können, gedacht für Probefahrten oder für die Überführung. Ein gewerblicher Einsatz, zum Beispiel die Vermietung als "Hochzeits-Kutsche", ist somit leider nicht möglich.

 
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