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Karlstadt
Wer schreibt heute noch Postkarten? Fünf Menschen erzählen, warum ihnen diese noch wichtig sind
Es gibt sie noch, die guten alten Postkarten, denn eine WhatsApp-Nachricht kann man nicht an den Kühlschrank heften. Und auch junge Menschen verschicken gerne noch analoge Urlaubsgrüße.
Sie alle verschicken gerne noch Postkarten (oben von links): Barbara Wolf, Vera Woisetschläger, Fabian Helmerich, (unten von links) Friedl Brendel, Carlotta mit Oma Renate.
Foto: Günter Roth | Sie alle verschicken gerne noch Postkarten (oben von links): Barbara Wolf, Vera Woisetschläger, Fabian Helmerich, (unten von links) Friedl Brendel, Carlotta mit Oma Renate.
Günter Roth
 |  aktualisiert: 16.09.2023 03:02 Uhr

"Schöne Grüße von unserem Urlaub in der Lüneburger Heide. Das Wetter ist gut und wir machen viele Ausflüge". Jahrzehntelang landeten unzählige Bildpostkarten aus allen Ländern in deutschen Briefkästen und ebenso viele Touristen kauften die bunten Bilder und verschickten sie an die Daheimgebliebenen, um diesen eine Freude zu bereiten.

Die erste handgemalte, bebilderte Karte wurde 1840 in England verschickt, die erste deutsche Sendung ist von 1866 bekannt. Mit dem Aufkommen des farbigen Bildrucks kam dann der Durchbruch für die Postkarte. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden touristische Ansichtskarten verschickt, während des Ersten Weltkriegs hatten die Soldaten die Möglichkeit, ihren Lieben daheim per Feldpost eine bebilderte Nachricht zu schicken. Mit dem Aufkommen des Massentourismus erlebte die Ansichtskarte ihren Höhepunkt, viele können sich sicher noch gut an die zahllosen Kartenständer in den Urlaubsorten erinnern.

Im Zeitalter von E-Mail, WhatsApp und Bildnachrichten ist dieser Brauch stark zurückgegangen. Doch einige Zeitgenossen pflegen ihn heute noch – und das sind nicht nur die "Alten". Wir haben fünf Menschen befragt, wieso sie das heute noch tun.

1. Barbara Wolf hat eine Leidenschaft für Ansichtskarten

Barbara Wolf ist leidenschaftliche Kartensammlerin. Besondere Karten bewahrt sie in Jahresalben auf.
Foto: Günter Roth | Barbara Wolf ist leidenschaftliche Kartensammlerin. Besondere Karten bewahrt sie in Jahresalben auf.

Barbara Wolf hat eine Leidenschaft für Ansichts- und Grußkarten. Sie verschickt sie zu vielen Anlässen und sie freut sich, wenn eine im Postkasten liegt. Zum letzten runden Hochzeitstag kamen beispielsweise so viele Glückwünsche, dass sie diese an mehreren Schnüren quer durch das Wohnzimmer aufgehängt hat. Ansonsten werden die Grüße mit Bändern an die Wand gehängt und besonders schöne oder wichtige sammelt Wolf in Jahresalben. "Die holen wir dann an den langen dunklen Winterabenden hervor und erfreuen uns an den Motiven und den Grüßen unserer Freunde", sagt sie. Natürlich hat die Kartenflut auch bei ihr nachgelassen, aber die analogen Karten sind greifbar, man kann sie anfassen – eigentlich sogar daran riechen.

2. Fabian Helmerich mag Postkarten, aber verschickt auch gerne elektronische Grüße

Ansichtskarten werden heute vielfach von elektronischer Post verdrängt. Fabian Helmerich heftet die Karten gerne als Andenken an den heimischen Kühlschrank.
Foto: Günter Roth | Ansichtskarten werden heute vielfach von elektronischer Post verdrängt. Fabian Helmerich heftet die Karten gerne als Andenken an den heimischen Kühlschrank.

