Sie haben lange auf persönliche Kontakte verzichten müssen: Bewohner und Bewohnerinnen in den Senioreneinrichtungen im Landkreis. Seit die Inzidenzen niedrig sind, lockern sich auch Schritt für Schritt die Regeln für Besuche. So ist die Testpflicht für vollständig Geimpfte seit Juni in Bayern für Regionen mit Inzidenz unter 50 aufgehoben. Doch das sehen einige Einrichtungen im Landkreis kritisch. So empfiehlt das Gesundheitszentrum Main-Spessart in Gemünden seinen Besuchern, sich zu Beginn eines Besuchs vor Ort testen zu lassen. "Corona-Ausbrüche trotz vollständiger Impfung, wie beispielsweise kürzlich im Pflegeheim im Grafenrheinfeld, sind nur mit weiterer Testung rasch zu erkennen", erläutert Helena Sobotta vom Gesundheitszentrum in einer Pressemitteilung.
In Gemünden: Trotz vollständiger Impfung an Corona erkrankt
Das geht allerdings nur mit einer festen Terminvergabe. Weil immer mehr Besucher kommen wollten, sei es bei der Terminvergabe in den letzten Wochen zu Problemen gekommen. So seien manche Plätze bereits kurz nach Öffnung der Rezeption ausgebucht gewesen. Als Reaktion darauf habe man die Plätze auf 25 pro Besuchstag erhöht. "Nun wollen wir sehen, ob sich die Situation dadurch entspannt", so Sobotta.
Warum Regeln des Gemündener Hauses lassen sich als Reaktion auf den großen Corona-Ausbruch im vergangenen Herbst und Winter verstehen, den man hier erlebt hat. Dazu kommt, dass in der Einrichtung, in der 108 Bewohner leben, ab April 2021 drei bereits vollständig geimpfte Personen an Corona erkrankten. Für die betroffenen Personen und weitere Bewohner bedeutete dies erneut eine wochenlange Quarantäne – teilweise bis Mitte Mai. "Für diese Personen waren damals erneut keine Besuche möglich", so Sobotta.
Für Besucher in Lohr gilt: Möglichst mit FFP2-Maske
119 Bewohner leben im Caritas-Seniorenzentrum St. Martin in Lohr derzeit. Sie alle dürfen mittlerweile wieder in den Räumen des Zentrums und auf ihren Zimmern besucht werden sowie zu Ausflügen abgeholt werden. Eine Begrenzung der Besucherzahlen pro Tag gibt es dort nicht. "Wir haben die Erfahrungen gemacht, dass sich das von selbst reguliert und nicht Überhand nimmt", sagt Emelie Schneider, Leiterin der Einrichtung.
Allerdings müssten sich alle Besucher vorher telefonisch anmelden und registrieren lassen zur Kontaktnachverfolgung. "Die Koordination ist eigentlich das Schwierigste", so Schneider. Um vor allem an den Wochenenden, an denen es besonders voll wird, alle Besucher managen zu können, hat das Seniorenzentrum extra Leute eingestellt.
Testen lassen muss sich derzeit keiner, der zu Besuch kommt. Allerdings gilt für alle Gäste Maskenpflicht. "Wir drängen auch auf FFP2-Masken", so Schneider. Für das Personal gilt das Tragen einer medizinischen Mund- und Nasenschutz. Die Bewohner hingegen dürfen die Maske im Haus ablegen. "Das genießen sie auch", so die Heimleiterin. Vor allem bei der Hitze.
Spontaner Schnelltest in Arnsteiner Pfründnerspital jederzeit möglich
Wer Angehörige oder Bewohner im Pfründnerspital in Arnstein besuchen möchte, meldet sich derzeit telefonisch in der Einrichtung an, erläutert Leiterin Sanela Jonjic. "Die Leute müssen angeben, um welche Uhrzeit sie kommen, was sie machen wollen, zum Beispiel draußen spazieren gehen oder ins Zimmer, und mit wieviel Personen sie kommen." Vor Ort werden alle Besucher registriert. Einen Test muss keiner mehr vorweisen. Allerdings gebe es die Möglichkeit, vor Ort einen Schnelltest zu machen, wenn sich ein Besucher unsicher ist, zum Beispiel weil er leichte Halsschmerzen hat.
