Plötzlich geht es ganz schnell. Übers Wochenende hat sich eine Gruppe gebildet, die sich für mehr Fahrrad- und Fußgängerfreundlichkeit in Karlstadt einsetzt. "Karscht macht mobil" nennen die Initiatorinnen Sabine Polack, Kerstin Rudolph, Swantje Hopf, Kathrin Schönmeier und Verena Frey die parteifreie Aktion. Sie versuchen, bis Donnerstag 15 Uhr möglichst viele Menschen zu finden, die das Anliegen mit einer digitalen Unterschrift an unterstützen, entweder per Email an kmm@freenet.de oder über Instagram.
Warum so kurzfristig? "Wir haben mitbekommen, dass am Freitag und Samstag die Klausursitzung der Karlstadter Stadträte stattfindet", sagen sie. Das Thema steht dort vermutlich nicht auf der Tagesordnung. Die Initiatorinnen hoffen aber, dass das Thema Fußgänger und Radfahrer die Stadträte trotzdem beschäftigen wird. Ohnehin beschäftigt sich ein Team aus Vertretern der Stadtratsfraktionen und der Stadtverwaltung mit einem Radwegekonzept für die Stadt.
Fördermöglichkeiten ausschöpfen
Aufgesetzt haben die Initiatorinnen eine "Petition", die zusammen mit den Unterschriften noch vor der Klausursitzung übergeben werden soll. Darin verweisen sie darauf, dass das Bundesverkehrsministerium mit dem nationalen Radverkehrsplan 3.0 Fördermittel in Höhe von 1,43 Milliarden Euro bis 2030 bereitstellt, davon 600 Millionen Euro für das Programm "Stadt und Land", das sich gerade auch an den ländlichen Raum wendet. Sie zitieren Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer: "Jetzt müssen die Kommunen zugreifen. Jetzt muss das Geld abfließen!"
Dies stehe im Einklang mit Markus Söders Zitat: "Es reicht nicht, Umwelt als Deko zu verstehen, die ist zentral." Und auch bei Bürgermeister Michael Hombach, selbst aktiver Radfahrer, stoßen sie auf offene Ohren. Auf Facebook kommentiert er unter anderen: "Ich freue mich über diese Initiative und auf konstruktive Vorschläge, wie wir die Fahrrad- und Fußgängerfreundlichkeit im Stadtgebiet von Karlstadt verbessern können."
Die Menschen von Anfang an einbeziehen
Im diesjährigen Haushalt der Stadt wurde Geld eingestellt für ein Radverkehrskonzept. Es seien Angebote eingegangen, die derzeit ausgewertet und der Arbeitsgruppe Fahrradfreundlichkeit in der zweite Maihälfte vorgelegt werden.
In ihrer Petition fordern die Initiatorinnen, die Bürger bereits vor der Konzepterstellung einzubeziehen. Sie schlagen eine barrierefreie Umgestaltung der alten Siedlung mit breiteren Gehwegen und Parkeinschränkungen vor. Beispielweise sollen auf der Bodelschwinghstaße, der Eußenheimer Straße und der Nordbrücke Fahrradstreifen eingerichtet werden, an anderen Stellen auch Fahrradstraßen. Die Bodelschwinghstraße, die Zentrum für Schulen Kindergarten, Kirche, Tafel und Seniorenheim ist, sollte beruhigt werden, meinen sie.
Die alte Mainbrücke sollte fahrradfreundlich gestaltet werden. Auch die Verbindungen zwischen Altstadt und Siedlung sollten fahrradfreundlicher werden, zum Beispiel durch Abbau der Blockaden an den Eingängen der Unterführung und ein kindersicherer Geländer zwischen Gehsteig und Straße auf der Nordbrücke. Und zwischen Maintor und Hotel Mainpromenade müsse ein Verbindungsweg für Radfahrer und Fußgänger geschaffen werden.
Kinder brauchen keine Chauffeure
Verena Frey sagt, es gehe nicht um ein gegenseitige Ausspielen der Verkehrsarten. "Die meisten sind ja sowohl Fußgänger als auch Radfahrer und Autofahrer." Aber der Raum müsse gerechter unter allen aufgeteilt werden. Bisher liege der Schwerpunkt auf dem Auto. Gemeinsam ist den Akteurinnen, dass sie Kinder haben, die mündige Verkehrsteilnehmer werden sollen. "Sie brauchen Vorbilder, keine Chauffeure!"
Bis Mittwoch 12 Uhr hatten sich bei Instagram 80 Abonnenten eingetragen. In Facebook waren es bis zu dem Zeitpunkt 25 Daumen nach oben und 43 Kommentare, die sich ebenfalls ausschließlich auf den Daumen hoch beschränkten.