Ein mäßiger Kartenschreiber ist Fabian Helmerich, leitender Angestellter im Rathaus von Arnstein. Aber auch er huldigt hier der "Alten Schule", denn Ansichtskarten sind schon etwas Besonderes, etwas Physisches, denn "eine App kann man halt nicht an den Kühlschrank heften", schmunzelt er. Aus seinem letzten Urlaub im Mai hat er aus dem Elsass an die Eltern geschrieben und vom Waginger See kam kürzlich ein Gruß von Verwandten aus Israel. Ein Onkel hatte mit den Enkeln in einem Wohnwagen Urlaub gemacht und die jungen Leute waren total außer sich, weil sie zuvor nie einen Caravan gesehen hatten. Viele Grüße verschickt Helmerich aber mittlerweile auch auf elektronischem Weg.

3. Friedl Brendel freut sich über Urlaubsgrüße von ihrer Familie

Friedl Brendel freut sich über jeden Urlaubsgruß aus der großen Familie. Hier eine Karte aus Südtirol vom Enkel Freddy.
Foto: Günter Roth | Friedl Brendel freut sich über jeden Urlaubsgruß aus der großen Familie. Hier eine Karte aus Südtirol vom Enkel Freddy.

Mit elektronischen Sendungen hat Friedl Brendel aus Stetten so überhaupt nichts am Hut. Die 86-Jährige freut sich vielmehr über jede Nachricht per Brief oder Karte im Postkasten. Die letzte kam vom Enkel Freddy aus dem Ultental in Südtirol. Früher, als sie noch selbst häufiger verreisen konnte, war sie eine fleißige Postkartenschreiberin.

4. Vera Woisetschläger schreibt gerne mit ihren Kindern Postkarten

Vera Woisetschläger schickt mit ihrer Familie viele Ansichtskarten an Freunde und Verwandte und freut sich über jede Karte, die im eigenen Postkasten liegt.
Foto: Günter Roth | Vera Woisetschläger schickt mit ihrer Familie viele Ansichtskarten an Freunde und Verwandte und freut sich über jede Karte, die im eigenen Postkasten liegt.

Aber auch jüngere Leute schreiben heutzutage noch analoge Urlaubsgrüße. Vera Woisetschläger schreibt gemeinsam mit ihren beiden Kindern gerne aus den Ferien an Freunde und Verwandte. Dann kommt natürlich auch einiges zurück: Die sechsjährige Tochter Isabella bekam Nachricht von ihrer Freundin aus dem Hollandaufenthalt und Oma Moni schickte Fotogrüße aus Travemünde.

5. Carlotta freut sich immer über Postkarten von ihrer Oma Renate

Jedesmal wenn die Großeltern verreisen, erwartet die achtjährige Carlotta eine Ansichtskarte von ihnen. Oma Renate kommt dem gerne nach.
Foto: Günter Roth | Jedesmal wenn die Großeltern verreisen, erwartet die achtjährige Carlotta eine Ansichtskarte von ihnen. Oma Renate kommt dem gerne nach.

Die jüngste Ansichtskartensammlerin ist die achtjährige Carlotta Riedmann. Jedes Mal wenn die reiselustigen Großeltern irgendwo unterwegs sind, erwartet die Enkelin einen Bildergruß, was die Oma gerne erledigt. Die letzte Karte kam daher von einer Flusskreuzfahrt auf dem Rhein mit dem Passagierschiff "Arosa". Selbstverständlich schreibt Carlotta auch nachhause, wenn sie selbst auf Reisen ist.

Hybridlösung: Analoge Postkarte aus eigenen Bildern machen lassen

Wird die Ansichtskarte ein Auslaufmodell? Ja und nein, sagt Melanie Rüppel vom Stadtladen in Karlstadt. Die üblichen Glückwunsch- und Kondolenzkarten gehen weiter und die zahlreichen Besucher auf dem Campingplatz oder die Radtouristen decken sich nach wie vor gerne mit guten Bildkarten ein. Schließlich hat nicht jeder Smartphone-User das fotografische Geschick für ein eindrucksvolles Bild von der Karlsburg oder vom Schwedenmännle.

Letztendlich gibt es aber auch noch eine Hybridlösung. Im Internet gibt es die Möglichkeit aus digitalen Bildern eine analoge Postkarte machen zu lassen. Bilder aus dem Urlaub werden hochgeladen, auf Postkartenformat gebracht und dann über die Post an die angegebene Adresse verschickt. So entsteht eine individuelle Ansichtskarte nach altem Muster, die man dann gut an den Kühlschrank heften kann.

 
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