Generell versuche man, niemanden abzuweisen und Besuche auch spontan möglich zu machen. "Die Leute haben lange genug Geduld gehabt", so Jonjic. Trotzdem sei das höchste Gebot, dass das Virus nicht wiederkomme. Die Zusammenarbeit mit den Angehörigen sei in dieser Hinsicht aber sehr gut, betont die Leiterin. Die Leute zeigten sich kooperativ und verständnisvoll. Einen übermäßig hohen Besucherandrang nach der langen Zwangspause gebe es derzeit nicht. Im Durchschnitt seien sieben bis acht Besucher am Tag da. Das Haus in Arnstein hat derzeit 60 Bewohner.
Von morgens acht Uhr bis abends 20 Uhr können die Bewohner im Haus Lehmgruben in Marktheidenfeld Besucher empfangen - selbstverständlich unter Beachtung der Hygiene- und Schutzmaßnahmen und bei Dokumentation der Daten. Auch dort wird kein Test mehr von den Besuchern verlangt. Dennoch bittet das Haus, das zur Rummelsberger Diakonie gehört, Angehörige und regelmäßige Besucher darum, es über den aktuellen Status – geimpft, teilgeimpft oder eben noch nicht – zu informieren.
Getestet wird in Marktheidenfeld trotzdem täglich – das Angebot gilt vor allem den Mitarbeitern, auch den Geimpften. Mindestens zweimal wöchentlich sollte sich das Personal weiterhin testen lassen, empfiehlt Erik Schmekel, Leiter der Einrichtung. "Wir hatten die Pandemie im Haus und wissen, was das bedeutet", so der Leiter. Vier Wochen über Weihnachten isoliert im Zimmer – das sei nicht spurlos an allen Bewohner vorbeigegangen. Welche Gefahr er in der hochansteckenden Delta-Variante sieht? "Wir hatten auch die britische Variante im Haus", so Schmekel. Sollte ein Fall auftreten, hoffe man auf einen milden Verlauf. Wappnen könne man sich höchstens durch gute Schutzausrüstung und Impfungen.
Mit diesen Gedanken im Gepäck, bereiten ihm die Bilder der Fußball-EM von zum Teil vollgepackten Stadien wie in Budapest, gemischte Gefühle. "Wenn ich das aus Sicht eines Einrichtungsleiters eines Seniorenzentrum beurteilen soll, ist das grenzwertig", so Schmekel. Nach Spielen der Fußball-Europameisterschaft haben sich mehrere Fans aus Dänemark mit dem Coronavirus infiziert – unter anderem mit der Delta-Variante.
Situation in den Kreisseniorenzentren sowie der Heroldstiftung in Karlstadt
Keinen Test, dafür eine Voranmeldung braucht es für Besuche in den Kreisseniorenzentren in Gemünden und Marktheidenfeld sowie in der Otto-und-Anna-Herold-Stiftung in Karlstadt. Besuche in Einzelzimmern sind möglich. Ansonsten stehen der Außenbereich der Einrichtungen und spezielle Besuchszimmer zur Verfügung, informiert Anja Hildenbrand, Pressesprecherin am Klinikum Main-Spessart. "Zum Check-In bieten wir den Besuchern die Verwendung der Luca-App an", so Hildenbrand. Das Angebot sei freiwillig – die relevanten Daten können nach wie vor auch analog erfasst werden.
"Uns ist bewusst, dass die Regelungen sowohl für unsere Bewohner als auch für die Angehörigen Einschränkungen bedeuten", so Hildenbrand. Allerdings könnte sich schon bald etwas ändern: Ende Juni will man das Thema erneut betrachten und mit Blick auf die Situation etwaige Anpassungen vornehmen.