Dass es in der Sitzung des Werkausschusses des Eigenbetriebs Klinikum Main-Spessart am Montag in Marktheidenfeld nicht so lief wie erhofft, das bekamen vorher schon die Vertreter der Initiative „Pro MAR“ zu spüren. Nach 40 Minuten Warten vor dem Speisesaal, in dem sich die Kreisräte in nichtöffentlicher Runde offenbar die Köpfe heiß debattierten, zogen die acht Interessierten wieder ab – ohne jede Information von drinnen.
Sieben Minuten später öffnete sich dann die Türe zu einer durchaus bemerkenswerten Sitzung, in der die Emotionen hochkochten. Nach einer ausführlichen Schilderung des Nachnutzungskonzeptes„Gesundheit und Leben“ für den Klinikstandort Marktheidenfeld durch Berater Clemens Kühlem (Starnberg) herrschte gewisse Ratlosigkeit. „Ich bin etwas unschlüssig, was wir überhaupt beschließen sollen“, meinte Landrat Thomas Schiebel nach dem Vortrag. Viele Dinge seien schon beschlossen, „aber die Detailplanung brennt uns auf den Nägeln“.
Manfred Stamm wurde deutlich: „Gescheiter bin ich durch diesen Vortrag nicht geworden. Es war für mich null, aber auch null Neues dabei.“
Mehr Reha, mehr Geriatrie
Einen attraktiven Gesundheitsstandort mit dem Schwerpunkt „Versorgung im Alter“ möchte Kühlem in Marktheidenfeld entwickeln. Die Strukturen hier seien gut, er sehe gute Chancen, so der „Klinik-Coach“, der auf Erfahrungen bei der Entwicklung von 20 anderen Klinikstandorten verwies. Anhand der Flächennutzung machte er Verschiebungen ab 2023 deutlich. Dann werden 2500 Quadratmeter frei, die aktuell noch für die Akut-Medizin genutzt werden.
Davon profitieren sollen vor allem Rehabilitation (plus elf Prozent Fläche von jetzt 1600 auf dann 2600 Quadratmeter) und Senioreneinrichtungen (plus zehn Prozent von 2800 auf 3800 Quadratmeter). Jeweils zwei Prozent mehr Platz sollen fachärztliche und therapeutische Versorgung (1300 qm) und Wohnraum (500 qm) bekommen, unverändert bleibt das Bildungszentrum (1200 qm).
Man habe nun schon mehrere Gutachter gehört, so der Landrat. „Das, was gebetsmühlenartig wiederholt wird, das ist der Status quo – wir wollen einen Schritt weiter kommen.“
Und Christian Menig verwies auf die örtlichen Befindlichkeiten, wie sie der Normalbürger sehe: „Marktheidenfeld wurde ein Teil des Krankenhauses genommen. Karlstadt hat ein schlüssiges Konzept, das will Marktheidenfeld auch.“
Viele ihrer in früheren Sitzung vorgelegten Fragen seien weiter unbeantwortet, stellte Marktheidenfelds Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder fest. Auch sie vermisste Konkretes und nannte Ziele, die ihr am Herzen liegen: „Ich will ambulantes Operieren hier ermöglichen“, so das eine. Auch die Einrichtung einer neurologischen Reha, die es im Landkreis noch nicht gibt, möchte sie nicht aufgeben. Und den jungen Ärzten möchte sie ein Ärztehaus schmackhaft machen.
„Klinik-Bashing“
Auf die vielen Anstrengungen der Verwaltung verwies Klinikreferent Gregor Bett. „Es gibt wenige Ärzte, die wir nicht angesprochen haben“, machte er deutlich, und dass man in Marktheidenfeld „keine Kassenarztsitze backen“ könne. Er bat auch darum, das „Klinik-Bashing“ zu beenden, dass nichts fürs Krankenhaus getan werde. Bett: „Hier werden politische Erwartungen erzeugt und geschürt, die unrealistisch sind.“
Beendet wurde die Diskussion ohne Beschlussvorschlag. Landrat Schiebel beauftragte die Verwaltung, bis zur Kreistagssitzung am 18. Mai konkrete Vorschläge zu machen – ansonsten werde das Thema nicht beraten.