
Seit gut einer Woche gibt es mit dem Bürgerspital in Wertheim wieder ein Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung. "Der Start war recht gut", sagt Dr. Gerhard Schüder, Ärztlicher Direktor des Bürgerspital und Chefarzt der Chirurgie. Es hätten schon einige Operationen stattgefunden, sowohl Notfälle als auch geplante Eingriffe. "Die OP-Programme füllen sich", so Dr. Schüder. Der Betrieb werde schrittweise hochgefahren. Auch eine Notaufnahme gibt es in Wertheim jetzt wieder: Vorerst wochentags von 8 bis 18 Uhr werden im Bürgerspital internistische und chirurgische Notfälle behandelt, erklärt Dr. Schüder.
Nach der Insolvenz der Rotkreuzklinik hatte die Stadt Wertheim das Gebäude gekauft und vermietet es jetzt unter anderem an das Bürgerspital, das von der Westfalenklinik-Gruppe aus Dortmund betrieben wird. Neben der Grund- und Regelversorgung mit rund 80 Betten betreibt das Bürgerspital in Wertheim ein Zentrum für bariatrische Chirurgie, also für die Behandlung von stark übergewichtigen Patienten. Die weiteren Mieter sind das bereits bestehende Dialysezentrum und die Mediclin AG, die dort eine Reha für neurologische Patienten mit Schlaganfällen oder Schädel-Hirn-Traumata anbieten will.
Vor allem Ärzte werden für das Bürgerspital noch gesucht
Personell sei man für den Beginn bereits ganz gut aufgestellt, sagt Dr. Schüder. Vor allem bei den Pflegekräften und den Verwaltungsmitarbeitern sehe es schon sehr gut aus. "Im ärztlichen Bereich gibt es noch Bedarf in der Inneren Medizin und der Unfallchirurgie, aber das entwickelt sich sicher noch", so Dr. Schüder. Viele ehemalige Beschäftigte der Rotkreuzklinik seien inzwischen in anderen Krankenhäusern untergekommen. Er könne sich aber gut vorstellen, dass einige wieder zurückkommen, wenn sie sehen, dass der Start gut verlaufen ist.
Dass die Notaufnahme bisher noch nicht rund um die Uhr Patienten behandle, liegt laut dem Ärztlichen Direktor daran, dass die Finanzierung noch nicht vollständig geklärt sei. Denn die Bedingung für den Aufbau einer Notaufnahme, die kaum ohne ein Defizit zu betreiben sei, sei eine finanzielle Unterstützung durch die Politik gewesen. Die Stadt Wertheim will sich deshalb an einem jährlich veranschlagten Defizit von 2,75 Millionen Euro beteiligen, fordert dabei aber unter anderem die Unterstützung des Landkreises Main-Tauber. Die Finanzierung soll bis März geklärt werden.
Auch auf die Unterstützung der Nachbarkommunen hatte die Stadt Wertheim dabei gebaut. Ob diese nun rechtlich möglich ist, ist nach einer Entscheidung der bayerischen Rechtsaufsicht jedoch offen. Der Kreuzwertheimer Bürgermeister Klaus Thoma hatte beim Neujahrsempfang der Gemeinde eine Stellungnahme publik gemacht, in der eine Unterstützung des Wertheimer Krankenhauses durch die bayerischen Gemeinden untersagt werde.
Finanzierung der Notaufnahme muss noch geklärt werden
Dass die Notaufnahme bereits jetzt geöffnet habe, sei nach den Worten von Bürgerspital-Geschäftsführer Alexander Gläser "eine ausgestreckte Hand an die Bevölkerung und den Landkreis" und ein Zeichen des guten Willens, so Dr. Schüder. Denn momentan werde die Notaufnahme komplett durch das Bürgerspital finanziert.
Die Mediclin AG sucht für die Reha-Einrichtung derzeit noch Personal in der Pflege, der Therapie und im ärztlichen Dienst, heißt es aus der Pressestelle. Aktuell hätten rund 40 Mitarbeitende einen Vertrag, langfristig seien etwa 100 Mitarbeitende bei voller Auslastung der Betten gewünscht. Derzeit laufen die Vorbereitungen, Ende Januar oder Anfang Februar wolle man mit den ersten Betten in Betrieb gehen.