Zwischen der Chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong und der beschaulichen aber nicht minder bedeutenden Gemeinde Himmelstadt (Lkr. Main-Spessart) liegen rund 9000 Kilometer. Auch wenn der Konflikt und die Massenproteste in der asiatischen Millionenmetropole weit weg von Unterfranken sind, haben sie dennoch unmittelbare Auswirkungen. Und zwar auf den hiesigen Postverkehr. Genauer gesagt auf die Weihnachtspost, die jedes Jahr Kinder aus aller Welt an das Christkind nach Himmelstadt senden.
In der Adventszeit sitzt dann ein Team aus knapp 35 ehrenamtlichen Helfern samt der Leiterin Rosemarie Schotte in der Weihnachtsstube des Christkinds im Himmelstädter Rathaus, um die kleinen und großen Anliegen der Kinder zu beantworten. Die Weihnachtspostfiliale ist die einzige in Bayern und wurde 1986 gegründet. Obwohl sie offiziell am ersten Advent öffnet, sind bisher schon einige tausend Briefe in Himmelstadt eingetroffen und bereits 3000 beantwortet worden, berichtet Schotte. Die bisherige Höchstmarke an Weihnachtsbriefen liegt bei 80 000 Stück, erzählt die 78-Jährige, die seit 27 Jahren mitwirkt. Doch diese Rekordzahl könnte heuer unterboten werden.
Wegen Massenprotesten weniger Post aus China?
Denn heuer habe die Post aus Asien in diesem Jahr stark nachgelassen, sagt die Leiterin. "Abgesehen von deutschen Einsendungen waren sonst China und Russland immer am stärksten vertreten." Schotte vermutet einen Zusammenhang zwischen dem Rückgang der Briefe und den Ausschreitungen in Hongkong. "Mein Mann und ich haben sofort daran gedacht, als wir gesehen haben, dass ein Brief sogar vorab von chinesischen Behörden geöffnet wurde", sagt sie. Allerdings könne dies auch aus Versehen passiert sein. "So etwas kommt ja schließlich auch hierzulande mal vor."
Insgesamt, erzählt Rosemarie Schotte, erreiche Himmelstadt Post aus 127 Ländern. Die meisten Briefe würden Weihnachtswünsche von Kindern enthalten. "Die Klassiker sind nach wie vor Playmobil, Lego oder Barbies." Bei der Beantwortung gehe man aber meist nicht auf die einzelnen Wünsche ein, sondern schicke den jungen Menschen eine besinnliche Weihnachtsgeschichte. Doch auch Probleme und emotionale Wünsche kämen unter den Einsendungen vor. In diesem Fall beantwortet Schotte die Nachrichten mit persönlichen Worten.
Wunschzettel und traurige Schicksale
"Häufig schreiben uns Kinder von Streitigkeiten in der Familie, Trennungen der Eltern oder sie wünschen sich, dass ihre Mama wieder gesund wird", sagt Schotte. Oftmals richteten Kinder in den Briefen auch Grüße an die verstorbenen Großeltern aus. Und nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene wendeten sich gelegentlich mit ihren teils ernsten Anliegen und Wünschen an das Christkind beziehungsweise an die Weihnachtspostfiliale.
Wie viele Briefe in diesem Jahr noch kommen, weiß die Leiterin nicht. "In der Adventszeit wird es aber sicherlich noch einen großen Schub geben", so Schotte. Ofizieller Einsendestart ist der 2. Dezember. Adresse: An das Christkind, 97267 Himmelstadt. Damit Schotte und ihr Team auch wirklich alle Briefe beantworten können, sollten diese spätestens zehn Tage vor Heiligabend eingehen, damit die Antwort noch vor dem 24. Dezember ankommt. Geöffnet ist das Weihachtspostamt im Rathaus immer montags bis freitags von 9 bis 13 Uhr. Zu bestimmten Öffnungszeiten können Briefe dort auch persönlich abgegeben werden. Weitere Informationen unter: weihnachtserlebnisse.de/weihnachtspostfiliale/