Die Region wird immer beliebter bei Touristen. Das Bayerische Landesamt für Statistik verzeichnete im ersten Halbjahr erneut steigende Übernachtungszahlen in Mainfranken. Auch in Karlstadt gibt es laut Statistikamt Grund zur Freude. Die Übernachtungen stiegen von rund 22 200 Übernachtungen im Jahr 2016 auf rund 23 250 in 2017. Die offizielle Statistik berücksichtigt dabei alle Betriebe mit mindestens zehn Betten. Auf einen weitaus höheren Wert kommt jedoch Moritz Sporer vom Deutschen wirtschaftswissenschaftlichen Institut für Tourismus (dwif). Der Tourismusverbund Franken e.V. hat das Institut damit beauftragt, den Stellenwert des Tourismus in Karlstadt zu untersuchen. Die Ergebnisse stellte Sporer kürzlich in der Stadtratssitzung vor. Und diese Übernachtungszahlen sind weitaus höher als die der amtlichen Statistiker.
Große Differenz bei Statistiken
Das Institut untersuchte nämlich ebenfalls Übernachtungen in Betrieben mit weniger als zehn Betten – und kommt auf 55 000 Übernachtungen. Ein großer Teil entfiele auf Hotels und Pensionen (46 Prozent), außerdem stark vertreten seien Übernachtungen auf Campingplätzen und in Reisemobilen (44 Prozent). Der Rest seien Privatvermietungen. „Machen Sie sich nicht kleiner, als Sie sind“, appellierte Sporer an die anwesenden Stadträte in Hinblick auf die große Differenz zwischen amtlicher Zahlen und derer des Instituts.
Denn Karlstadt profitiere auch von einer ganz anderen Art von Touristen, die offizielle Statistiken ebenfalls nicht einberechnen würden – die Tagestouristen. 700.000 Tagesreisen gab es laut Institut im Jahr 2017. „Tagestourismus ist der wichtigste Treiber in Deutschland und auch in Karlstadt“, meinte Sporer. Anlass für einen Tagesaufenthalt seien oftmals die Besichtigung von Sehenswürdigkeiten, der Besuch von Veranstaltungen oder lediglich ein Aufenthalt zum Shoppen oder Essen in der Stadt. Die Zahl beinhalte auch Radtouristen, wie Stadtrat Manfred Goldkuhle (CSU) wissen wollte. Um diese Zahlen zu erheben, greift das Institut auf Marktdaten zurück, die es jährlich erhebt. Beispielsweise durch Interviews mit Deutschen zwischen 14 und 75 Jahren. Zusätzlich nutze es weitere regionalspezifische Daten, zum Beispiel zum Steueraufkommen und Bevölkerungsstruktur.
Jeder zweite Euro fließt in Einzelhandel
Und diese Gäste lassen in der Regel Geld in der Stadt – mit unterschiedlichen Tagesausgaben je Touristenart (siehe Grafik). Den Gesamtumsatz aus dem Tourismus schätzt das Institut auf 24,2 Millionen Euro. „Fast jeder zweite Euro fließt dabei in den Einzelhandel“, erklärte Sporer in der Sitzung. Und der Tourismus profitiere vor allem von den Tagestouristen, die 19,5 Millionen vom Gesamtumsatz in Karlstadt lassen würden. So sorge der Tourismus für Arbeitsplätze und Steuern. „Und es gibt in Karlstadt viele Bereiche, die es nur geben kann, weil es den Tourismus hier gibt“, meinte der Experte.
Stadträte teilweise skeptisch
Skeptisch zeigte sich Stadtrat Harald Schneider (SPD), der die Belastbarkeit der Zahlen in Frage stellte. „Laut Zahlen der Tagestouristen müssten pro Tag ja Tausende Leute in Karlstadt unterwegs sein, doch manchmal sehe ich nicht einmal fünf“, sagte er. Sporer vom dwif betonte, dass die Zahlen durch interne Studien und Kontrollen sehr belastbar seien. Eine genaue Zählung sei aber nicht möglich.
Skepsis äußerte auch Wilhelm Glück (SPD). Ihm fehle eine Aussage darüber, wie viel Geld vom Tourismus tatsächlich in der Stadt bleibe. Sporer antwortete, dass in erster Linie natürlich das Gewerbe davon profitiert. „Doch beispielsweise fließt durch die Gewerbesteuer auch wieder etwas in die Stadt.“ Die Diskussion rund um die Zahlen und deren Aussagekraft wird am 8. November im Wirtschaftssauschuss noch genauer fortgeführt.